Aalversanstelle Hamburg liefert Glasaale an die Müritz
Wer Fisch fangen will, der muss sich auch für die Arterhaltung verantwortlich zeigen. Das haben die Müritzfischer in Sachen Aal schon lange erkannt. Um dem beliebten Speisefisch eine Chance auf Erhalt der Population in der Mecklenburgischen Seenplatte zu geben, setzen die Müritzfischer regelmäßig Glasaale in die umliegenden Gewässer mit Flussanbindung aus, um den Bestand nach oben zu regulieren. So auch gestern, als über eine Million Jungaale in die Müritz, den Kölpinsee, den Plauer See, den Fleesensee, die Peene, den Kummerower See und den Tollensesee ausgesetzt wurden.
Immer wieder blickte Sebastian Paetsch auf die Uhr. „Eigentlich sollte der Lkw gleich um die Ecke kommen“, vertröste der Fischer seine Kollegen, die gegen Mittag mit Transportern und Booten sowie mit Behältern, die sauerstoffreiches Wasser innehatten, auf dem Fischerhof Eldenburg warten. Die letzten Vorbereitungen waren gerade abgeschlossen, als der Lkw aus der Hamburger Aalversanstelle auf das Gelände der Müritzfischer bog. Und dann ging es ganz schnell, geradewegs wie auf dem Jahrmarkt. Erst kamen die kleinen Fischereibetriebe und bestellten kiloweise Glassaale. Gerademal fünf Zentimeter groß und schier durchsichtig präsentierten sich die kleinen Glasaale. Per Kescher wurden die etwa drei Jahre alten Aale über eine Waage in die bereitstehenden Bottiche gefüllt. Unterdes erklärte Sebastian Paetsch, dass dies keine Neuerfindung der Müritzfischer sei. „Bereits seit den 60iger Jahren wird dieses Verfahren praktiziert“, so Paetsch.
Durch Verbauung der Flüsse, die vom Atlantik in die Binnenregionen führen, ging hier der Bestand der Aale stark zurück, so dass der Mensch seine Fehler wieder gutmachen musste. Und so werden die Glasaale in Gewässern mit krautigem Untergrund ausgesetzt. Hier finden die Jungfische Unterschlupf und Schutz vor großen Räubern.
Für 345 Euro gibt es das Kilo Glasaal, was etwa 3.500 Fischen entspricht. Von März bis Mai können diese Fische als Besatz die heimischen Gewässer stärken. Dass nun das Eis gänzlich von den Gewässern der Mecklenburgischen Seenplatte verschwunden ist, kommt den Müritzfischern ganz recht. „So können wir verschiedene Einsetzstellen mit Transportern und Booten anfahren und die Überlebenschancen der Tiere erhöhen“, erklärte Sebastian Paetsch. Auf einen sieben Hektar großen Abschnitt werden etwa 3.500 Glasaale ausgesetzt.
Bis sich Angler über einen dieser ausgesetzten Glasaale erfreuen kann, wird es noch sechs bis acht Jahre dauern. Fischerei ist eben ein langfristiges Unterfangen.