Matthias Prahst vom Charterpoint als Unterpächter
Es waren bizarre Szenen, die sich bei der jüngsten Sitzung des Warener Stadtentwicklungsausschusses abspielten. Nach und nach wurden die Tagesordnungspunkte durch die Fraktionen diskutiert und abgearbeitet. Schließlich standen im letzten Drittel der Ausschusssitzung gleich zwei TOP für das Projekt "Seepark Mare Müritz" auf dem Programm. So ging es abermals um den Bau einer Marina und eines Hafengebäudes sowie um Bebauung des Feisneckufers mit Parkplätzen und einer Steganlage. Während die Bootsliegeplatze und das Hafengebäude von den Stadtvertretern nach kurzer Diskussion durchgewunken wurden, musste die Bebauung der Feisneck erwartungsgemäß abgelehnt werden. Letzteres bekamen die Vertreter der 12.18. Maremüritz Yachthafenresort und Spa GmbH&Co.KG sowie Matthias Prahst vom Charterpoint als zukünftiger Pächter nicht mehr mit. Denn nach der ersten Genehmigung verließen beide Beteiligten die Versammlung. Toralf Schnur wittert ein geschicktes Ablenkungsmanöver und auch die anderen Stadtvertreter mussten sich kräftig auf die Zunge beißen.
„Das hatte Dr. Fabian Föhring von den Grünen schon damals geahnt, als wir uns gegen den Antrag der Liegeplatzerweiterung stellten“, zeigte sich Toralf Schnur verärgert. „Es war doch klar, dass wir der Bebauung auf der Feisneckseite nicht Zustimmen können. Man hat uns einen Brocken hingeworfen und wir haben ihn geschluckt“, so der FDP-Mann, der sich kurzzuvor noch mit der 12.18. Maremüritz Yachthafenresort und Spa GmbH&Co über die Unterverpachtung der Hafengebäudes und der Marina stritt. „Wir haben dann keine rechtliche Handhabe mehr, wenn wir dem zustimmen“, so Schnur. „Die Begründung ist nicht schlüssig mit der Änderung. Die Frage ist, wollen wir uns die Fläche am Wasser entziehen, wenn wir diese Fläche abgeben und nicht selber pachten und dann weiter verpachten, verlieren wir alle Handhabe im Ordnungsrecht“, befürchtete der Fraktionschef der FDP/MUG. „12.18 und Matthias Prahst vom Charterpoint haben eine enge vertragliche Bindung. Der Vertrag mit der Stadt wird so gelebt, wie er auch geplant ist“, versicherten die Antragsteller, die folgendes Vorhaben umsetzen wollen.
12.18. Maremüritz Yachthafenresort und Spa GmbH&Co.KG will Marina mit 65 Liegeplätzen für Boote bauen
„Wir müssen auf Grund der Wasserstandsentwicklung mit geringeren Tiefen der Müritz davon ausgehen, dass bei anhaltender Entwicklung der Südwest-Schenkel der Schwimmsteganlage nur eingeschränkt nutzbar sein wird. Da die Zufahrt zu flach wird, haben wir daher die Anlage um 20% im Uhrzeigersinn geschwenkt, den Zugangssteg um 10 m verlängert und die Stegbrücke um 20 m in Richtung Hafenmeisterei versetzt. Nur so konnte das vorgesehene Baufenster eingehalten werden. Dafür bitten wir um Zustimmung. Ebenfalls beantragen wir, der Erweiterung auf 65 Liegeplätze zuzustimmen, da dies die untere Wirtschaftlichkeitsgrenze darstellt. Die Städtische Stellplatzsatzung sieht einen Parkplatz für 2 Liegeplätze vor. Dieser Schlüssel ist mit den 33 diesem Teilvorhaben zugeordneten Stellplätzen. 