Unbesetzte Lehrstellen in Mecklenburg-Vorpommern
Die ersten Wochen im neuen Ausbildungsjahr liegen bereits hinter den Azubis in Mecklenburg-Vorpommern. 8.331 Jugendliche haben sich zwischen Oktober 2018 und September 2019 in den regionalen Arbeitsagenturen als Bewerber um einen Ausbildungsplatz gemeldet, bis auf 445 Jugendliche konnten alle eine Lehre beginnen. Im gleichen Zeitraum wurden 11.479 Ausbildungsplätze, von denen 1.600 bis Ende September nicht besetzt werden konnten, in Mecklenburg-Vorpommern gemeldet.
„Alle Jugendlichen, die bislang noch nicht wissen, welchen Beruf sie ergreifen wollen, haben weiterhin sehr gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Viele Ausbildungsplätze sind noch frei. Ein gutes Zeichen ist, dass die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber geringer ist als im Vorjahreszeitraum. Mit einer verstärkten Beruflichen Orientierung in der Schule wollen wir zukünftig den Übergang ins Berufsleben für Schülerinnen und Schüler noch besser gestalten. Letztlich geht es darum, den Weg für eine selbstbestimmte Zukunft zu ebnen“, sagte Bildungsministerin Bettina Martin. „Schülerinnen und Schülern in Mecklenburg-Vorpommern stehen viele attraktive Berufswege offen. Eine duale Ausbildung im Land bietet sehr gute Perspektiven, weil die Unternehmen auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen sind“, so die Ministerin weiter.
Zu den Top 10 der unbesetzten Ausbildungsplätze gehören:
- Koch/Köchin: 126
- Restaurantfachmann/-frau: 119
- Hotelfachmann/-frau: 107
- Kaufmann/-frau im Einzelhandel: 61
- Elektroniker/-in - Energie- und Gebäudetechnik: 52
- Fachkraft Gastgewerbe: 52
- Verkäufer/-in: 46
- Anlagenmechaniker/-in - Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik: 45
- Friseur/-in: 45
- Fachkraft - Lagerlogistik: 41
„Die Sicherung des Fachkräftenachwuchses ist und bleibt für alle Arbeitsmarktpartner in Mecklenburg-Vorpommern eine zentrale Herausforderung. Daher müssen wir gemeinsam alle Handlungsspielräume und Angebote nutzen, um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen oder ihnen diesen Weg zu eröffnen“, sagte Margit Haupt-Koopmann, Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit. „Zwar ist für die hohe Zahl unbesetzter Ausbildungsplätze auch die demographische Entwicklung verantwortlich, und natürlich gibt es die sogenannten ‚regionalen oder qualifikatorischen Disparitäten‘, doch ich möchte betonen, dass gerade deshalb alle Wege und Angebote genutzt werden müssen.“
An die Arbeitgeber gewandt betonte Haupt-Koopmann: „Natürlich ist es an dieser Stelle nicht möglich, alle Facetten dieses Themas zu benennen, doch ich möchte kurz auf drei Zielgruppen eingehen, die von besonderer Bedeutung sind, wenn es um die betriebliche Nachwuchssicherung geht:
- Jugendliche ‚mit Ecken und Kanten‘,
- die Gruppe der Abiturientinnen und Abiturienten und
- junge Geflüchtete.
