Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe hat eine Jahresbilanz zur wirtschaftlichen Entwicklung im Land gezogen. „Seit März 2020 wird die wirtschaftliche Situation durch die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen auf das soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben geprägt. Die Corona-Pandemie stellt uns alle vor große Herausforderungen. Sie trifft alle Bereiche hart: das gesellschaftliche Miteinander genauso wie das wirtschaftliche Vorankommen. Für die heimische Wirtschaft ist 2020 das wohl schwierigste Jahr in der 30-jährigen Geschichte unseres Landes“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe.
Stärkerer Rückgang als im Krisenjahr 2009
Aufgrund der ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie sank das Bruttoinlandsprodukt in Mecklenburg-Vorpommern im 1. Halbjahr 2020 preisbereinigt um 5,2 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. „Das ist der stärkste Rückgang seit Bestehen des Landes. Selbst im Krisenjahr 2009 sank die Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr (-3,6 Prozent) in nicht so starkem Ausmaß“, so Glawe weiter. „Stark betroffene Branchen in Mecklenburg-Vorpommern sind der Einzelhandel, der Dienstleistungsbereich und der Tourismus. Die Industrie konnte zwar auch in den Zeiten des ersten Lockdowns überwiegend produzieren, trotzdem waren die Auswirkungen erheblich. Teilweise unterbrochene Lieferketten, damit verbundene Verzögerungen bei Zulieferungen sowie Exportschwierigkeiten erschwerten die Situation. Die Werften sind pandemiebedingt durch den Ausfall des Kreuzfahrtmarktes unverschuldet in unruhiges Fahrwasser gekommen. Der zweite Lockdown erschwert in vielen Branchen den begonnenen wirtschaftlichen Aufwind des Sommers.“
Konkrete Unterstützung für heimische Wirtschaft
Die Landesregierung hat mit Ausbruch der Pandemie im März in Mecklenburg-Vorpommern schnell reagiert, um die Unternehmen in der Corona-Krise zu unterstützen. Hierzu zählen Zuschüsse als Soforthilfe, die Umsetzung und Ergänzung der Überbrückungshilfen, Liquiditätshilfen in Form von rückzahlbaren Zuwendungen, Unterstützung für Ausbildungsbetriebe, Kurzarbeiter und polnische Pendler. „Bund und Land leisten gemeinsam ihren Teil unter Einsatz erheblicher Finanzmittel, um Betroffene unterstützend durch die Krise zu bringen“, machte Glawe deutlich.
Prognose: Wirtschaftsleistung wächst im Jahr 2021 wieder
Wirtschaftsminister Glawe ist für das kommende Jahr optimistisch, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise bestmöglich bewältigt werden. „Der Wirtschaftsstandort Mecklenburg-Vorpommern ist gut aufgestellt und bietet beste Bedingungen für zukunftsorientierte Investitionen. Der Aufholprozess hat zu Beginn des zweiten Halbjahres eingesetzt und sich bis in den Oktober fortgesetzt. Angesichts des nationalen und globalen Pandemiegeschehens hat der Prozess sich ab dem Spätsommer verlangsamt. Die sich ab November wieder stark ausbreitende Infektion macht zusätzliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie erforderlich. Mit dem Lockdown wurde auch der Konjunktur vor allem im Bereich der Konsummöglichkeiten sowie in der Gastronomie und im Tourismus ein Dämpfer versetzt“, erläuterte Glawe weiter.
„Für das Gesamtjahr 2020 rechnen wir mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung, der von den Auswirkungen der Corona-Krise geprägt ist. Dieser dürfte sich im Rahmen der von der Bundesregierung und den Instituten prognostizierten Werte zwischen -5,0 bis -5,5 Prozent bewegen. Die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Leistung dürfte aber im Jahr 2021 vor dem Hintergrund einer zügigen Bewältigung der Corona-Krise im positiven Bereich zu erwarten sein. Die Bundesregierung erwartet in der Ende Oktober 2020 vorgelegten Herbstprognose einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 4,4 Prozent in 2021. Wir rechnen hier mit einem ähnlich positiven Wirtschaftswachstum. Allerdings ist dies auch davon abhängig, wie der weitere Pandemieverlauf erfolgt und wie stark der zweite Lockdown wirtschaftlich zum Tragen kommt“, machte Wirtschaftsminister Harry Glawe deutlich.
