Wer zur Schule geht, muss seine Hausaufgaben machen. Das wissen Schüler, Eltern und Lehrer. Auch die Warener Stadtvertreter hatten der Stadtverwaltung von Waren (Müritz) Hausaufgaben aufgegeben und eigentlich erwartet, dass diese erfüllt werden – nämlich jene, die das Projekt Neubau Grundschule Käthe-Kollwitz“ endlich voranbringen. „Wir haben aus der jüngsten Stadtvertretersitzung mitgenommen, dass es ein Kommunikationsproblem zwischen Verwaltung und Stadtvertretung gibt“, räumte Bürgermeister Norbert Möller ein. Vorausgegangen war eine Haushaltsperre über 1,9 Millionen Euro, die durch das politische Gremium verhängt wurde.
Wie zu erwarten, nutze dies FDP-Chef Toralf Schur gleich, um nochmals zu verdeutlichen: „Es ist ein hoch emotionales Thema, ich habe ja meinen Unmut schon kundgetan. Wir wollen zwar vorwärtskommen, müssen aber auch dafür zurückblicken“, so der Fraktionsvorsitzende und erinnerte. „Von den ursprünglich 6.473 m² Bruttofläche, entspricht 5.393 m² Netto-Grundfläche, haben wir nach den Beratungen fraktionsübergreifend bereits abgespeckt und in der Stadtvertretung eine Netto-Grundfläche von 4.794 m² beschlossen“, so Toralf Schnur. Die frühste Vergabe der Planung war der 03. April 2020 und es wäre auch der gesamte Monat Zeit gewesen, also nach Ansicht der FDP/MUG kein zeitlicher Drang. „Ein kleinerer Speisesaal, zwei Unterrichtsräume fehlen – die Verwaltung muss sich mitteilen und die Fraktionen beteiligen“, wurde Schnur deutlicher.
„Wir müssen die Zahlen verstehen und brauchen einen Raumplan. Wir müssen wissen, was in dem Projekt Neubau Grundschule alles drin ist“, forderte der Stadtvertreter. „Das ist heute nicht Gegenstand der Tagesordnung, es soll auf dem Stadtentwicklungsausschuss am 19. November 2020 präsentiert werden“, informierte unterdes Norbert Möller und sorgte so für lange Gesichter. „Es kam doch erst in Gange, nachdem es massive Kritik gab. Ich habe erwartet, dass die Verwaltung eine Präsentation vorstellt, was uns erwartet“, zeigte sich Schnur zunehmend genervt. Als Präsentation wurde den Stadtvertretern lediglich eine DIN-A4-Blatt mit einer dreispaltigen Info ausgehändigt, in der die Entwicklungsstudie 2018, die Ausschreibung 2019 und der Planungsstand per 30.10.2020 aufgelistet wurde. Beim direkten Zahlenvergleich fiel schnell auf – es gibt erneut neue Zahlen, die vorher scheinbar keine der politischen Vertreter kannte. „Es wird ständig mit anderen Grundflächen hantiert. Jedes Mal neue Zahlen. Wir müssen wissen, was hinter diesen Zahlen steht. Ich hatte den Eindruck, wir wollen eine Schule voranbringen. Jetzt bekomme ich aber Eindruck, hier geht es nur darum – die Verwaltung macht keine Fehler“, hielt Christian Holz von der CDU den Zettel in der Hand. „Wir hatte eine Studie und dann einen Entwurf - jetzt eine Planung. Die Flächen ändern sich beispielsweise durch zweite Rettungswege“, versuchte Bauamtsleiter Ingo Dann zu erklären. „Es wird ein Mix aus Flur- und Clusterschule, vier Klassen werden zusammenziehen, mit vier Unterrichtsräumen und einen mittleren Multifunktionsraum“, so die Verwaltung weiter. Olaf Gaulke ergriff schließlich seitens der FDP/MUG das Wort. „Bevor ich vor 15 Jahren als DJ anfing, war ich in einem großen Unternehmen tätig.
Wenn man dort so gearbeitet hätte, wäre man entlassen worden“, so der Stadtvertreter sauer, der der Verwaltung ein unverbindliches Angebot für eine Baulösung als Modulgebäude zur Verfügung stellte. Auf acht Seite wurde ein Bau eines dreigeschossigen Schulgebäudes für 8,9 Millionen Euro angeboten. „Mit allem was wir brauchen, wären wir insgesamt bei 10,6 Millionen Euro und das Gebäude würde innerhalb von sechs Monaten stehen“, so Olaf Gaulke. Das brachte Bürgermeister Norbert Möller auf die Palme: „Das ist Äpfel mit Birnen vergleichen und das in der Öffentlichkeit.“ Auch Bauamtsleiter Ingo Dann wollte diesen Vergleich nicht zulassen. „Ich habe mich aber erkundigt. In München wurde eine Schule dieses Typs für 8,2 Millionen Euro gebaut. Die war aber dreimal kleiner. In Dresden gab es keine finanziellen Zahlen“, so Ingo Dann. Auch das mecklenburgische Karvelsdorf sprach der Bauamtsleiter an. „Hier wurde auch eine Schule neugebaut, aber auch die ist wesentlich kleiner“, so Ingo Dann merklich leiser. Das fiel nicht nur Toralf Schnur auf, denn „Dieser Schulneubau kommt unserem schon ziemlich nahe“, so der FDP-Politiker und mahnte weiter: „Wir werden keinen Klassenraum unterstützen, der kleiner als 75 Quadratmeter groß ist. Wo sind die geplanten Garderoben, wo sollen sich die Schüler umziehen. Wenn noch Spinde in die Klassenzimmer reinkommen, werden die noch kleiner.“ Laut Ingo Dann halte man sich an die Vorgaben und es sind jetzt auch die Räume über 70 Quadratmeter geplant. „Ich habe viel Zeit damit verbracht, mich mit den vorliegenden Zahlen zu beschäftigen. Das war jetzt alles umsonst. Wir brauchen endlich feste und die gleichen Zahlen“, wetterte Schnur, der seine Ausarbeitung wieder einpacken konnte.
„Ich fordere, dass jeder Stadtvertreter die Unterlagen bekommt. Die Lehrer sind Landesbedienstete, dürfen die über die städtischen Schulen und deren Bau entscheiden. Wie weit werden sie denn in die Planung einbezogen? Diese Kenntnisse brauchen wir natürlich auch als Stadtvertreter“, forderte René Drühl (CDU). Das sieht auch Frank Müller (AFD) so: „“Wir wollten an der Kommunikation arbeiten. Wie sollten Infos ohne viel nachfragen bekommen und jetzt gibt es auch wieder nur stückweise neue Erkenntnisse. Scheinbar ist selbst innerhalb der Verwaltung ein kommunikatives Problem. Spielen sie bitte mit offenen Karten.“ „Die Zahlen müssen stehen, damit wir die Haushaltssperre aufheben können. Das war schließlich Ziel der Übung“, gab Ralf Spohr (CDU) einen Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung der Verwaltung, die eigentlich im Zugzwang ist.
Bleibt zu erwarten und zu hoffen, dass innerhalb der städtischen Verwaltung jetzt die Hausaufgaben gemacht werden – am 17.11.2020 tagen der Kultur-, Bildungs- und Sozialausschuss, am 18.11.2020 der Finanz- und Grundstücksausschuss und am 19.11.2020 der Stadtentwicklungsausschuss.