Sea-Ranger-Programm für Küstenfischer
Mecklenburg-Vorpommern unterstützt Küstenfischer, sich zukunftsfähig aufzustellen
Das Sea-Ranger-Programm, eine Initiative der Küstenfischer Mecklenburg-Vorpommerns zur Diversifizierung ihrer Einkommensmöglichkeiten, erhält volle Unterstützung der Landesregierung, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Stefanie Drese im Schweriner Landtag stellvertretend für ihren Kabinettskollegen und Fischereiminister Dr. Till Backhaus, der krankheitsbedingt nicht an der Landtagssitzung teilnehmen konnte.
„Die Fischer im Küstenmeer verfügen über einzigartige Kenntnisse der regionalen Meeresumwelt und können dadurch einen wertvollen Beitrag zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Küstengewässer leisten. Dies ist in Zeiten, in denen es der traditionellen Fischerei so schlecht geht wie nie, besonders wichtig. Seit vielen Jahren drängt M-V auf unkonventionelle Lösungen zur Rettung der Branche und hatte dafür 2023 sogar einen Plan zur Transformation der deutschen Fischerei an Nord- und Ostsee bis 2032 vorgelegt, der auch eine Ausbildungskomponente enthält“, betonte Ministerin Drese und wies damit einen AfD-Antrag zurück, in dem die Opposition mehr Einsatz für den Erhalt der Küstenfischerei und speziell für das Sea-Ranger Programm fordert.
Viele von der Opposition darin angesprochenen Punkte, werden seit geraumer Zeit von der Landesregierung umgesetzt, darunter die finanzielle Unterstützung der Fortbildung zum Fachwirt „Fischerei und Meeresumwelt“ als kollektives und innovatives Vorhaben mit mehr als 100.000 Euro EU-Mitteln aus dem Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF). Ende Juni ist für elf Fischer der erste Fortbildungskurs zu Ende gegangen. Sie können als „Förster des Meeres“ – so die von der Fischereigenossenschaft Wismarbucht als Initiatorin und Trägerin des Vorhabens alternativ genutzte Bezeichnung – arbeiten und beispielsweise bei Forschungsprojekten, in der Umweltbildung sowie der Information und Begleitung von Touristen unterstützen. Für Tätigkeiten der Fischer als Praxispartner kommen verschiedenste öffentliche und private Träger in Frage, die regelmäßig Aufgaben im Küstenmeer zu erledigen haben. Um solche Aufträge zu akquirieren, zu organisieren und abzurechnen, wurde eigens ein Verein gegründet. Geplant ist, dass das Land über den Europäischen Sozialfonds (ESF) zwei Agenturstellen beim Verein fördert und eine Anschubfinanzierung aus dem EMFAF und Landesmitteln für nicht-investive Vorhaben, wie z.B. die Öffentlichkeitsarbeit und fischereipolitische Aktivitäten, ermöglicht. Hier würde das Land einspringen, weil die Bundesmittel nach § 58 WindSeeG, die beim BMEL budgetiert und vom Haushaltsausschuss des Bundestages für das Vorhaben spezifisch freigegeben sind, nicht zeitnah zufließen werden.
Weiterhin unterstützt das Land im Rahmen des EMFAF bis 2027 die einzelbetriebliche Diversifizierung mit bis zu 75.000 Euro pro Betrieb und einem Gesamtbudget von bis zu einer Million Euro und flankiert gemeinsam mit dem Bund, der dafür bis zu 2,5 Millionen Euro Kofinanzierungsmittel bereitstellt, den Strukturwandel (zeitweilige und endgültige Stilllegung) mit bis zu 5,6 Millionen Euro aus europäischen Fördertöpfen.
Avisiert sind außerdem bis zu 109 Millionen Euro aus Einnahmen des Bundes nach dem Windenergie-auf-See-Gesetz, die speziell für die umweltschonende Fischerei sowie die Fischereistrukturentwicklung in der Nord- und Ostsee vorgesehen sind (sog. Fischereikomponente). Aus Sicht von Mecklenburg-Vorpommern sollte mit diesem Geld vor allem der Nachwuchs gesichert werden, z.B. über eine Modernisierung und energetische Transformation von Fahrzeugen, Ausrüstung und Infrastruktur (Häfen, Anlandestellen), sowie eben eine umfassende Diversifizierung angegangen werden. Derzeit finden noch Verhandlungen mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium zur Verwendung der Mittel statt, das hier auch die Zukunftskommission Fischerei einbindet.
Erfreulich ist, dass sich der Landesverband der Binnenfischer im Februar 2024 für den gesamten Berufstand – und damit auch für die Küstenfischer – geöffnet hat und nun wieder als Landesfischereiverband firmiert. „Die Branche steht zusammen und signalisiert, dass sie an ihrem Beruf hängen und weitermachen wollen. Und auch ich möchte, dass es mit diesem großartigen Handwerk weitergeht.“ Der Landesverband der Kutter- und Küstenfischer hatte sich angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage bereits zum Jahresende 2022 endgültig aufgelöst.
Derzeit gibt es in der Küstenfischerei MV 154 Betriebe im Haupterwerb und 134 Betriebe im Nebenerwerb.