„Wäre ich Gott, dann würde ich weinen über die Menschen, die ich zu meinem Ebenbild geschaffen habe. Wie würde ich weinen über ihre Bosheit und Gemeinheit und Grausamkeit und Dummheit und ihre armselige Güte und Trauer“, mit diesen Zeilen von Astrid Lindgren schloss gestern Abend die Demonstration auf dem Neuen Markt in Waren (Müritz), zu der sich 570 Teilnehmer um 18:30 Uhr versammelten.
Die Zeilen aus dem bekannten Gedicht von Astrid Lindgren trug Regina Cleemann vor, die diese Worte passender denn je fand. Zuvor zogen hunderte Müritzer vom Neuen Markt in Waren (Müritz) über den Schweriner Damm, durch die Altstadt, um schließlich ihre Demonstration gegen die aktuelle Energiepolitik, gegen die Schließung der Frühchenstation in Neubrandenburg und gegen die Kriegssituation in Europa fortzusetzen.
„Diese zerbrechlichen kleinen Wunder der Natur brauchen die Zuwendung und den seelischen Beistand der ganzen Familie. Krankenkassen verbieten den Weiterbetrieb dieser Station und setzen sich damit sogar gegen die Landespolitik durch. Diese Kräfteverteilung ist erschreckend. Bitte unterschreibt gern die Petition Extrem-Frühchen-Station am Klinikum in Neubrandenburg“, wünschte sich Markus Häcker in seinem Redebeitrag auf der jüngsten Montags-Demo.
Weiterhin erinnerte Markus Häcker an die Aktionen „Blaue Lichter“ und meinte: „Ein großer Teil unserer Kundgebungen im vergangenen Winter galt diesen Helden des Alltags. Das medizinische- und Pflegepersonal arbeitet seit jeher an der Belastungsgrenze. Stress, Schichtdienst und schlechte Bezahlung bestimmen ihre Arbeit und wurden durch Corona weiter erschwert. Und dann wurde im März die einrichtungsbezogene Impfpflicht beschlossen und hinzu kam die Angst um den Job, um die eigene kleine Existenz. Wir haben viele Gespräche mit Behörden und Betroffenen geführt, haben Schreiben entworfen und Beistand geleistet. Für viele endete dieser bereits nach ausgiebigem Klatschen auf dem Balkon. Die einzige Begründung für diese Impfpflicht war ein Fremdschutz, den es nie gegeben hat.“
Und ergänzte: „Trotz massiver gesundheitlicher Probleme nach ihrer 2.Impfung und den allgemein anerkannten immer häufiger auftretenden Impfnebenwirkungen wird dieser Impfdruck aufrechterhalten.“ Auch mit Blick auf den öffentlichen Fokus hatte Markus Häcker einen Wunsch an die Medienlandschaft: „Ich habe am vergangenen Montag mit der Äußerung, die Presse hat ihre Patronen verschossen, den Eindruck erweckt, dass sie nun wehrlos mit dem Rücken zur Wand stehen. Ich wollte jedoch vielmehr meine Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass die Zeit der persönlichen Anfeindungen nun vorbei ist und es auch medial eine sachorientierte Auseinandersetzung mit unseren Kritikpunkten geben kann. Ich wollte und wir sollten auch zukünftig selbstbewusst Stärke zeigen, aber keine Angst verbreiten. Auch wenn wir immer wieder als Extremisten beleidigt werden, so bedienen wir uns nicht deren Methoden. Wir wollen keinen Krieg führen. Wir wünschen uns, kommt aus eurer Stellung. Kommt an einen gemeinsamen Verhandlungstisch und schreibt nicht aus Befindlichkeiten. Schreibt die Dinge, wie sie sind.“
Mittlerweile seit zehn Wochen demonstrieren Müritzer Unternehmer und die Initiative „Menschlich-Stark-Miteinander“ gemeinsam mit zahlreichen Müritzern auf dem Neuen Markt in Waren. Suchen die Gespräche mit den Politikern und interessierten Menschen. Wollen reden, aber auch zuhören. Wollen verstehen, aber auch verstanden werden. Ein simples Prinzip mag man meinen, das funktioniert, wenn sich alle Menschen daranhalten würde. Dennoch fragen sich viele Unbeteiligte, was die Initiativen mit ihren Demos bewegen wollen. „Als Initiative ,menschlich stark miteinander' stehen wir ausdrücklich für Frieden ein. Am gestrigen Volkstrauertag haben auch wir den Opfern von Kriegen und Gewalt gedacht. Dieser Tag jährte sich zum 100. Mal. und leider wird das Gedenken auch im nächsten Jahr nicht an Bedeutung verlieren“, erklärte Initiator Markus Häcker und wünscht sich: „Stoppt endlich das Blutvergießen!“
Auch Gerhard Tammer verspürte wieder den Drang, seine Gedanken mit anderen zu teilen und stieg in seine Rede mit Martin Luther King ein und mahnte: „Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort bedroht die Gerechtigkeit an jedem anderen“. Dass sich lediglich zwei Prozent der Einwohner von Waren (Müritz) an den Montagsdemos beteiligen, hält er für falsch. „Das hat den Anschein, als wenn es genug andere gibt, die die Kastanien aus dem Feuer holen werden“, so Tammer und warnte vor den Folgen eines drohenden Blackouts. „Sind es drei Stunden ohne Fernsehen oder drei Wochen ohne Energie, die uns in Wärmehallen bei Gulaschkanonen und Kerzen sitzen lassen“, fragte sich der Senior. Auch Holger Anton nahm die Energiekrise zum Anlass seiner Rede und berichtete, dass es erneut eine Anforderung an den Bürgermeister der Stadt Waren (Müritz) gab. „Wir wollen von Norbert Möller wissen, welche Vorbereitungen seitens der Stadt Waren getätigt wurden. Gibt es Notstromaggregate, wird es zentrale Punkte für Essens- und Wasserausgaben geben und welche Vorkehrungen gibt es in Richtung Sicherheitsaufgaben innerhalb der Müritzstadt“, so Holger Anton. Diese Fragen interessieren unter anderem auch die 186 Mitglieder der Müritzer Unternehmensgruppe. Die schließen sich im Übrigen einer bundesweiten Demonstration am 24. November 2022 an. „Es wir in 18 Städten, Waren (Müritz) ist auch dabei, einen Autokorso geben. Der Treffpunkt ist auf dem Sandparkplatz um 15:15 Uhr“, so die ersten Informationen.
Das Ordnungsamt des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte rechnet für den 24.11.2022, zwischen 15:30 und 18:30 Uhr mit massiven Verkehrsbehinderungen im gesamten Stadtgebiet von Neubrandenburg und Waren (Müritz) jeweils aufgrund einer Versammlung in Form eines Autokorsos. Autofahrern wird geraten das Gebiet, wenn möglich, weiträumig zu umfahren.