Zitim im mexikanischen Bundesstaat Chiapas
Diavortrag in der Werleburg mit Malchower Hebamme Christiane Ulrich
Am Abend des 10. September 2024 berichtete die Malchower Hebamme Christiane Ulrich in einem Diavortrag über ihren jüngsten Aufenthalt in Zitim im mexikanischen Bundesstaat Chiapas. Sie reist regelmäßig für mehrere Monate dorthin, um in einer Klinik für indigene Frauen zu helfen. Dieses Mal hatte sie für die Präsentation in der Malchower „Werleburg“ einen Gast mitgebracht, den Mexikaner Andrés, der zur großen Familie ihrer indigenen Kollegin Luisa gehört. „Abenteuer in Mexiko – zwischen dörflichem Leben und touristischen Zielen“, eine Veranstaltung der Stadtbibliothek Malchow, hatte am Abend des 10. September eine große Zahl Zuhörer in den Saal der „Werleburg“ gelockt. Kurz vor Beginn um 19 Uhr musste Bibliotheksleiterin Sabine Schöbel daher zusätzliche Stühle aufstellen. Rund fünfzig Leute wollten hören und sehen, was die Hebamme Christiane Ulrich bei ihrem jüngsten Aufenthalt in Zitim erlebt hatte. Die Berlinerin, die seit mehreren Jahren in Malchow lebt und in der Region ihrem Beruf nachgeht, reist seit zwölf Jahren immer wieder in den Ort im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas, der sich an der Grenze zu Guatemala befindet, und unterstützt dort die Arbeit in einer Klinik für indigene Frauen mit ihrer Erfahrung. Mehrfach hat sie bereits in der „Werleburg“ Vorträge darüber und über ihre Reisen auf dem mittel- und südamerikanischen Kontinent gehalten.
Dieses Mal begleitete sie der Mexikaner Andrés, Schwager der Hebamme Luisa, mit der Christiane Ulrich vor Ort zusammenarbeitet, und Teil einer vielköpfigen Familie. Christiane Ulrich und Andrés begannen den Abend mit einem traditionellen Lied aus der Maya-Kultur, dem „Tanz des Jaguars“, bevor sie das Publikum begrüßten. Andrés spricht „nur“ seine indigene Sprache und Spanisch, daher übersetzte die Hebamme zwischen ihm und den Gästen. Die folgende Bilderserie zu den vier Monaten, die Christiane Ulrich seit dem Frühjahr in Zitim verbracht hatte, war reich an Farben und Impressionen. Sie zeigte vor allem das einfache Leben der indigenen Familien, die in dem auf über 2000 Metern Höhe gelegenen Ort wohnen: Landwirtschaft, Tierhaltung, die Zubereitung des Essens, das typische Kunsthandwerk und immer wieder Frauen und ihre Partner kurz nach der Geburt der Kinder. „Viele Paare dort haben zwischen sechs und zwölf Kindern“, kommentierte Christiane Ulrich. Auch Andrés hat acht Geschwister. Die Kenntnisse über Medizin, Heilkunst und Geburtshilfe werden durch Überlieferung und Erfahrung erworben. Formale Ausbildungen spielen keine große Rolle. Heilpflanzen findet man im Wald. Zu jeder gibt es Rezepte, wie man sie anwendet. Die indigene Hebamme Luisa, selbst Mutter von vier Kindern, arbeitet wie die anderen Frauen hart auf dem Feld und in der Küche.
Wenn sie in ihrer Eigenschaft als Hebamme gebraucht wird, unterbricht sie diese Tätigkeit. Ihre jugendliche Nichte begleitet sie bereits öfter zu Einsätzen und schaut sich vieles ab. „Zu meinen Aufgaben vor Ort zählt es auch, Kranke mit dem Auto über die ländlichen Straßen in das vierzig Kilometer entfernte San Cristóbal de las Casas zu bringen, wenn man ihnen vor Ort nicht helfen kann“, erzählte Christiane Ulrich. Sie hat den Frauen in Zitim einige „westliche“ Medizinmaßnahmen gezeigt, wie das Legen eines Tropfes. Das wird nun fleißig geübt. Die Kombination aus traditionellen und modernen Behandlungsmethoden zeitigt recht gute Ergebnisse. Der Alltag der Malchower Hebamme auf ihren Mexiko-Reisen ist aber nicht nur von der Arbeit am Patienten geprägt. In ihrem Vortrag berichtete sie auch darüber, wie die Menschen vor Ort ihren Schutzpatron aufwändig feiern. Sie konstruieren zum Beispiel Figuren aus Pappmaché, in denen verschiedene Feuerwerkskörper eingebaut werden. „Erstaunlicherweise ist noch nie etwas damit passiert. Das ist ein Glück, denn so etwas wie eine Feuerwehr gibt es dort nicht.“
Auf einem Ausflug nach San Cristóbal hat Christiane Ulrich junge Männer aufgenommen, die sich für einen Feiertag als Jesus ans Kreuz schlagen lassen und danach natürlich medizinisch behandelt werden müssen. Eine andere Sequenz zeigte, wie die Bewohner der Hauptstadt den „Día de los Muertos“, den Tag der Toten, begehen, zum Beispiel mit Totenschädeln aus Zuckerzeug, die man essen kann. Für ihren Gast Andrés sind das vertraute Eindrücke. Dagegen musste er, der bis dato noch nie sein Land verlassen hatte, sich auf Deutschland erst einmal einstellen. „Am Anfang war ich am Abend immer sehr erschöpft von all den Erlebnissen. Nun habe ich mich etwas eingewöhnt“, erzählte der Mexikaner, der am 30. September wieder in seine Heimat zurückfliegen wird.