Über ein Drittel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland können nicht oder nur schlecht schwimmen. Bei den zehnjährigen Kindern, die die Grundschule verlassen, ist es bereits jedes zweite Kind, das nicht sicher schwimmen kann. Dieser traurigen Statistik will die DRK Wasserwacht entgegen wirken und organisierte ein gigantisches Langstreckenschwimmen. So sorgten Mitglieder der DRK Wasserwacht Mecklenburgische Seenplatte und befreundete Mitstreiter für viel Aufsehen, als sie am Freitag pünktlich um 21 Uhr vom Warener Stadthafen in die Müritz sprangen. „Die ersten Schwimmer sind gestartet und wir wünschen euch viel Erfolg bei der Müritzquerung 3.0“, rief Ronny Möller den Schwimmern hinterher. Doch die Worte des Ehrenamtskoordinators verhalten in den Wellen. Anders war es bei den zahlreichen Schaulustigen, die auf das Spektakel aufmerksam wurden. „Was wollen die denn veranstalten“, fragte Siglinde Grolmann ungläubig.
„Das sind die ersten Schwimmer von insgesamt 15 Teilnehmern, die gemeinsam den größten deutschen Binnensee zwei Mal queren wollen“, wurde die Urlauberin aufgeklärt. „Unsere Rettungsschwimmer werden durch die Nacht bis in das 31 Kilometer entfernte Buchholz schwimmen und hier den Staffelstab an ein weiteres Team übergeben, die zurück nach Waren (Müritz) schwimmen werden“, informierte Ronny Möller. „Wir wollen mit der Aktion für die Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen werben. „Morgen sind wir um 18 Uhr wieder hier“, rief Andreas Piske noch schnell, bevor er auf eines der Begleitboote sprang. Piske, der Ideengeber und selber Teilnehmer der Müritzquerung ist, wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, das wird ein sportliches Unterfangen. Denn die Schwimmer mussten gegen die Wellen ankämpfen und möglichst viele Meter der Strecke bewältigen. „Drei Kilometer in der Stunde und wir sind um 7 Uhr in Buchholz“, rechnete Piske vor und schwor die Gemeinschaft von „Müritz extrem night & day“ ein. Doch zeigte sich das Wetter anfänglich gnädig, türmten sich mit einsetzender Dunkelheit die Wellen vor den Schwimmern auf. Mit voller Konzentration navigierten die Bootsführer der Begleitfahrzeuge durch die Nacht. Rettungsschwimmer beobachteten die Leuchtarmbänder der Schwimmer. Erst gegen Morgengrauen beruhigte sich das Wetter, als das Team in den Müritzarm einschwamm. An Stelle von Schlaf gab es Kaffee, Tee und kleine Snacks. „Die Versorgung ist sehr gut“, honorierte das Team und munterte sich gegenseitig auf. Weitere Anfeuerungsrufe kamen von der Vipperower Brücke, wo die Familie von Andreas Piske mit wehenden Fahnen stand. Zwar mit 80 Minuten Verspätung, aber zufrieden und sicher schwamm das Nacht-Team um 8:23 Uhr durch das Etappenziel. Hier wurde die Müritzquerung 3.0 aber noch lange nicht beendet. Weitere sieben Schwimmer warteten auf ihren Einsatz. Sie machten sich um 8 Uhr bereits auf, um die gleiche Tour zurückzuschwimmen. Ein kurzes Abklatschen im Wasser, Glückwünsche und ein schnelles Toi, Toi, Toi und „Müritz extrem“ ging in die zweite Halbzeit. „Es war schon wirklich hart“, beschrieb Marina Strüben die Nachtstrecke. Aufgeben stand für die Extremschwimmer dennoch nicht zur Diskussion. Schließlich galt es zu beweisen, was man mit Schwimmausbildung erreichen kann. Und das wollten auch die Tagschwimmer, die bis Zielow sehr gut vorankamen. Auch diese sieben Frauen und Männer sollten die Kraft Neptuns spüren. Erneut schickte der Herrscher der Meere große Wellen gegen die Schwimmer. Stück für Stück kämpften sich die Teams durch die 20 Grad warme Müritz. Hobbyskipper begleiteten die Gruppe ein Stück und informierten sich über die Aktion.
Endlich konnte man das Schloss Klink in der Ferne erkennen. „Dann ist es ja nicht mehr weit“, munterte Janikke Börner ihr Team um Andrea Willhöft und Marion Hackbart auf. Doch schier unendlich blieb die Entfernung zum Schloss gleich, bis schließlich der Badestrand in Ecktannen passiert wurde. Endspurt. Einmal noch alles geben. Um 19:27 übertönten Bootshupen, Applaus und Anfeuerungsrufe die Geräuschkulisse am Warener Stadthafen. Und die Müritzquerung 3.0 endete mit vielen glücklichen Gesichtern. René Drühl als Stadtpräsident, Dietmar Henkel in Vertretung des krankheitsbedingt verhinderten Bürgermeisters, Landtagsabgeordnete Nadine Julitz und Karsten Rösel vom ALD Run for Charity sowie zahlreiche Schaulustige übermittelten ihre Glückwünsche. „Mit dieser Aktion haben wir gezeigt, dass wir ein Team mit Zielen und Zusammenhalt sind. Dank einiger Unterstützer konnten wir Spenden für den Schwimmunterricht an der Mecklenburgischen Seenplatte generieren“, freute sich Ronny Möller über den positiven Zuspruch. Bei einem sportlichen Büfett ließen die Schwimmer die gewonnenen Eindrücke auf sich wirken. Eine neue Herausforderung für das kommende Jahr hat Andreas Piske bereits im Hinterkopf, doch auch er will zuvor die jüngste Strecke innerlich verarbeiten, denn wie bei jedem anderen Teilnehmer steckten auch in seinen Knochen über zehn Kilometer an Schwimmstrecke.