Christina Blohms Tage sind gut gefüllt: Die 33-jährige arbeitet als Wildnispädagogin, lehrt an der Beruflichen Schule Malchow und saniert ein Haus an der brandenburgisch-mecklenburgischen Grenze. Auf dem weitläufigen Grundstück, das zum Haus gehört, hat sie sich einen Traum erfüllt: Sie lebt naturnah in einer Jurte.
Hund „Johnny“ ist der erste Punkt auf Christina Blohms Tagesordnung. Gleich nach dem Aufstehen geht sie mit dem Tier spazieren, das sie auch bei den wildnispädagogischen Veranstaltungen begleitet. Dann bekommt „Johnny“ sein Futter und Christina Blohm widmet sich den Aufgaben des Tages: Sie arbeitet an ihrem Haus nahe der mecklenburgisch-brandenburgischen Grenze, reißt Wände heraus oder legt Mauern frei. Zwischendurch ist etwas am Rechner zu tun, sind Veranstaltungen oder Schulstunden zu planen und vorzubereiten. An zwei Tagen in der Woche fährt die 33-jährige die weite Strecke bis zur Beruflichen Schule Malchow und unterrichtet dort zehn Stunden pro Woche die Fächer „Spiel“ und „Nahrungszubereitung“ für angehende Kinderpfleger. Ein bis zwei Mal monatlich führt sie wildnispädagogische Veranstaltungen durch, die sich vor allem an Frauen und Kinder sowie Familien richten, wie Wildnistage und Wildniswanderungen. Außerdem begleitet sie Einzelpersonen, die auf der Suche nach anderen Lebensentwürfen sind. Christina Blohm lebt in einer Jurte, die sie ab 2018 mit Hilfe von Freunden gebaut hat. Danach kaufte sie das Grundstück in Brandenburg, um sie dort aufstellen und später vielleicht ringsum Schafe halten zu können. Das Haus dient perspektivisch als Rückzugsort und soll in der Zukunft einen Seminarraum beherbergen.
Dass die junge Frau, die aus Dambeck in der Nähe von Ludwigslust stammt, naturnah wohnt und arbeitet, ist kein Zufall. Pflanzen, Tiere, das Draußensein hat sie schon immer geliebt. Ein Praktikum in der neunten Klasse bei einer Wildnispädagogin war für sie die Initialzündung, um zu sagen: Das will ich auch machen! Zunächst studierte sie jedoch Religionspädagogik und Gemeindediakonie in Freiburg im Breisgau. Nach dem Abschluss kehrte sie wieder in ihre Heimat zurück und nahm eine Stelle als Gemeindepädagogin in Malchow an. Berufsbegleitend bildete sie sich Schritt für Schritt zur Wildnispädagogin weiter. Nebenberuflich begann Christina Blohm zudem, an der Beruflichen Schule Malchow zu lehren. Als Gemeindepädagogin steckte sie, die sich als wild und abenteuerlustig, aber auch in sich ruhend bezeichnet, in dem Konflikt, dass sie eigentlich mit den Kindern und Jugendlichen unter dem Dach der Kirche arbeiten sollte, es sie aber einfach nach draußen zog. Als Kompromiss entwickelte sie unkonventionelle Formen der Bildungsarbeit wie die „Kinderkirchennacht“, bei der ihre Schützlinge gemeinsam in der Kirche schliefen. „Auch mein Glaube wandelte sich damals – von traditionell protestantisch zu eher spirituell“, erzählt die Pädagogin, die eine Danksagung an die Natur in jede ihrer Veranstaltungen integriert. Bei diesen will sie einerseits Wissen über das vermitteln, was uns umgibt, andererseits die Teilnehmer dabei unterstützen, sich selbst weiterzuentwickeln. „Ich möchte das innere Feuer in den Menschen wecken und sie dafür begeistern, sensibel für ihre Umgebung zu sein.“