Schülerzahlen sprengen die Kapazität und Planung Regionale Schule Waren West
Es ist da, das langersehnte Dokument zur Schulentwicklungsplanung für die allgemeinbildenden Schulen der Stadt Waren (Müritz) und damit auch feste Zahlen für den Planungszeitraum bis zum Schuljahr 2031/2032. Auf 54 Seiten wurden sowohl die beiden städtischen Grundschulen als auch die Regionalen Schulen der Stadt Waren (Müritz) sowie die Arche und die Peeneschule genaustens beleuchtet und mit den Zahlen der zu erwartenden Schüler analysiert. Doch von den Mitgliedern des Kultur-, Bildungs- und Sozialausschuss gab es anstelle freudigen Jubels fassungslose Gesichter und sprachlose Fassungslosigkeit. „Das Dokument kommt deutlich zu spät, mit diesen Zahlen hätte die Regional Schule Waren West die oberste Priorität gehabt“, machte Stadtvertreter Sven Breuer deutlich.
Nur wenige Minuten zuvor zog Dietmar Henkel als Amtsleiter und erster Stellvertreter des Bürgermeisters die wichtigsten Fakten aus den Seiten der aktuellen Schulentwicklungsplanung. Nach einer Einleitung der bekannten Zahlen zu Waren (Müritz) selbst und dem Hinweis auf das neue Schulgesetz, das zum 01. Januar 2020, teilweise zum 01. August 2020, in Kraft getreten ist, geben die ersten Seiten einen Überblick auf die Inklusionsstrategie, die fortan verfolgt wird. So gehören die Grundschule „Käthe Kollwitz“ und die Regionale Schule Waren West in der Stadt Waren (Müritz) zu den Schulen mit spezifischer Kompetenz, die baulich an die Bedürfnisse der Schüler angepasst werden müssen. Hierfür gibt es laut Vorlage keine gesetzlichen Bestimmungen, sondern lediglich Empfehlungen, was die Handhabe sehr schwammig darstellen lässt. „Für unterschiedliche Klassenstärken zwischen 24 und 30 Schülern sollten je Schule mindestens zwei verschiedene Klassenraumgrößen bereitstehen. Dabei wird eine Grundfläche je Schüler von 2,5 m² als angemessen gesehen. Diese Größe entspricht den aktuellen Empfehlungen der Deutschen gesetzlichen Unfallversicherung“, so das Raumprogramm. „Zusätzliche Rückzugsbereiche (Ruheräume) und notwendige Bewegungsflächen in unmittelbarer Nähe des allgemeinen Unterrichtsbereichs sind zu berücksichtigen. Insgesamt ist für den allgemeinen Lern- und Unterrichtsbereich mindestens eine Nutzfläche von 3,4 m² je Schüler vorgesehen.“, heißt es im Zusatz. „Diese Zahlen sollten wir uns schon mal merken“, machte Dietmar Henkel Deutlich und ließ wenig später die Zahlenbombe platzen. Zwar wird es bis 2030 einen leichten Abwärtstrend bei der Einwohnerzahl geben, aber: Sowohl die reale Zahl junger Erwachsender, als auch die Geburtenziffer hat sich in den vergangenen Jahren entgegen der Prognose entwickelt. „Diese Anpassung ergab sich ausschließlich durch den Zuzug der ausländischen Bevölkerung, was zum Zeitpunkt der Prognoserechnung nicht vorhersehbar war. Die Kultur der Bevölkerung aus den arabischen Ländern ist es, viele Kinder zu haben. Diese Kinder befinden sich derzeit in Waren (Müritz) zum Großteil im Grundschulalter“, heißt es in der Analyse. So verzeichnet die Zahl der Kinder im Grundschulalter von Waren (Müritz) in den Jahren 2004 bis 2019 ein Zuwachs um 226 Kinder, die im Alter von 6,5 bis 10,5 Jahren sind.
