Das Tierheim Malchow ist für Tiere da – aber auch für Menschen. Denn Tierschutz funktioniert nur, wenn alle mitziehen, die mit den Vierbeinern zu tun haben. Neben der Unterstützung beim Kastrieren des Tiers bieten die Mitarbeiter der Einrichtung vor allem eine offene und ehrliche Beratung und Aufklärung an. Obwohl das Tierheim natürlich möglichst viele Tiere vermitteln möchte, kann es in Einzelfällen auch mal das Beste für alle Beteiligten sein, dass der Hund oder die Katze im Tierheim bleibt, sagt Leiterin Margret Kuhlmann.
Das Tierheim Malchow ist eine kleine und feine Einrichtung, in der die vierbeinigen Bewohner nicht nur verwahrt, sondern wirklich betreut werden, wozu auch tiergerechtes Spiel und bei den Hunden ausgiebiges Gassigehen gehören. „Gerade hat uns der Tierschutzbeirat, das beratende Gremium des Landwirtschaftsministeriums in Sachen Tierschutz, wieder bestätigt, dass wir ein Vorzeigeobjekt sind. Das freut und motiviert uns natürlich sehr“, berichtet Tierheimleiterin Margret Kuhlmann. Doch auch ein beispielgebendes Tierheim kommt mal an die Kapazitätsgrenze: Stand Ende Juli leben in der Einrichtung am Rande der Inselstadt fünfundzwanzig Katzen, vier davon sind erwachsen. Dazu kommen vier Ratten und Willy, derzeit Einzelhund, weil die Hundeanlage umgebaut wird und das Tierheim gegenwärtig keine Hunde aufnimmt. Viel mehr ist nicht zu bewältigen. Margret Kuhlmann beschreibt, auf welchen Wegen die vielen jungen Katzen das Tierheim erreichten, die gerade hier wohnen: „Es sind vor allem ausgesetzte Tiere. Vor kurzem fand ein Spaziergänger beispielsweise einen Karton mit vier Katzenbabys, die eigentlich noch bei der Mutter gesäugt hätten. Das Schlimme war, dass der Karton so fest zugeklebt war, dass die Kleinen ohne die Hilfe bald erstickt wären.“ Dazu kommen Einzelkatzen, die in Gartenanlagen gefunden werden und oft total verwurmt sind. Manchmal stellen Menschen die Kartons mit den Katzen auch einfach draußen vor dem Tierheimzaun ab oder werfen sie gar über den Zaun. Wenn jemand ehrlich ist und das Tier oder die Tiere persönlich im Heim abgibt, sind die Mitarbeiter vergleichsweise erleichtert. „Alle Vierbeiner hier kommen zunächst in Quarantäne, werden auf Würmer und Krankheiten untersucht, entwurmt und, wenn nötig, medizinisch behandelt. Manchmal müssen wir sie auch erst aufpäppeln, damit sie diesen Maßnahmen gewachsen sind. Erst wenn das alles abgeschlossen ist, gehen sie in die Katzenzimmer und können dann meist vermittelt werden“, so die Tierheimleiterin. Die Vermittlungschancen der Malchower Tierheimkatzen sind recht gut: 2021 hat das Heim 119 Katzen aufgenommen und konnte fast alle in gute Hände geben.
Bei der Vermittlung kommt dann der Faktor Mensch ins Spiel. Die potenziellen Tierhalter müssen gut eingebunden werden, damit sie den Vierbeinern ein passendes Zuhause bieten können. „Unsere Leitfrage lautet stets: Was ist gut für das Tier? Und das kann auch mal heißen: Keine Vermittlung in diesem Fall! Wir vermitteln nicht auf Teufel komm raus, damit wir die Tiere los sind“, stellt Margret Kuhlmann klar. Dazu gehört unter anderem, dass ältere Menschen keinen agilen Welpen erhalten, sondern lieber einen Hund, der vom Alter und Bewegungsbedürfnis her zu ihnen passt, und um Weihnachten herum keine Tiere abgegeben werden, weil Hund und Katze keine Geschenke sind. „Wir schauen, ob die Menschen den Bedürfnissen der Tiere dauerhaft gerecht werden können, da ja ein Hund oder eine Katze bis zu 15 Jahre oder älter werden kann“, sagt die Leiterin. Das bedeutet auch. Die zukünftigen Besitzer müssen wissen, dass sie im Notfall die Hilfe eines Tierarztes oder Hundetrainers suchen sollten, was Geld und Zeit kostet.
Aufklärung und Unterstützung bietet das Tierheim nicht nur denjenigen an, denen es Tiere vermittelt, sondern allen, die sie brauchen. „Über den persönlichen Kontakt hier vor Ort und über unsere Social-Media-Kanäle weisen wir immer wieder darauf hin, wie wichtig es ist, dass Katzen kastriert werden, auch wenn sie eigentlich nur in der Wohnung leben. Eine weibliche Katze kann zwei- oder dreimal im Jahr jeweils mehrere Junge bekommen, so dass nach wenigen Jahren die Katzenpopulation an dem entsprechenden Ort gewissermaßen explodiert. Das Problem landet dann oft bei uns“, sagt Margret Kuhlmann. Die Leiterin und ihre Mitarbeiter beraten auch telefonisch Personen, die Straßenkatzen einfangen und zur Kastration bringen möchten. Wer möchte, kann sich dafür direkt im Tierheim eine Falle ausleihen. „Wir hatten vor kurzem in Schloen einen solchen Fall: Eine Mutterkatze mit vier Kleinen war auf einem Hof aufgetaucht. Wir konnten die Leute dort überzeugen, die erwachsene Katze in die Falle zu locken und zum Tierarzt zu bringen. Sie wurde danach wieder am Fundort abgesetzt, weil sie nicht zahm war. Die Kleinen nehmen wir in solchen Fällen auf, wenn es uns möglich ist und sie eine Chance haben, handzahm zu werden und später vermittelt werden zu können.“ Sogar einen handfesten finanziellen Zuschuss kann das Tierheim oft zur Verfügung stellen, wenn die Menschen eigene oder gefundene Katzen kastrieren lassen möchten: einen Gutschein für die Behandlung, der bei kooperierenden Tierärzten eingelöst werden kann und mit dem der Besitzer oder Finder nur einen Bruchteil der Kosten tragen muss. Den Gutschein muss man direkt im Tierheim abholen. Nach der entsprechenden Behandlung ist das Tier dann kastriert, gechippt, entwurmt und entfloht. Margret Kuhlmann ist froh, dass das Tierheim diese Gutscheine ausgeben kann. Sie wünscht sich allerdings von der Landesregierung ein konsequenteres Durchgreifen in puncto Kastration: „Sie sollte sich endlich durchringen, eine einheitliche Kastrationsverordnung durchzusetzen.“