Warum Forex-Market-Maker das „Last Look“-Verfahren nutzen, um toxischen Orderflow zu filtern
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Der Devisenmarkt unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen Finanzmärkten. Im Gegensatz zu Aktienbörsen ist der Forex-Markt weitgehend dezentral organisiert, wobei Banken, Broker und Market-Maker die Liquidität bereitstellen. Diese Struktur bringt besondere Herausforderungen mit sich, insbesondere im Umgang mit toxischem Orderflow.
Obwohl umstritten, ermöglicht das „Last Look“-Verfahren Liquiditätsanbietern, die Ausführung einer Order für einen kurzen Moment zu verzögern. In dieser Zeitspanne können sie die Order auf ihre Gültigkeit prüfen und bewerten, ob sie möglicherweise von einer Form des schädlichen oder „toxischen“ Orderflows stammt.
Was bedeutet „Last Look“ im Forex-Handel?
„Last Look“ bezeichnet das Recht eines Liquiditätsanbieters, eine eingereichte Order vor ihrer endgültigen Ausführung zu akzeptieren, abzulehnen oder zu einem neuen Preis zu requotieren. Diese Überprüfung erfolgt innerhalb von Millisekunden und gibt dem Market-Maker die Möglichkeit, die Marktbedingungen zu analysieren, bevor er die Order ausführt.
Besonders im was ist Forex Trading spielt dieser Mechanismus eine zentrale Rolle, da der Devisenmarkt dezentralisiert ist und Market-Maker Liquidität bereitstellen. Der Mechanismus funktioniert folgendermaßen:
- Ein Trader sendet eine Order zum Kauf oder Verkauf eines Währungspaars zu einem angebotenen Kurs.
- Der Market-Maker pausiert die Order für einen sehr kurzen Moment, um zu prüfen, ob der Kurs noch aktuell ist und ob die Order möglicherweise einem Muster von toxischem Orderflow entspricht.
- Die Order wird akzeptiert, abgelehnt oder mit einem neuen Preis requotiert. Falls sich die Marktbedingungen erheblich verändert haben oder die Order als potenziell toxisch eingestuft wird, kann der Market-Maker die Ausführung verweigern.
Was ist toxischer Orderflow?
Toxischer Orderflow beschreibt Handelsaktivitäten, die den Market-Maker systematisch benachteiligen. Zu den häufigsten Formen gehören:
- Latenzarbitrage: Trader nutzen Hochgeschwindigkeitsverbindungen, um Preisunterschiede zwischen verschiedenen Liquiditätsanbietern auszunutzen.
- Informierter Handel: Manche Trader verfügen über überlegene Marktinformationen oder Modelle, die kurzfristige Preisbewegungen besser vorhersagen können als der Market-Maker.
Diese Formen des Orderflows erhöhen die Kosten der Market-Maker, reduzieren ihre Bereitschaft, enge Spreads anzubieten, und können dazu führen, dass sie ihre Liquiditätsbereitstellung einschränken oder zurückziehen.
Warum Market-Maker „Last Look“ nutzen
Market-Maker sind nicht nur Vermittler, sondern tragen aktiv Risiken, wenn sie Orders ausführen. Ohne Schutzmechanismen wie „Last Look“ wären sie anfälliger für Informationsasymmetrien, die zu konstanten Verlusten führen könnten.
1. Schutz vor adverser Selektion
Adverse Selektion tritt auf, wenn eine Marktpartei über mehr oder bessere Informationen verfügt als die andere. Im Devisenmarkt nutzen einige Trader algorithmische Strategien oder Latenzarbitrage, um den „wahren“ Marktpreis schneller zu erkennen als der Market-Maker. Dadurch handeln sie systematisch zu für sie vorteilhaften und für den Market-Maker nachteiligen Preisen.
Mit „Last Look“ können Market-Maker diese problematischen Orders herausfiltern, bevor sie ausgeführt werden, und sich so gegen diese Art von Marktmanipulation schützen.
2. Sicherstellung stabiler Marktbedingungen
Durch das Ablehnen von Orders aus toxischem Orderflow können Market-Maker stabilere und vorhersehbarere Preisstellungen gewährleisten. Dies schützt nicht nur ihre eigene Rentabilität, sondern schafft auch ein verlässlicheres Handelsumfeld für andere Marktteilnehmer. Ein Market-Maker, der regelmäßig durch toxischen Orderflow Verluste erleidet, könnte sich gezwungen sehen, die Liquiditätsbereitstellung einzuschränken, was wiederum die Markteffizienz beeinträchtigen würde.
3. Aufrechterhaltung wettbewerbsfähiger Spreads
Wenn Market-Maker durch toxischen Orderflow regelmäßig Verluste erleiden, müssen sie ihre Spreads ausweiten, um dieses Risiko auszugleichen. Durch den Einsatz von „Last Look“, um problematische Orders zu filtern, können sie ihre Spreads enger halten. Engere Spreads bedeuten geringere Transaktionskosten für andere Marktteilnehmer und tragen zur Liquidität des Marktes bei.
Kritik an „Last Look“
Trotz seiner Vorteile ist das „Last Look“-Verfahren nicht unumstritten. Kritiker bemängeln insbesondere folgende Punkte:
- Unsicherheit bei der Orderausführung: Trader wissen im Voraus nicht, ob ihre Order akzeptiert oder abgelehnt wird, was die Planung und das Risikomanagement erschweren kann.
- Potenzielle Missbrauchsmöglichkeiten: Einige Market-Maker könnten das Verfahren nutzen, um auch valide Orders abzulehnen, wenn sich der Markt innerhalb von Millisekunden leicht zu ihren Ungunsten bewegt.
Viele Market-Maker betonen jedoch, dass „Last Look“ nicht dazu dient, gewinnbringende oder verlustreiche Orders selektiv auszuführen. Vielmehr wird es als Instrument eingesetzt, um die Bereitstellung von Liquidität langfristig sicherzustellen, ohne sich toxischen Orderflows auszusetzen.
Fazit
Der Devisenmarkt ist schnelllebig und dezentralisiert, wodurch Market-Maker mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sind. Toxischer Orderflow – etwa durch Latenzarbitrage oder informierten Handel – kann ihre Fähigkeit beeinträchtigen, wettbewerbsfähige Preise anzubieten. „Last Look“ gibt Market-Makern die Möglichkeit, Orders kurzzeitig zu überprüfen, bevor sie endgültig ausgeführt werden. Dadurch können sie sich vor schädlichen Handelsstrategien schützen, stabile Spreads anbieten und ein zuverlässiges Handelsumfeld für die Mehrheit der Marktteilnehmer gewährleisten.