Grundschule am Papenberg
In der Grundschule am Papenberg werden aktuell 365 Kinder beschult. Rechnerisch wird es 2021/2022 eine Spitze von 408 Schülern geben und dann einen langsamen Abwärts bis 2032 auf 332 Schüler geben. Die Grundschule auf dem Warener Papenberg verfügt über insgesamt 18 Klassenräume. Mit einer maximalen Schülerzahl je Klasse hat die Grundschule am Papenberg eine Aufnahmekapazität von maximal 507 Schüler.
Grundschule Käthe Kollwitz
Die Grundschule Käthe Kollwitz verzeichnete in den vergangenen sechs Jahren eine durchschnittliche Einschulungsquote von 124 Prozent (in der Spitze 133%). Derzeit werden 447 Kinder in der Kollwitz-Grundschule beschult. Ein leichter Aufwärtstrend wird auch bis 2032 laut Rechnung beibehalten. Die jetzige Grundschule Käthe Kollwitz verfügt über 22 Klassenräume. Ein Neubau ist bereits beschlossen und soll bis 2022 umgesetzt werden.
Arche Schule
Die Arche Schule unterrichtet derzeit 118 Schüler, diese Zahl ist auch nahezu konstant. In der Peeneschule Groß Gievitz lernen 113 Schüler.
Für die Regionalen Schulen in waren (Müritz) sehen die Zahlen nicht ganz so entspannt aus, denn der Geburtenknick aus den 90iger Jahren lässt spürbar nach. „Laut aktueller Bevölkerungsprognose wird die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Regionalschulalter von Waren (Müritz) bis zum Jahr 2026 um knapp 100 Personen ansteigen, erst danach wurde ein geringfügiger Rückgang vorausgesagt.
Regionale Schule Friedrich Dethloff
In der Regionalen Schule Friedrich Dethloff werden aktuell 385 Mädchen und Jungen beschult. In fünf Jahren werden 426 Schüler erwartet und in den kommenden Jahren wird sich die Zahl auf 400 Schüler einpegeln. Die FDS verfügt über 16 Klassenräume, 13 Fachräume und einen großen Multimediaraum. Hinzu kommen Vorbereitungsräume und eine Turnhalle. Somit ist die FDS für eine Schülerzahl zwischen 380 und 400 Schüler mit Räumlichkeiten und Flächen für den allgemeinen Lern- und Unterrichtsbereich gut ausgestattet.
Regionale Schule Waren West
Anders sieht es beim Sorgenkind der „Engelschule“, als der Regionalen Schule Waren West aus. Die Regionale Schule Waren West war die erste Neubauschule von Waren (Müritz) und wurde für das wachsende Wohngebiet im September 1969 mit 26 Unterrichtsräumen. In den vergangenen 25 Jahren wurde das Gebäude zwar in allen Bereichen saniert. „Für die Regionale Schule Waren West ist im Ergebnis der Prognoserechnung und vor allem in Umsetzung der Inklusion mit einem Anstieg der Schülerzahl um ca. 150 Schüler/innen bis zum Ende des Prognosezeitraumes 2031/2032 zu rechnen“, zitierte Dietmar Henkel aus der Vorschau. „Die aktuelle Zahl von 464 Schülern und die daraus resultierende Spitze von 604 Schülern macht mir schon etwas Angst“, musste der Amtsleiter eingestehen.
Und das sahen auch die Stadtvertreter so. „Ich bin jetzt erstmal platt. Diese Zahlen hätten wir haben müssen, bevor wir hier planen und den Zeitplan festlegen“, so Sven Breuer. Und auch Christine Bülow fand die Ausführungen sehr beklemmend. „bei aller Liebe und Verständnis, das gehört in die Hände von Fachleuten, die sich damit schnell und richtig mit befassen müssen. Es muss jetzt was kommen, was Bestand hat“, so die Stadtvertreterin. Allen Anwesenden war klar: „Flickschusterei bringt jetzt keinem etwas.“ Dennoch muss eine Lösung her, denn die Zahlen sprechen gegen die jetzige Lösung, den Standort Engelsplatz in seiner jetzigen Form aufrechtzuhalten.
Als Möglichkeiten stehen die Einbeziehung der angrenzenden Kita-Förbel, die Ausgliederung von Schulklassen in die freiwerdende Kollwitz-Grundschule oder gar ein kompletter Neubau im Raum.