
„Wer sich auf Plätzen oder in den Straßen umsieht, wird erkennen: Es dominieren Männernamen. 93 von 100 Straßen mit Namenszug sind männlich. Das ergab eine Auswertung der Leitstelle für Frauen und Gleichstellung. Mein Ministerium und die Leitstelle starten darum die Aktion ‚Frauen sichtbar machen‘ mit dem Ziel, Frauen stärker in den Fokus der Gesellschaft zu rücken. Dabei geht es über die Frage des aktuellen Engagements von lebenden Frauen hinaus. Frauen machen 50 Prozent der Bevölkerung aus, aber nur sieben Prozent bei Straßennamen. Wir finden, das ist ein zu großes Ungleichgewicht. Diese Schieflage führt uns weder zur Gleichberechtigung noch zur Gleichstellung“, betont die Ministerin für Justiz, Gleichstellung und Verbraucherschutz Jacqueline Bernhardt.
„Wenn wir auch im öffentlichen Leben und somit auch in der Sprache mehr Frauen benennen, denken wir sie automatisch mit. Wenn Frauen mehr stattfinden, werden sie weniger vergessen. Man nimmt Frauen mit ihren Leistungen zu wenig wahr. Es gibt Frauen unseres Bundeslandes, die sich schon einen Namen gemacht haben, die aber wenig bis gar nicht sichtbar sind. Franziska Tiburtius zum Beispiel, geboren 1843 auf Rügen, engagierte sich für die Frauenbewegung und insbesondere für die Aufhebung des Studierverbots für Frauen und gilt als erste deutsche promovierte Ärztin unserer Zeit. Sylvia Bretschneider aus Neubrandenburg war Landtagspräsidentin und sehr engagiert im Kampf gegen Rechtsextremismus. Im nächsten Jahr ist ihr fünfter Todestag. Von diesen Beispielen gibt es sehr viele im Land. Wir wollen bis zum Frauentag 2024 einen Katalog erarbeiten, der Kommunen helfen soll, bei Straßennamen auch an Frauen zu denken“, so Gleichstellungsministerin Bernhardt.
Die Landesbeauftragte für Frauen und Gleichstellung der Landesregierung Wenke Brüdgam: „Unser statistisches Faktenwerk zeigt sehr deutlich, dass nicht nur knapp sieben Prozent der Orte und Plätze mit Personen- oder Namensbezug in unserer Nachbarschaft sind nach Frauen benannt sind, bei Schulen sieht das ähnlich aus. Rund 90 Prozent der Schulen, die nach Persönlichkeiten benannt sind, tragen Männernamen, nur zehn Prozent Frauennamen. Dieses Ungleichgewicht wollen wir ändern und bauen dabei auf eine breite Beteiligung im Land. Ideen sammeln wir auf unseren Gleichstellungswerkstätten wie am 31. Mai in Schwerin. Weitere Ideen können auch auf unserer Internetseite ->Fokus Gleichstellung eingetragen werden. Straßen- und Schulnamen sind ein Symbol, um an die besondere Leistung von Menschen zu erinnern. Frauen sind hierbei nur selten zu finden, sie werden oftmals im öffentlichen Raum ausgeblendet. Dabei ist auch ihr Leben und Wirken Teil der Geschichte und gehört zum kulturellen Erbe einer Stadt oder Gemeinde. Straßen- und Schulbenennungen nach Frauen können dazu beigetragen, die Leistung von Frauen sichtbar zu machen und ihnen die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdienen“, so Wenke Brüdgam.
Hintergrund:
Straßennamen
Die ausgewerteten Daten wurden freundlicherweise durch das Amt für Geoinformation, Vermessungs- und Katasterwesen (Stand: 14.12.2022) zur Verfügung gestellt.
In Mecklenburg-Vorpommern sind insgesamt 26.334 Straßen erfasst. Davon sind 2.232 Straßen nach Personen und 525 Straßen nach Vornamen benannt (10,5 %).
Bei den Straßen, die nach Personen benannt sind, gehen 93,1 % auf männliche (z. B. August-Bebel-Straße oder Bismarckstraße) und 6,9 % auf weibliche (z. B. Marie-Curie-Straße) Personen zurück.
Bei den Straßen, die mit Vornamen versehen sind, sind 66,5 % männlich (z. B. Moritzstraße) und 34,5 % weiblich (z. B. Luisenstraße).
Schulen
Die ausgewerteten Daten wurden freundlicherweise durch das Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung (Stand: 16.02.2023) zur Verfügung gestellt.
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es insgesamt 621 Schulen. 185 sind (30 %) nach Personen benannt. Von diesem 185 sind 90 % nach Männern benannt (z. B. Albert-Einstein-Schule) und 10 % nach Frauen (z. B. Astrid-Lindgren-Schulen).