Runder Tisch für Schulkonzept von Waren (Müritz)
Nachdem der Zug fast abgefahren ist, haben gestern Lehrer, Elternvertreter, Stadtvertreter, die Stadtverwaltung und Bauplaner es geschafft, sich an einen „runden Tisch“ zu setzen und über die Schulentwicklung von Waren (Müritz) sachlich und gemeinsam zu diskutieren. Es wurde zwar noch keine ultimative Lösung gefunden, aber Vorschläge, Ideen, Statements sowie Argumente und Gegenargumente abgewogen.
Stadtpräsident Rüdiger Prehn (Linke) hatte zu einem gemeinsamen Workshop in die Mensa West eingeladen, um ein Meinungsbild der Teilnehmer zu entwickelt. Bereits im Vorfeld forderte er von den jeweiligen Vertretern ein Statement ein, das sich auf eine DIN-A4-Seite beschränken sollte. „Das war gar nicht so einfach“, musste Stadtvertreter Toralf Schnur (FDP) eingestehen, der seine achtseitige Ausführung immens kürzen musste. „Die FDP/MUG-Fraktion vertritt die Auffassung, dass sowohl ein Grundschul-Campus als auch ein Regionalschul-Campus die Lösung für sämtliche Probleme der Inklusion und der Zukunftsfähigkeit im Allgemeinen darstellt.“ Diese Ausführungen kamen jedoch vorerst nicht zur Diskussion, da sie nicht im vorgegebenen zeitlichen Rahmen eingereicht wurden.
Seitens der Stadtverwaltung gibt es die Variante, die Käthe-Kollwitz-Schule als Ersatzneubau einer Grundschule am Standort Hans-Beimler-Straße in Modulbauweise bis zum Jahresende 2022 für 13,2 Millionen Euro mit vier Millionen Euro Förderung zu errichten. „Mit dieser Variante schaffen wir im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten und unter Einbeziehung der Fördermittel nachhaltige und inklusive Lernbedingungen für unsere Kinder. Das für die Umsetzung notwendige Raumprogramm wurde bereits mit der Stadtverwaltung, Schulleitung und dem Planungsbüro erarbeitet. Auch aus Sicht des Landes ist eine zukünftige Schule mit spezifischer Kompetenz im Grundschulbereich in Waren (Müritz) prioritär“, wird durch die Stadtverwaltung erklärt. Großes Manko an diesem Konzept: Die Regionale Schule Waren West steht hinten an und wird lediglich die notwendigen Sanierungen im Rahmen des Brandschutzes erfahren. Der eigentliche Umbau und die Sanierung sollen zwischen 2022 und 2025 für 11,3 Millionen Euro erfolgen. Zurzeit stehen noch keine Fördermittel für diese Variante zur Verfügung. Diese müssen für die neue EFRE-Förderperiode beantragt werden. Während der Baumaßnahme erfolgt der Umzug in die jetzige und dann zur Verfügung stehende Käthe-Kollwitz-Schule am alten Standort. „Eine parallele Bauweise schaffen wir personell nicht“, erklärte Ingo Dann vom Bauamt der Stadtverwaltung Waren (Müritz). Das sorgte für Unverständnis bei den anderen Teilnehmern und Sylvia Hänsel, Schulleiterin an der Regionalen Schule Waren / West, machte ihrem Unmut Luft, denn „ihre“ Schule steht seit vielen Jahren hinten an.
