Die Stadtvertreter von Waren (Müritz) haben am Mittwoch trotz einer eher übersichtlichen Tagesordnung wieder eine Marathonsitzung hinter sich gebracht. Doch die ehrenamtlichen Politiker mussten sich nicht nur weit über vier Stunden und bis tief in die Nacht mit städtischen Problemen befassen, sondern wurden noch während der Sitzung öffentlich an den Pranger gestellt. In einer persönlichen Meinung schoss eine Journalistin in ihrem Blog gegen die Ehrenamtler und passte die Wahrheit für Stimmungsmache etwas an. Hintergrund war die Maskenbefreiung, die zuvor in dem 360 Quadratmeter großen Bürgersaal ausschließlich an den Sitzplätzen durch das Präsidium ausgesprochen wurde. Doch wer nicht nur das Handyfoto der Journalistin anschaut, sondern die Hintergründe beleuchtet, verzichtet wohl auf den großen Shitstorm.
Es war pünktlich um 18 Uhr, als Rüdiger Prehn, Präsident der Stadtvertretung von Waren (Müritz), die jüngste Sitzung der Warener Stadtvertretung am 17. März 2021 im Bürgersaal von Waren (Müritz) eröffnete. Insgesamt 24 Stadtvertreter der städtischen Fraktionen, Bürgermeister Norbert Möller und sechs Mitarbeiter der Stadtverwaltung, drei Pressevertreter sowie ein knappes Dutzend Besucher nahmen im großen Saal auf einer Fläche von 20 x 18 Metern Platz. „Wenn sie auf ihren Plätzen sitzen, können sie die Masken absetzen. Wer durch den Saal läuft oder dichter rücken muss, muss seine Maske wieder aufsetzen“, verkündete Rüdiger Prehn zum Sitzungsbeginn das Prozedere. Bis auf die beiden Mitglieder der Fraktion Bündis90 / Die Grünen, und die beiden Fraktionsvorsitzenden der FDP/MUG und der CDU nutzten alle Anwesenden dieses Angebot. Also, anders als auf dem Blog „Wir sind Müritzer“ mit „nur zwei Stadtvertreter tragen eine Maske“ veröffentlicht, trugen vier der 24 Stadtvertreter vorzugsweise weiterhin eine Maske. Der Bürgersaal selbst ist vollklimatisiert und weist aufgrund seiner Fläche und Höhe ein Raumvolumen von über 2.200 Kubikmetern auf. Diese Tatsache floss in die Entscheidung der Maskenbefreiung (am Platz) mit ein und legitimierte diese schließlich. Auch besagte Journalistin entblößte Mund und Nase nach der Bekanntgabe und legte ihre Maske freudestrahlend bei Seite.
Obligatorisch fragte Rüdiger Prehn auch zum Beginn der Sitzung, ob seitens der Presse Ton- und Videoaufnahmen gewünscht sind. Nachdem dies verneint wurde, folgten die ersten TOP und schließlich auch ein Redebeitrag von Norbert Möller zum bevorstehenden Haushalt. Die besagte Journalistin zückte ihr Handy und hielt drauf. Ein freundlicher und diskreter Hinweis von Rüdiger Prehn, der mit Maske zum Platz der Handyreporterin ging, dass Tonaufnahmen nicht erwünscht wurden und dementsprechend nicht genehmigt sind, brachte schließlich den Anstoß für das Sperrfeuer auf alle Stadtvertreter samt anwesender Stadtverwaltung. Schmollend erklärte sich die Journalistin und verfolgte weiter, natürlich ohne Maske, die Sitzung. Erst eine beantragte Auszeit seitens der CDU und einem persönlichen Gang aus dem Saal, ließ die Müritzer-Bloggerin mit Mund-Nasen-Schutz zurückkehren. Das war knapp zwei Stunden nach Sitzungsbeginn. Hier verharrte sie scheinbar dem öffentlichen Sitzungsende entgegensehnend, um schnellstmöglich ihre Meinung über den vermeintlichen Maskenfrevel in die Öffentlichkeit zu schicken. Um der Dramatik noch etwas mehr Biss zu verleihen, mussten maskentragende Schüler als Vergleich herhalten. Doch eben diese angeprangerten ehrenamtlichen Stadtvertreter haben diese Maskenpflicht in Schulen nicht veranlasst und zu verantworten.