Fähe aus dem Nieskyer Rudel an der Seenplatte
Aktuelle genetische Untersuchungen weisen einen weiblichen Wolf im Müritz-Nationalpark nach. Wie Norman Stier, Koordinator des Wolfsmonitorings in Mecklenburg-Vorpommern, mitteilte, handelt es sich um eine Fähe aus dem Nieskyer Rudel bei Görlitz in Sachsen.
„Seit 2012 gibt es immer wieder eindeutige Nachweise von einzelnen Wölfen im Müritz-Nationalpark. Bisher wurde keines der Tiere im 32.200 Hektar großen Schutzgebiet sesshaft. Die Tiere, zumeist junge Rüden, waren nur auf der Durchreise. Es ist aber davon auszugehen, dass sich auf kurz oder lang Wölfe auch dort ansiedeln. Der Müritz-Nationalpark bietet mit seinen großen zusammenhängenden Lebensräumen östlich der Müritz gute Voraussetzungen für Wölfe. Bislang gibt es aber keine Anhaltspunkte dafür, dass das Weibchen aus Sachsen hier geblieben ist“, sagte der Minister für Landwirtschaft und Umwelt Dr. Till Backhaus.
Bereits Anfang des Jahres hatten Mitarbeiter des Nationalparkamts Müritz und Besucher des Nationalparks Fährten, Kot und Urinproben gefunden, die auf einen Wolf hindeuteten. „Eine genetische Analyse bringt absolute Sicherheit, ob die Spuren tatsächlich einem Wolf zuzuordnen sind. Außerdem ist mit der Methode ein Herkunftsnachweis möglich“, erläutert Volker Spicher vom Nationalparkamt Müritz. Das junge Weibchen habe auf seinem Weg von Sachsen an die Müritz mindestens 300 Kilometer zurück gelegt und mehrere Autobahnen überquert. Die Ranger suchten intensiv weiter nach Spuren.
Anfang April wurde darüber hinaus in der Ueckermünder Heide ein alter Wolfsrüde WR4 „Torben“ gefangen und mit einem GPS-Halsbandsender markiert. Ob es sich dabei um den seit 2007 dort lebenden Rüden handelt, der aus der Lausitz stammt, sollen nun genetische Analysen klären. Der Rüde wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes besendert, das das Raum-Zeit-Muster von Damwild und Wölfen im gemeinschaftlichen Lebensraum untersucht. Das Vorhaben wird in enger Abstimmung zwischen dem Landesjagdverband MV, dem Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, dem Forstamt Jasnitz der Landesforstanstalt und dem Land MV durch die TU Dresden – Forstzoologie durchgeführt. Finanziell unterstützt wird das Projekt bisher aus Mitteln der Jagdabgabe des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie durch den Deutschen Jagdverband und den Freundeskreis freilebender Wölfe.
„Jetzt können auch in diesem Gebiet, ähnlich wie schon im Forstamt Jasnitz westlich von Ludwigslust, Wölfe und Damwild parallel untersucht werden. Anhand der Peildaten von Wölfen ist vorgesehen, Risse zu lokalisieren und diese hinsichtlich Präferenz der Wölfe bei Alter, Geschlecht und Kondition zu analysieren. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für die Entwicklung von Konzepten zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Schalenwild. Auch geben die GPS-Daten von Wölfen Aufschluss über die Lebens- und Aktionsräume der Tiere. Diese wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse sind für die Planungen zum weiteren Umgang mit dem Rückkehrer von unschätzbarem Wert“, betonte Backhaus.
Die ersten Peildaten belegen die Vermutung, dass das Ueckermünder Rudel sein Territorium nicht nur in der Ueckermünder Heide sondern auch angrenzend in Polen hat.
Auch ruft der Minister die Bevölkerung erneut dazu auf, Wolfssichtungen oder Hinweise auf Wölfe zu melden. Adressaten sind unter anderen das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG), der Fachbereich Forstzoologie der TU Dresden oder das Nationalparkamt.