30 an der Südwestlichen Wallseite, 3 vor der Hafenmeisterei. Eine Marina mit ansprechendem Niveau benötigt eine enge Vernetzung bootsbezogener Service-Anbieter am Standort. Dazu gehören Angebote für Bootsreparaturen, -pflege und Winterunterbringung etc. Die 12.18. Gruppe hat ihre Wasserssportkompetenz in Boltenhagen, sodass die 12.18. Maremüritz Yachthafenresort und Spa GmbH&Co.KG einen lokalen Partner für diesen Teil des Gesamtvorhabens gesucht hat. Wir haben in der Charterpoint Müritz OHG, getragen von Frau Kirsten Engel und Herrn Matthias Prahst aus Waren (Müritz), diese Partner gefunden. Wir werden nur den zum Teilprojekt Marina gehörenden Teil der von Ihnen gepachteten Flächen nun an die OHG unterverpachten und bitten dafür um Ihre Zustimmung. Die WSV hat angeboten den Wasserpachtvertrag direkt mit der Engel/Prahst OHG für 29 Jahre (insgesamt inkl. Optionen) zu schließen und wird demzufolge dieser Unterverpachtung bei Wahrung aller Verpflichtungen Ihres/unseres Durchführungsvertrages ebenfalls zustimmen. Das allerdings macht sie davon abhängig, dass auch die Stadt Waren der Unterverpachtung und Fristenharmonisierung in allen relevanten Verträgen zwischen den beteiligten Parteien zustimmt. Im Nachgang werden wir alle administrativen Schritte unternehmen, um mit der Stadt Waren (Müritz) zusammen alle in diesem Zusammenhang bestehenden relevanten Verträgen zu harmonisieren. Ihr Partner für die Sicherstellung der Umsetzung der Bauvorhabenbleibt die 12.18. Maremüritz Yachthafenresort und Spa GmbH&Co.KG, die auch den Antrag für den Bauantragsnachtrag stellen wird. Unser Partner für die Errichtung, Finanzierung und Betrieb ab 01.04.2021 ist die Charterpoint Müritz OHG, die auch alle Verpflichtungen aus den mit der Stadt Waren geschlossenen Nutzungs- und Durchführungsverträgen erfüllen wird. Auf Grund der engen Vernetzung mit unserem 12.18. Unternehmen am Seeufer werden wir in enger und dauerhafter Kooperation bleiben“, hieß es in der Antragsstellung seitens des Maremüritz Yachthafenresort.
Auch die Hafenmeisterei musste gegenüber der Ursprungsplanung überarbeitet werden. „Zum einen war die Gestaltung nicht ausreichend funktional orientiert für einen Marina-Betrieb, zum anderen kann ein solches Gebäude heute als Modul-Bau gestaltet werden, der in der Optik und Art, Form und Farbe mit den umstehenden Gebäuden korrespondiert. Wir beantragen die Zustimmung, dies in als Nachtrag in den Durchführungsvertrag aufzunehmen. Zudem wäre eine Investition des ehemals geplanten Bauwerks in Höhe von ca. 400 T€ ökonomisch nicht vertretbar - insbesondere nicht im Hinblick auf die nicht änderbare kurze Kündigungsfrist der WSV bei öffentlichem Interesse. Mit der WSV wurde auch dieser Punkt im Vorwege angesprochen und dort akzeptiert. Der neue Bau bleibt ebenfalls innerhalb der bestehenden Baugrenzen. Auch der Anbau eines Lagers zwischen dem Restaurant „Oh Julia“ und dem und Pool wurde beantragt. „Die Terrasse des Restaurants „Oh Julia“ ist mit der genehmigten Terrassengröße so gut besucht, dass mehr Gestühl notwendig wurde, als anfangs geplant. Nun ist durch die Wetterabhängigkeit die Notwendigkeit für Polster, Dekoration und Service-Ausrüstungsgegenständen neuer Lagerbedarf mit kurzen Laufwegen entstanden. Um das Mobiliar auch nachts, sowie im Winter lagern zu können benötigen wir dringend einen Anbau. Dieser dient zusätzlich zur räumlichen und optischen Trennung der Bereiche Oh Julia und Pool. Wir beantragen die Zustimmung dazu“, wünschte sich die 12.18. Maremüritz Yachthafenresort und Spa GmbH&Co.KG.