Um das Für und Wider sachlich zu ordnen, brachte Rüdiger Prehn, der sich lediglich als Moderator sah, eine spielerische Methode auf den Tagesordnungspunkt. In Zweierteams wurden positive und negative Argumente zusammengetragen, um sich in die Rolle der vermeintlichen Gegenspieler zu versetzen. Wer als Zuhörer jetzt eine lautstarke Diskussion und Standpunktverteidigung erwartete, wurde schnell eines Besseren belehrt. Sachlich kamen die Teilnehmer schnell auf einen Nenner, denn es geht nur gemeinsam. Zumal mit den Ferien weitere Probleme öffentlich wurden. Der Regionalen Schule Waren West fehlen für den Informatikunterricht zwei Räume. „Und das Schuljahr beginnt in der kommenden Woche“, so Sylvia Hänsel. Drei Stunden nach dem Start des von Stadtpräsident Rüdiger Prehn angesetzten Workshops hatte man zwar noch keine Lösung, aber einen Ansatz und den Ansporn, nach der langen Zeit der Planung Nägel mit Köpfen zu machen. Eine Auswertung des Workshops soll in den kommenden Tagen erfolgen.
Ideen- und Standortpapier der AFD Fraktion für den „Runden Tisch zur Schulentwicklung in Waren (Müritz)“
Für die AFD Fraktion in der Warener Stadtvertretung ist die Ertüchtigung der Schulen in Waren West das mit Abstand höchstpriorisierte Thema der Stadtpolitik für die nächsten Jahre.
Unsere Kinder und ihre Ausbildung und Erziehung unter bestmöglichen Voraussetzungen sind Grundlage für das künftige Gedeihen unseres Gemeinwesens in Waren, für die weitere positive Entwicklung der Stadt. Darüber hinaus sind wir es als mittlere Generation von heute unseren Nachkommen schuldig, für ihren bestmöglichen Start ins individuelle Leben zu sorgen.
Dieser bestmögliche Start wird ermöglicht durch moderne Schulgebäude (was natürlich alle Einrichtungen der nachschulischen Betreuung ebenso einschließt wie Sportstätten, aber auch sichere Schulwege), eine moderne und zweckdienliche Einrichtung und Ausstattung selbiger.
Aber auch ohne Lehrer und Erzieher ist all dies nichts wert. Vor dem Hintergrund offenbar sinkender Attraktivität kleinstädtischer Gemeinwesen für Absolventen der Lehrerausbildung ist ein moderner und exzellent ausgestatteter Schulstandort ein wichtiger Standortfaktor für die Gewinnung der künftigen Lehrerschaft.
Nach Durchsicht der Standort- und Entwicklungsstudie „Schulstandorte Waren West“ aus der Feder von „ign architekten + ingenieure“ haben wir verstanden, dass die ursprünglich betrachteten Varianten 0 bis 4 aus verschiedenen Gründen untauglich sind, wie die Studie dies auch klar ausweist.
Die besonders „günstigen“ Varianten, die noch immer viel Geld kosten, führen zu nicht nachhaltigen Ergebnissen, die entweder durchgängig oder teilweise räumliche Mindeststandards gar nicht erreicht werden. Die deutlich teureren Varianten führen zwar zum gewünschten Standard, sind aber finanziell nicht tragbar bzw. dauern in der Realisierung zu lange.
Die am Ende der Studie erarbeiteten beiden Vorzugsvarianten (Neubau Grundschulcampus in der Beimlerstraße sowie Ertüchtigung des Schulstandortes Regionale Schule) sind vor dem Hintergrund der Kürze des den Planern zur Verfügung stehenden Zeit sehr gute Ansätze, die sicher sowohl hinsichtlich der konzeptionellen, bautechnischen und zeitlichen Ausführung als auch der finanziellen Priorisierung noch deutliches Optimierungspotenzial aufweisen.
Unter Berücksichtigung der im Folgenden aufgeführten Optimierungsvorschläge (die weder den Anspruch auf Vollständigkeit noch auf gründliche fachliche Fundierung erheben können), wären die beiden genannten Vorzugsvarianten die favorisierten Szenarien für die AFD Fraktion.
