Luftfahrttechnische Museum Rechlin mit neuer Ausstellungshalle und vielen Exponaten
Mit einem zünftigen Museumsfest hat das Luftfahrttechnische Museum Rechlin am Wochenende gleich mehrere Höhepunkte feiern können. So konnten auf dem 6.000 Quadratmeter großen Areal, das in den zurückliegenden Monaten von Munition und sonstigen Altlasten befreit wurde, eine 1.300 Quadratmeter große Ausstellungshalle feierlich eröffnet werden und so weitere 15 neue Ausstellungsstücke präsentiert werden. „Als besonderes Exponat-Highlight wird eine private Leihgabe eines 1:1 Modells vorgestellt, dessen Bau noch im Januar 1945 durch das RLM beauftragt aber nicht mehr umgesetzt wurde“, machte zudem das Festprogramm neugierig. Und so drückten sich bereits ab 10 Uhr hunderte Menschen die Nasen an der noch verschlossenen Halle die Nasen breit, um einen ersten Blick auf die Überraschung zu erhaschen. Doch die Sicht blieb durch eine riesige Plane versperrt und Geduld war gefragt. Unterdes spielte der Feuerwehrmusikzug der Stadt Mirow ein und ums andere Ständchen und überbrückte die Zeit bis schließlich Bürgermeister Wolf-Dieter Ringguth auf das Erreichte zurückblickte und Visionen für die Zukunft präsentierte. „Der heutige Tag ist ein Symbol einer ungewöhnlichen Gemeinschaftsleistung“, so das Gemeindeoberhaupt und erinnerte an das Jahr 2004, als eine erste Machbarkeitsstudie in Auftrag geben wurde.
Damals dachte man zwar schon in großen Schritten, aber längst nicht so kühn, wie sich das heutige Areal präsentierte. 70 Jahre nach Kriegsende begann in Rechlin das große Aufräumen auf der 6.000 Quadratmeter großen Fläche. Das Grundstück wurde für einen Euro vom Bund gekauft, Bäume gefällt, Ersatzbäume gepflanzt, tonnenweise Munition entsorgt und jede Menge Geld in die Hand genommen. Am 27. Juni letzten Jahres schließlich kam schließlich ein Fördermittelbescheid von 1.004.000 Euro aus Schwerin. Bis dahin hatte Rechlin schon 270.000 Euro als Gemeinde in Vorleistung aufgebracht. „Dafür möchte ich mich bei meiner Gemeindevertretung bedanken“, so Ringguth. Insgesamt wurden in den vergangenen drei Jahren 1,4 Millionen Euro investiert. Investiert wurden auch jede Menge ehrenamtliche Stunden, die durch die Mitglieder der beiden Vereine aufgebracht wurden. „Alleine 1.000 Stunden waren es in den vergangenen Wochen, um die Exponate in der neuen Halle würdig zu präsentieren.“ Hierfür dankte Wolf-Dieter Ringguth stellvertretend den beiden Vereinsvorsitzenden Ralf Töpfer und Torsten Heinrichs. Auch Bundestagsabgeordneter Eckardt Rehberg, Thomas Müller als stellvertretener Landrat, Bert Balke, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburgische Seenplatte, und Oberstleutnant Ralf-Gunther Leonhardt vom Militärhistorischen Museum Flugplatz Gatow hatten lobende Worte für die Arbeit und Entwicklung der Gemeinde Rechlin. „Vor 99 Jahre eröffnete Friedrich Franz Großherzog von Schwerin die Militärgeschichte, die mit der Auflösung des Bundeswehrdepot in Rechlin im kommenden Frühjahr endet“, zeigte sich Bürgermeister Ringguth etwas wehmütig. „Doch jedes Ende ist die Chance für einen neuen Anfang. Mit 200.000 Übernachtungen im Jahr erzielt Rechlin in Sachen Tourismus an der Seenplatte bereits den sechsten Platz.
„Das Luftfahrttechnische Museum Rechlin zählt jährlich 25.000 Besucher“, so Torsten Heinrichs, der schließlich gemeinsam mit Ralf Töpfer zum Mittag den symbolischen Schlüssel der neuen Ausstellungshalle in Empfang nahm. Zeitgleich stürmten die Besuche in Richtung der neuen Exponate und warteten sehnsüchtig auf die Enthüllung des bislang geheimen Projektes. Langsam wurde die blaue Plane weggezogen und der Nachtjäger Gotha Go P-60C kam zum Vorschein. Der Erstflug dieses mit zwei Düsen betriebenen Flugzeugs war für den Sommer 1945 geplant. Mächtig und imposant wirkt der 1:1 getreue Nachbau der Gotha GO P-60C, die 930 km/h fliegen sollte. Das Luftfahrttechnisches Museum Rechlin ist das einzige Museum der Welt, das diesen Flugzeugtyp ausstellt. Möglich wurde es durch eine Leihgabe von Holger Bull, der den Nachbau erschaffen hat.