Trauer, Wut und Fassungslosigkeit, aber auch ein starker Zusammenhalt innerhalb der Dorfgemeinschaft. Nachdem zwei Teenager den Friedhof in Groß Varchow bei Möllenhagen verwüstet hatten und nahezu jeden der über 60 Grabsteine umstürzten, Gräber zerstört und die Totenruhe gestört hatten, kamen gestern zahlreiche Betroffene zusammen, um sich mit einer Lichterandacht Halt zu geben.
„Als ich am Donnerstag von der mutwilligen Zerstörung erfuhr und hierher nach Groß Varchow kam, sah es aus, als hätte hier ein Tornado gewütet“, Thomas Diener. Der Bürgermeister der Gemeinde Möllenhagen, kann es immer noch nicht fassen, mit welcher blinden Zerstörungswut zwei 14-jährige Mädchen für unbeschreiblichen Schmerz sorgten. „Die beiden haben keinen Grabstein, keine Umrandung der Gräber und keinen Grabschmuck ausgelassen. Einen umgeworfenen Grabstein mussten wir mit einem Minibagger wieder aufrichten“, so Thomas Diener, der sich still mit einer Kerze in der Hand in die weit über 100 Personen starke Trauergemeinde einreihte, die sich am Sonntag zu einer Lichterandacht auf dem Friedhof Groß Varchow zusammenfanden. „Das Warum macht uns so betroffen. Es ist hier ein Friedhof, der umfriedet ist und der für Frieden steht“, unterstrich Pastor Reinhard Witte, der die abendliche Andacht inszenierte.
In kleinem Rahmen ohne viele Worte wollte der Pastor der Toten gedenken, deren Totenruhe gestört wurde und den Angehörigen sowie Betroffenen Kraft geben. „Und sie alle sind betroffen, darum sind sie auch so zahlreich hier auf dem Friedhof in Groß Varchow zusammengekommen“, begrüßte Pastor Reinhard Witte weit über 100 Frauen und Männer, Kinder und Senioren. „Es war zutiefsterschütternd zu sehen, wie Menschen getrauert und geweint haben, wie Menschen wütend wurden“, so Pastor Witte. Und wütend waren die Menschen auf zwei 14-jährige Mädchen, die einen ganzen Friedhof zerstörten.
„Das Bild in der Zeitung vom umgefallenen Kreuz machte mich fassungslos“, erklärte Britta Carstensen. „Es ist die größte Zerstörung auf einem Friedhof, die ich kenne“, so die Pröpstin weiter. „Wie kommen Menschen auf so eine Idee. Eine Antwort hierauf wird es nicht geben, jeder einzelne Grabstein ist eine Familiengeschichte. Lassen sie uns das gemeinsam durchstehen. Zeigen sie, dass sie das als Gemeinschaft schaffen. Lassen sie uns helle Lichter der dunklen Zerstörung entgegenstellen“, wünschte sich Pröpstin Britta Carstensen. Und ihr Wunsch wurde erhört.
Zahlreiche Kerzen erhellten den Friedhof in Groß Varchow, der sich zur Sonntagnacht verdunkelte. Die ersten Grabsteine wurden bereits wieder aufgestellt und einige Schäden behoben. Andere brauchen noch mehr Zeit. Ebenso, wie die Zerstörungswut der Teenager zu verarbeiten. Dass Groß Varchow und die Gemeinde Möllenhagen durch den Vorfall enger zusammengewachsen ist, zeigten gegenseitige Hilfsangebote und Gespräche an den Gräbern der Ahnen.
Die Lichterandacht umrahmten die Musiker des kleinen Posaunenchores aus Luplow, Waren (Müritz) und Altentreptow. Mit ihnen stimmte Pastor Witte auch das passende Schlusslied „Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in deiner Hand“ an. Ein Wiedersehen der Dorfgemeinschaft wird es in den kommenden Tagen mit Sicherheit öfter geben, denn neben den Aufräumarbeiten haben die Einwohner von Groß Varchow noch eine weitere Idee, die umgesetzt werden soll. Aus dem Friedhof in Groß Varchow soll nicht nur wieder die alte Ruhestätte der Toten, sondern auch ein Mahnzeichen werden.