Ideen zur Optimierung und Ermöglichung der Realisierung der Vorzugsvarianten:
- Planung und Ausführung aller Neubauteile in zeit- und kostensparender Bauausführung in Fertigmodulbauweise
- Umgehender Baubeginn des Grundschulcampus, um wenigstens den Standort für die jüngsten Kinder schnell zu realisieren àzumindest mal ein Projekt sauber „abhaken“
- Planung der neu zu errichtenden Bauwerken „auf Zuwachs“, das heißt grundsätzliches Vorsehen von einfach zu realisierenden Aufstockungen oder Erweiterungen, auch bei der Dimensionierung der haustechnischen Systeme und der Verkehrs- und Fluchtwege
Lösungsvorschlag Stadtverwaltung zur Sanierung und Umbau der Schulen Waren West entsprechend der Inklusionsrichtlinie
1. Käthe-Kollwitz-Schule
Ersatzneubau einer Grundschule am Standort Hans-Beimler-Straße in Modulbauweise
Planung: 2019/2020
Bauausführung: 2020 – 31.12.2022
Kosten: 13.246.188,- € lt. Konzept ign
Fördermittel: 4.000.000,- € (Komminvest FR)
Mit dieser Variante schaffen wir im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten und unter Einbeziehung der Fördermittel nachhaltige und inklusive Lernbedingungen für unsere Kinder.
Das für die Umsetzung notwendige Raumprogramm wurde bereits mit der Stadtverwaltung, Schulleitung und dem Planungsbüro erarbeitet.
Auch aus Sicht des Landes ist eine zukünftige Schule mit spezifischer Kompetenz im Grundschulbereich in Waren (Müritz) prioritär.
2. Regionale Schule Waren West
Umbau und Sanierung einschließlich der räumlichen Erweiterung entsprechend des festgestellten Bedarfs
Planung/Bauausführung: 2022 – 2025
Kosten: 11.293.876,- €
Fördermittel: 0 €, sind neu zu beantragen
Grundlage dieser Berechnung ist das Gutachten von BBL und ein jährlicher Preisindex von 5 %. Zurzeit stehen noch keine Fördermittel zur Verfügung. Diese müssen für die neue EFRE-Förderperiode beantragt werden. Während der Baumaßnahme erfolgt der Umzug in die jetzige und dann zur Verfügung stehende Käthe-Kollwitz-Schule am alten Standort.
3. Baumaßnahme Regionale Schule im Zeitraum 2019 – 2021
- Reduzierung der Brandlasten im Schulgebäude Rückbau von OSB-Platten
- Einbau von zwei Rauchschutztüren zur Herstellung von Brandabschnitten
- Aufstellung einer kleinen Containeranlage für 2 zusätzliche Klassenräume im Bereich Clara-Zetkin- Straße zur kurzfristigen Entspannung der Raumproblematik
Raumgröße ca. 200 m²
geschätzte Baukosten: 380.000,- €
ALHO Modulbauweise
In vielen Städten und Gemeinden in Europa - so auch aktuell in Waren - steht die Aufgabe, schnell qualitativ hochwertige Bildungseinrichtungen/-flächen zur Verfügung zu stellen, ganz oben auf der Agenda: Sei es als Neubauten auf der „grünen Wiese“, als Anbauten und Erweiterungen von Bestandsgebäuden oder als Nachverdichtungsprojekte, wie zum Beispiel Aufstockungen im gewachsenen urbanen Umfeld – auch im inklusiven Schulkontext. Für alle diese Bauaufgaben zeigt die moderne ALHO Modulbauweise seit langem schon qualifizierte Lösungsansätze auf. Bauten in ganz Deutschland zeigen die enorme Vielfalt des schnellen Bauens mit Raummodulen gerade im Schulkontext beispielhaft auf.
Modulbauweise am Beispiel „Schule Dresden Terrassenufer“
Seit dem Schuljahr 2018/2019 ist Dresdens erste Modulbauschule in Betrieb.
Der rund 3.000 qm Bruttogrundfläche umfassende dreigeschossige Baukörper ist trotz seiner Funktion als Interimsschule ein auf Dauernutzung hin konzipiertes, hochmodernes Modulgebäude. Die ALHO Modulbauweise ist solide wie „Stein auf Stein“ - allerdings mit einem entscheidenden Vorteil: Mit ihr lassen sich Gebäude wesentlich schneller und flexibler realisieren als in konventioneller Bauweise. Auch in Bezug auf Schallschutz, Brandschutz und Dämmung entspricht das Modulgebäude dem Standard eines hochwertigen Schulneubaus.
