Die Stadtwerke Malchow haben mit den Firmen Electricité de France (EDF) und Urbanomy vereinbart, eine Projektstudie zum Energieträger Wasserstoff durchzuführen. Diese soll vor allem eruieren, wie und in welchem Umfang Unternehmen der Inselstadt Wasserstoff als Alternative oder Ergänzung zu anderen Energieträgern einsetzen können. Sollte der Bedarf gegeben sein, könnte dies der Anschub für eine industrielle Wasserstoffproduktion vor Ort sein.
Das Thema Energie ist momentan sehr aktuell. Fossile Energieträger werden mittelfristig knapp werden, daher zeugt es von Weitsicht, sich nach Alternativen umzuschauen. Wasserstoff könnte dafür in Frage kommen. „Auch wir als Stadtwerke Malchow befassen uns daher mit dem Thema“, sagt Werkleiter Robert Kersting. Schon vor einer Weile ist innerhalb des vom Bund geförderten Programms HyStarter in der Region ein Wasserstoffnetzwerk als Austauschplattform entstanden, an dem Malchow beteiligt ist. Nun soll ausgehend von dieser Initiative eine Studie starten, die als ersten Schritt den Bedarf Malchows an Wasserstoff abfragt, um herauszufinden, ob es hier überhaupt einen Markt dafür gäbe. Wenn das der Fall ist, könnte man später eine Wasserstoffproduktion auf lokaler Basis entwickeln. Diese Potentialanalyse soll im Rahmen einer Studie zur Erarbeitung von „Energetischen Sanierungskonzepten“ erfolgen. Geplant ist, sie von Mitarbeitern der Firmen Electricité de France (EDF) und Urbanomy in Kooperation mit den Stadtwerken durchzuführen.
Robert Kersting erläutert, wo im Detail innerhalb der Inselstadt angesetzt werden soll: „Wir möchten zum Beispiel herausfinden, ob Malchower Unternehmen aus der Transportbranche Wasserstoff als Alternative zum Diesel einsetzen würden. Auch zur Erzeugung von Fernwärme kann man Wasserstoff – neben Biomasse – nutzen. Deshalb werden wir ebenfalls untersuchen, welches Potential es hierfür in Malchow gibt.“ Falls sich genügend dauerhafte Interessenten für den Einsatz einer größeren Menge Wasserstoffs finden sollten, könnte die Stadt für die Erzeugung und Weiterleitung des Energieträgers eine eigene Infrastruktur aufbauen. Um Wasserstoff herzustellen, setzt man sogenannte Elektrolyse-Anlagen ein, die mithilfe von Elektrizität Wassermoleküle in Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten. Der Sauerstoff als Nebenprodukt könnte zum Beispiel in einer möglichen Fischzuchtanlage oder im Klärwerk genutzt werden. Der Wasserstoff ist zunächst in Form eines brennbaren Gases vorhanden. Dann wird er verdichtet, dadurch flüssig, kann in Tanks gefüllt und zum Verbraucher transportiert werden. Bei diesem, sei es ein Blockheizkraftwerk in der Fernwärme oder ein LKW, verläuft dann der Prozess in umgekehrter Reihenfolge: Aus Wasserstoff entsteht wieder Wasser und nutzbare Energie wird frei. Den für die Elektrolyse nötigen Strom könnte die Inselstadt in der Zukunft auch selbst produzieren, zum Beispiel über eine Photovoltaikanlage. „Wasserstoff ist deshalb interessant, weil er sich punktgenau bereitstellen lässt und über eine hohe Energiedichte verfügt“, kommentiert Robert Kersting.
Die Kooperation aus Stadtwerken und EDF/Urbanomy plant, noch im November den Förderantrag für die Studie bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einzureichen, und hofft natürlich auf einen positiven Bescheid. „Dann könnte es zu Beginn des nächsten Jahres losgehen. Die Studie soll rund acht Monate laufen. Daher ist am Ende des kommenden Jahres mit den Ergebnissen zu rechnen, wenn alles wie geplant verläuft“, so der Werkleiter. Den größten Teil der Kosten will man mit der Förderung abdecken. Die Stadt Malchow muss allerdings einen vierstelligen Betrag als Eigenanteil beisteuern. „Doch es lohnt sich, weil wir dann wissen, ob Wasserstoff ein Geschäftsmodell für Malchow sein könnte.“ Es ist für die Stadtwerke wichtig, diese Sicherheit zu haben, denn die Wasserstoff-Infrastruktur zu etablieren, ist sehr kostspielig. So kostet eine Elektrolyse-Anlage mehrere Millionen Euro. „Nicht umsonst spricht man bezüglich des Wasserstoffs von einer Hochrisikotechnologie. Wenn wir hier dann die nötige Infrastruktur aufbauen, brauchen wir auf jeden Fall ein solides und breit aufgestelltes Finanzierungsmodell und leistungsfähige Partner“, so Robert Kersting.