Ich wünsche mir noch mehr Kompromissbereitschaft der Betriebe, wenn es um ihre Anforderungen an Bewerberinnen und Bewerber der zuerst genannten Gruppe gehe. Speziell jungen Menschen ‚mit Ecken und Kanten‘ bilden ein Potenzial, dass für die duale Ausbildung ‚gehoben‘ werden sollte. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die hierfür bereitstehenden Unterstützungsangebote der Arbeitsagenturen und Jobcenter genutzt werden.“
Sie nannte insbesondere drei Angebote: die Einstiegsqualifizierung (EQ), ein Langzeitpraktikum, die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) und die assistierte Ausbildung (AsA). „Seit Jahresbeginn wurden die genannten Angebote in 354 (EQ), 513 (abH) und 175 (AsA) Fällen wahrgenommen. Da ist noch Luft nach oben“, so Haupt-Koopmann. „Daher mein Appell an die Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern: Nutzen Sie diese Angebote! Speziell die Einstiegsqualifizierung ist ein Erfolgsmodell, da anschließend zwei von drei Teilnehmer in eine Ausbildung einmünden.“
Bezogen auf die Gruppe der Abiturientinnen und Abiturienten betonte Haupt-Koopmann: „Deren große Zahl bietet den Betrieben im Lande die Chance, speziell auf das große Spektrum an interessanten und zukunftssicheren Ausbildungsberufen hinzuweisen - von der Mediengestalterin über den Fachinformatiker bis zum E-Commerce-Kaufmann.“ So sollten Betriebe noch stärker über Praktika-Angebote und Ausbildungsmessen für ihre dualen Ausbildungsangebote - als Alternative zu einem Studium - werben. „Natürlich weiß ich, dass hier schon viel passiert. Doch häufig wissen Abiturientinnen und Abiturienten nicht, welche Betriebe in ihrer Region existieren und welche beruflichen Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten nach Abschluss einer Ausbildung bestehen.“
„Vor zwei Jahren haben wir in Mecklenburg-Vorpommern die Berufs- und Studienorientierung neu geordnet. Auch in den Gymnasium haben wir eine fundierte Berufsorientierung eingeführt, um Schülerinnen und Schülern zu zeigen, dass eine berufliche Ausbildung eine lohnenswerte Alternative zum Studium sein kann“, sagte Bildungsministerin Martin. „Im kommenden Schuljahr gehen wir sogar noch einen Schritt weiter. Dann wird ‚Berufliche Orientierung‛ in der gymnasialen Oberstufe in der Jahrgangsstufe 11 als Grundkurs vermittelt und ist damit Schulfach. Wir wollen damit Schülerinnen und Schülern aufzeigen: ein Studium und eine Ausbildung sind gleichwertig“, erklärte sie.
Im Anschluss ging Haupt-Koopmann auf das Thema ‚junge Geflüchtete‘ ein. „In diesem Jahr haben aus dem Kreis der bei uns gemeldeten Bewerber 119 Geflüchtete eine duale Ausbildung begonnen. Schwerpunkte bilden die Gesundheitsberufe (20,2 Prozent), die Verkaufs- sowie die Maschinen und Fahrzeugtechnikberufe (jeweils 10,1 Prozent).“ Sie sei allen Betrieben dankbar, die Praktikums- und Ausbildungsplätze für Geflüchtete zur Verfügung stellen. „Nur so können wir die in dieser Gruppe vorhandenen Potenziale sichten und entwickeln.“
Anschließend ermutigten Martin und Haupt-Koopmann die noch unversorgten Jugendlichen: „Die aktuell laufenden Nachvermittlungsaktionen von Arbeitsagenturen und Kammern zeigen, dass noch gute Aussichten bestehen, bis zum Jahresende einen Ausbildungsplatz zu finden. Fixiert Euch nicht nur auf den einen Wunschberuf. Verschenkt keine Chancen! Entwickelt mit der regionalen Berufsberatung neue Perspektiven! Wer beruflich flexibel und regional mobil ist, findet interessante Alternativen.“ Sie forderten darüber hinaus alle Schülerinnen und Schüler auf, die im Jahr 2020 ihre Schulzeit beenden, sich frühzeitig über die Ausbildungsberufe zu informieren, die für sie in Frage kommen.
„Ich möchte hier nicht nur unsere Internetangebote unter www.planet-berufe.de und www.abi.de sowie unser Selbsterkundungstool (SET) hervorheben, sondern auch die Berufsinformationszentren der regionalen Arbeitsagenturen erwähnen“, ergänzte Haupt-Koopmann. Noch wichtiger ist es, bereits jetzt einen Gesprächstermin mit der örtlichen Berufsberatung zu vereinbaren.“