In nur 18 Tagen waren die Module montiert und fertig für den Ausbau.
FDP/MUG-Fraktion: Stellungnahme zum „Runden Tisch“ zur Schulentwicklung im Bereich Waren/West
Die FDP/MUG-Fraktion vertritt die Auffassung, dass sowohl ein Grundschul-Campus als auch ein Regionalschul-Campus die Lösung für sämtliche Probleme im Bereich der Inklusion und der Zukunftsfähigkeit im Allgemeinen darstellt. Eine Diskussion über etwaige Alternativen erübrigt sich nach unserer Einschätzung allein deshalb, da die grundsätzlichen Probleme insbesondere im Hinblick auf die Raumbedarfe nicht gelöst oder nur anteilig gelöst werden können.
Zusätzlich ist es zwingend erforderlich die Finanzierung der Schulneubauten sicherzustellen ohne dabei die finanzielle Leistungsfähigkeit unserer Stadt aufzugeben. Vor diesem Hintergrund schlagen wir vor im Rahmen der Finanzierung eine jährliche Sondertilgung der entsprechenden Kredite vorzunehmen, deren Höhe sich in Anlehnung an die Grundstücksverkäufe koppelt. Hierbei sind nach derzeitigem Stand 25% der Grundstückserlöse zweckgebunden als Rückstellung im Haushalt für diese Sondertilgung darzustellen. Ausgehend von einer zu vereinbarenden Regelung bzgl. des Verzichts auf eine Vorfälligkeitsentschädigung seitens der Kreditinstitute könnte eine erheblich zeitliche Verkürzung der Darlehenszeiträume erreicht werden. Hier ist insbesondere mit dem zuständigen Ausschuss schnellstmöglich eine Lösung zu erarbeiten.
Eine Finanzierung der Schulneubauten kann nicht zwingend von der Investitionstätigkeit der Stadt in anderen Bereichen abhängig gemacht werden, herbei ist zu prüfen von welchen konkreten Maßnahmen im Bereich der Investitionen tatsächlich abgesehen werden kann. Dazu erwartet die FDP/MUG-Fraktion eine entsprechende Vorarbeit der Stadtverwaltung mit einer „Streichliste“ in Höhe der Investitionen für die Schulneubauten. Eine abschließende Beurteilung bzw. Bewertung muss anschließend durch die Gremien erfolgen.
Im Hinblick auf die Umsetzung der von uns seit Beginn der Diskussion geforderten 2 neuen Schulen ist anzumerken, dass der Bedarf für den Schulneubau aus unserer Sicht zuerst bei der Regionalen Schule Waren/West und anschließend bei der Grundschule Käthe-Kollwitz liegt. Der angedachte Schulneubau der Grundschule Käthe-Kollwitz wird ausdrücklich, wie bereits bei der Abstimmung zum inakzeptablen Vorschlag der Verwaltung aus dem letzten Jahr, vorbehaltlich einer nachvollziehbaren Finanzierung, unterstützt. Ein Schulneubau der Regionalen Schule Waren/West wird ebenso unterstützt, selbst wenn dadurch die möglichen Fördermittel nicht eingeworben werden können. Es ist aus Sicht unserer Fraktion nicht verständlich, wenn die Fördermittel für eine Sanierung (50%-Lösung) fließen, während sie für einen Ersatzneubau (100%-Lösung) nicht vergeben werden. Hier erwarten wir von der Stadtverwaltung unverzüglich eine deutlich entschiedenere Vorgehensweise gegenüber dem zuständigen Ministerium. Ohne eine deutliche Steigerung der Aktivitäten der Stadtverwaltung, hier im Besonderen der Verwaltungsführung, ist ein Scheitern der gesamten Investitionsmaßnahmen in die Schulen aus heutiger Sicht zu erwarten.