Weiter Investitionen notwendig - Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen
Wirtschaftsminister Glawe machte deutlich, dass das Land die Unternehmen im kommenden Jahr weiter unterstützen wird. „Trotz der intensiven Auswirkungen der Corona-Krise wurde in 2020 weiter investiert. Neuansiedlungen gibt es beispielsweise in Vorpommern. Hierzu zählt vor allem der Bereich des verarbeitenden Gewerbes, insbesondere die Lebensmittelindustrie“ sagte Glawe.
Auf dem Arbeitsmarkt unseres Landes konnte durch die intensive Nutzung des Kurzarbeitergeldes bisher eine große Zahl von Entlassungen vermieden werden. „Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist gleichwohl angespannt. Um erfolgreich durch die Krise zu kommen sind weiter Investitionen nötig. Der Erhalt und auch die Schaffung von Arbeitsplätzen haben oberste Priorität im kommenden Jahr“, erläuterte Wirtschaftsminister Glawe.
Im Jahr 2020 wurden für 71 Investitionsvorhaben der gewerblichen Wirtschaft insgesamt rund 23,54 Millionen Euro Zuschüsse bewilligt. Dadurch können Investitionen in Höhe von rund 113,73 Millionen Euro realisiert werden. „Nach Abschluss aller Vorhaben werden rund 222 Arbeitsplätze neu entstanden und rund 1.271 Arbeitsplätze gesichert (Stand: 03.12.2020) sein“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe.
Beispiele für geplante Neuansiedlungen
Die Unternehmensgruppe VICI Polska aus Warschau plant, sich im Industrie- und Gewerbegebiet Anklam Süd-Ost mit einem neuen Produktionsstandort anzusiedeln. Vorgesehen ist der Aufbau eines Werkes zur Herstellung von hochwertigen Frühstücksprodukten für den asiatischen und osteuropäischen Markt. Zunächst sollen 110 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Ein norwegisches Unternehmen will sich ebenfalls in Anklam unter dem Namen Plant A ansiedeln und Frühstücksprodukte produzieren. 25 neue Jobs sollen entstehen.
Das Unternehmen TOPREGAL aus Stuttgart plant, sich im Pasewalker Industriepark „Berlin – Szczecin“ mit einem neuen Produktionsstandort anzusiedeln. Durch die neue Produktionsstätte zur Verarbeitung und Veredelung von Schwerlastregalen werden zunächst 30 Dauerarbeitsplätze geschaffen.
Die Vink Chemicals GmbH & Ko. KG aus Hamburg plant, sich im Industriepark Schwerin neu anzusiedeln. Vorgesehen ist der Aufbau eines Werkes für Produkte, die eine vielschichtige Anwendung in der Industrie zur Konservierung finden. Durch diese werden Ressourcen geschont und Haltbarkeiten verlängert. Circa 45 neue Dauerarbeitsplätze sind geplant.
Beispiel Unterstützung-Programme -
Zahlen im Überblick
Soforthilfe: Es wurden 36.424 Anträge bewilligt. Ausgezahlt wurden vom Landesförderinstitut M-V 348,1 Millionen Euro. (Antragsstellung endete am 31. Mai 2020)
Neustart-Prämie: Bewilligt wurden von der Gesellschaft für Struktur- und Arbeitsmarktentwicklung (GSA) 604 Anträge mit einem Volumen von 946.000 Euro. (Stand: 15.12.)
Unterstützung für Ausbildungsbetriebe: 442 Anträge mit einem Volumen von 5,4 Millionen Euro. Unterstützt werden damit 2.217 Auszubildende. (Antragsfrist endete am 31. Juli 2020)
Ergänzung Überbrückungshilfe I
343 Anträge wurden mit einem Volumen von 5,2 Millionen Euro bewilligt Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat die Überbrückungshilfe des Bundes mit monatlichen Festbeträgen für die Personalaufwendungen, die nicht durch Kurzarbeitergeld abgedeckt sind, unterstützt. Dabei wurden die Personalkosten für Beschäftigte, die teilweise noch in Kurzarbeit sind, anteilig berücksichtigt.
Liquiditätshilfe I
2.189 Anträge wurden mit einem Volumen von 97,9 Millionen Euro bewilligt. (Antragsfrist endete am 31. Juli 2020)