„Natur im Garten MV“ neu aufgestellt
"Im Zeichen des Igels" in Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburgische Seenplatte-Müritz
Die Aktion „Natur im Garten MV“, bekannt durch die Plakette mit dem Igel, lief über zehn Jahre in ganz Mecklenburg-Vorpommern, bis im Dezember 2023 die Förderung endete. Seit April 2024 ist sie unter dem Titel „Natur im Garten MV“ Regional in zwei LEADER-Regionen unseres Bundeslandes erneut etabliert: neben der Region Mecklenburg-Strelitz im Gebiet Mecklenburgische Seenplatte-Müritz. Nun, gen Ende der Gartensaison, ist Zeit für einen Rückblick. Der Igel verdient unsere Aufmerksamkeit. Nicht nur, weil wir im Herbst und Winter einigen Exemplaren dabei helfen sollten, die kalte Jahreszeit gut zu überstehen. Sondern auch, weil das kleine Stacheltier Schädlinge im Garten vertilgt und so das ökologische Gleichgewicht dort fördert. Als Symbol für Naturnähe fand der Igel daher seinen Weg auf die Plakette, mit der „Natur im Garten MV“ Gärten auszeichnet, die bestimmten Kriterien genügen.
Das Schild mit dem Tier in der Mitte und dem Prädikat „Natur im Garten“ steht für viele Menschen stellvertretend für das gesamte Projekt, das zum Beginn dieser Gartensaison regional wiederbelebt wurde. Die Idee kommt aus unserem südlichen Nachbarland: 1999 initiierte der damalige Umweltlandesrat Wolfgang Sobotka in Niederösterreich die Bewegung „Natur im Garten“, die seitdem dort zu einer beachtlichen Plattform für naturnahes und ökologisches Gärtnern im privaten und öffentlichen Bereich wurde. 2010 unterzeichneten Niederösterreich und Mecklenburg-Vorpommern ein Kooperationsabkommen zur Förderung ökologischen Gärtnerns. 2012 wählte die Landesarbeitsgruppe des LEADER-Programms zur Entwicklung der ländlichen Räume für die Region Mecklenburgische Seenplatte-Müritz als Träger für das Projekt „Natur im Garten MV“ den Landschaftspflegeverband „Mecklenburger Endmoräne“ e. V. Mit diesen Akteuren lief das Projekt hier bis Ende 2023. Da endete die Förderung, die aus EU-Mitteln und Landesmitteln gespeist wurde. Zu Beginn der Gartensaison 2024, also am 1. April, wurde „Natur im Garten MV“ neu etabliert, aber nicht landesweit, sondern nur in zwei LEADER-Regionen. Eine davon ist die Mecklenburgische Seenplatte-Müritz. Juliane Drescher, die bereits seit 2021 über den Landschaftspflegeverband beim Projekt mitwirkte, koordiniert nun die regionalen Aktivitäten. Sie hat ein Studium zu Naturschutz und Landschaftsplanung absolviert und auf Bio-Höfen mitgearbeitet.
Fast 1.300 Gärten durch „Natur im Garten“ ausgezeichnet
„Natur im Garten MV“ Regional will informieren, persönlich unterstützen und so Bewusstsein und Akzeptanz für eine produktive und nachhaltige Nutzung von privaten und öffentlichen Grünflächen schaffen. Um dies zu erreichen, bietet das Team neben der Gartenplakette unter anderem an, dass sich Interessierte über ein Gartentelefon Rat holen können oder Gartenberatung vor Ort stattfindet. Ehrenamtliche Garten-Botschafter werden geschult oder weitergebildet. Das Projekt unterstützt beim Aufbau von Gruppen zum Erfahrungsaustausch und von Gärtnerstammtischen und nimmt mit seinem Info-Stand an Regionalmärkten und Festveranstaltungen teil. Alles das ist für die Gartenfreunde in der geförderten Region kostenlos. Bezüglich der Plaketten hat man innerhalb der ersten Förderperioden sowohl landesweit als auch regional eine eindrucksvolle Bilanz erzielt: „Unser Team aus Mitarbeiterinnen sowie Botschafterinnen und Botschaftern zeichneten bis Ende 2023 im Land 1.269 Gärten damit aus, in der Region 135. Darunter waren Schaugärten, Gemeinschaftsgärten, Gärten von Bildungsstätten, Freizeiteinrichtungen und Vereinen sowie Privatgärten“, zählt Juliane Drescher auf. Seit dem Neustart hat man in der Region immerhin schon wieder zwölf Plaketten vergeben. Weitere Gärten stehen auf der Anwärterliste.
Wer seinem Garten die Plakette mit dem Igel anheften möchte, meldet sich zum Beispiel über die Homepage an. Danach kommt jemand aus dem Team von „Natur im Garten MV“ zu einem Begehungstermin vorbei, der in der Regel rund anderthalb Stunden dauert. „Wenn der Rundgang ergibt, dass die Kernkriterien - Verzicht auf Gift, Torf und chemisch-synthetische Dünger – und der größte Teil der weiteren Kriterien eingehalten werden, übergeben wir dem Gärtner oder der Gärtnerin die Plakette und eine personalisierte Urkunde“, berichtet Juliane Drescher. Zu den anderen Anforderungen gehört, dass der Garten beispielsweise über einen Komposthaufen oder ein Insektenhotel verfügt, eine Wildblumenwiese darin angelegt wurde oder Bäume darin wachsen, die standortgerecht, ökologisch wertvoll und „klimafit“ sind, sich also beispielsweise gut an trockeneres Wetter anpassen können. Selten komme es vor, dass ein Garten die Plakette nach dem Rundgang nicht erhalte. „Oft haben die Leute in solchen Fällen den zu hohen Torfanteil in der gekauften Blumenerde übersehen“, erläutert die Regionalkoordinatorin. Auch bezüglich des Erfahrungsaustausches hat man in der Region bereits einiges erreicht. Es gibt zum Beispiel eine aktive Regionalgruppe, den „Naturgartenstammtisch Mirow“, die sich etwa alle drei Monate trifft.
Einer der Initiatoren arbeitet auch bei „Natur im Garten“ in Brandenburg als ehrenamtlicher Botschafter mit. „Beim dritten Naturgartenstammtisch dieser Gruppe Ende August tauschten sich über zwanzig Personen auf dem Biohof Diemitz über Waldgärten und Permakultur aus“, erzählt Juliane Drescher. Nach dem Neustart kamen auch in einem Naturgarten in Grabowhöfe Gartenfreunde zu einem Stammtisch zusammen. „Da diese Stammtische auf Einladung derjenigen stattfinden, die eine Plakette haben, hängt es natürlich von diesen ab, ob eine solche Veranstaltung stattfindet.“ Juliane Drescher ist aber optimistisch, dass man in der nächsten Gartensaison noch mehr Naturfreunde dafür gewinnen kann, ihren Garten zu öffnen. Das kann sowohl auf dem Land geschehen als auch in Städten, wie Waren an der Müritz. Stimmen müssen natürlich auch die finanziellen Rahmenbedingungen. Der Landschaftspflegeverband kann bei „Natur im Garten MV“ Regional zwar mit den Fördermitteln arbeiten, ist aber zusätzlich auf Spenden angewiesen. „Daher freuen wir uns sehr über kleine und größere Zuwendungen“, sagt Juliane Drescher.