
Mitte Januar verabschiedeten die Lehrer und Schüler der Fleesenseeschule ihren Hallenwart Willi Kühn in den Ruhestand. Zu seinen Ehren steht nun eine Ehrentafel auf dem Schulhof neben einem frisch gepflanzten Bäumchen. Die Tafel trägt die Aufschrift: „Er ging stets gut behütet durch die Hallen unserer Schule“ - weniger als Anspielung auf Gottes Segen als auf die schwarze Baskenmütze, die Willi Kühns Markenzeichen ist. „Wenn ich sie nicht trage, erkennt mich keiner“, sagt der Neu-Ruheständler.
Mit seiner Zeit als Hallenwart an der Fleesenseeschule verbindet Willi Kühn nur positive Erinnerungen. Das betrifft sowohl die Arbeit selbst als auch die Verabschiedung: „Die Veranstaltung zu meinem Ausscheiden war für mich sehr bewegend“, erzählt der Malchower. Über die Arbeit sagt er: „Es war die schönste Tätigkeit, die ich jemals ausgeübt habe.“ Aber der Reihe nach.
Willi Kühn wurde 1958 in Altentreptow geboren, besuchte dort die zehntklassige Oberschule, absolvierte eine Ausbildung zum Dachdecker und übte diesen Beruf in Altentreptow aus. 1982 zog er nach Malchow und arbeitete bei der Dachdeckerei Müller. Mitte der Nuller Jahre kam eine Auftragsflaute. Mehrere Mitarbeiter wurden entlassen. „Da war es mir sehr recht, dass der damalige Bürgermeister mit der Frage an mich herantrat, ob ich Hallenwart der neu gebauten Turnhalle der Fleesenseeschule werden möchte.“ Kühn wollte und begann am 15. August 2006 seine Arbeit. All die Jahre startete er früh um 6.30 Uhr und war um 14.30 Uhr offiziell fertig. „Ich habe mich um alles gekümmert, was mit der Halle und dem Sportplatz zu tun hatte: Habe die Sportgeräte gewartet und gepflegt, ebenso die Anlagen drinnen wie draußen. Wenn etwas kaputt war, habe ich es repariert.“ So musste Willi Kühn zum Beispiel die Laufbahn sauber halten und ab und an mit neuem Granulat versorgen, den Kunstrasen mit einem Trecker „kämmen“, im Sommer den echten Rasen mähen, im Winter Schnee fegen, malern oder Sprungböcke, Matten und Schläger wieder einsatzfähig machen „Wenn abends die Vereine in der Halle oder auf der Anlage trainierten, bin ich oft mal schauen gegangen, ob alles in Ordnung ist. Die Vereinssportler konnten mich auch anrufen, wenn schnell etwas zu reparieren war, was nicht warten konnte – zum Beispiel ein Netz.“ Dafür musste Willi Kühn nicht einmal seinen hellblauen VW-Bus mit dem Logo des Eishockeyvereins „Malchower Wölfe“ starten. Er konnte zu Fuß gehen, wohnt er doch ganz in der Nähe. „Ich habe das alles gern getan“, sagt er. Nun ist Nachfolger Enrico Hauck in seine Fußstapfen getreten. „Er wird das gut machen“, so Kühns Urteil über den 45-jährigen, der vorher in Roez Hausmeister war und den er zwei Wochen lang eingearbeitet hat.
Wie für viele seiner Altersgenossen steckt der Ruhestand für Willi Kühn noch voller Aktivität. Er ist zehn Stunden pro Woche bei einem Malchower Unternehmen als Hausmeister tätig, was ihm einen kleinen Zuverdienst bringt. Und dann ist da auch noch das Eishockey: „Auch wenn ich wegen einer Verletzung den aktiven Sport an den Nagel hängen musste, gehöre ich noch zum Verein, zu den „Wölfen“. Ich kümmere mich unter anderem um den Transport der Spieler und um die Sponsoren. Außerdem begleite ich meinen Sohn und meinen Enkel, die beide spielen.“
Sein Markenzeichen, die schwarze Baskenmütze, wegen der er „Colonel Kühn“ oder „Picasso“ genannt wird, trägt er natürlich nach wie vor täglich, auch zu Hause. „Die erste Mütze dieser Art habe ich mir gleich nach der Wende gekauft. Seitdem bin ich Stammkunde eines Geschäfts in Boltenhagen, das diese Kopfbedeckungen anbietet. Das Exemplar, das ich jetzt aufhabe, ist vielleicht schon das zehnte oder sogar das fünfzehnte, ich habe nicht genau gezählt. Die Mütze gehört so sehr zu mir, dass mich ohne sie keiner erkennt“, erzählt Willi Kühn augenzwinkernd.