Diese Punkte segnete der Stadtentwicklungsausschuss schließlich einstimmig ab. Das schien auch den Vertretern von 12.18. Maremüritz Yachthafenresort und Spa GmbH&Co.KG sowie Matthias Prahst vom Charterpoint zu reichen, die umgehend die Versammlung verließen, obwohl unmittelbar im Anschluss der Antrag auf Parkanlage und Stegnutzung auf der Feisneck Seite anstand.
Laut Antrag werden zusätzliche Parkplätze notwendig, um den Restaurant- und Informationsbesuchern, sowie dem Personal, welches von außerhalb Warens anreist, Parkplätze zu bieten. „An der gesamten Straße stehen keine sonstigen Parkmöglichkeiten zur Verfügung, um den schönen Blick auf die Feisneck vom Steg aus nutzen zu können. Aus diesem Grunde werden zusätzliche Parkplätze auf der Feisneck Seite der Straße benötigt. Wir beantragen auch hierfür die Zustimmung, die notwendigen administrativen Schritte in die Wege zu leiten“, so Edzard-Andres Plath von der Projektentwicklung in seinem Antrag. Die Stadtverwaltung nahm wie folgt Stellung: „Der Vorhabenträger, die 12.18. Maremüritz Yachthafenresort und Spa GmbH & Co.KG hat mit Schreiben vom 27.07.2020 die Änderung des Durchführungsvertrages in der Neufassung vom 20.09.2018 für vier Punkte beantragt (Anlage 1). Die Änderungen hat der Vorhabenträger im Stadtentwicklungsausschuss am 11.08.2020 vorgestellt. Dieser hat empfohlen, dass die Fraktionen darüber beraten, mit dem Ergebnis, dass die beantragten Änderungen zur Entscheidung mittels einer Vorlage aufbereitet werden sollen. Die Prüfung der beantragten Änderungen ergab, dass nur die Punkte 1-3 über eine Änderung des Durchführungsvertrages realisiert werden könnten. Diese werden über eine gesonderte Beschlussvorlage in den politischen Gremien behandelt. Die Änderung des Punktes 4 „Herstellung von zusätzlichen Parkplätzen auf der Feisneckseite (Flur 46; Flurstück 1/6 sowie Flur 45 Flurstück 1/6) sowie Errichtung einer Steganlage an der Feisneck (Flur 45, Flurstück 1/8)“ ist nicht über die Änderung des Durchführungsvertrages möglich. Hier bedarf es einer Änderung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes Nr. 44 „Seepark Waren an der Müritz“ für den im Übersichtsplan gekennzeichneten Bereich (Anlage 2). Der Vorhabenträger hat für sein Vorhaben die erforderlichen Stellplätze gem. der städtischen Stellplatzsatzung nachgewiesen. Im Rahmen der nunmehr geöffneten Hotelanlage wurde sichtbar, dass die nachgewiesenen Stellplätze nicht ausreichend sind. Insbesondere Parkplätze für Mitarbeiter und Gäste des Empfangsgebäudes, des Restaurants und des SPA-World sowie Informationsbesucher erweisen sich als nicht ausreichend. An der Straße „Am Seeufer“ gibt es keine begleitenden Parkplätze. Zudem soll an der Feisneck eine öffentlich zugängliche Steganlage errichtet werden. Der rechtskräftige Flächennutzungsplan weist für diese Fläche ein Sondergebiet Fremdenverkehr aus, der rechtskräftige vorhabenbezogene Bebauungsplan setzt eine private Grünanlage mit Minigolf fest (Anlage 3). Die Fläche grenzt unmittelbar an die „Feisneck“ an, die sich im Müritz-Nationalpark sowie in einem NATURA 2000 – Gebiet befindet. Mit dieser Vorlage soll die Stadtvertretung entscheiden, ob ein Änderungsverfahren zur 2. Änderung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes vorbereitet werden soll.“