Malchower KZ-Befreiung
Erinnerung an Ofer und an Zeitzeugin Batsheva Dagan
Bei der diesjährigen Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ-Außenlagers Malchow erinnerte man an das Schicksal der vielen Opfer dieses Lagers – aber auch an die im Januar verstorbene Batsheva Dagan, die lange Jahre als Zeitzeugin den Aufbau der Gedenkstätte am Rande der Inselstadt begleitet hatte.
Spricht man in Malchow über das ehemalige KZ-Außenlager und die Gedenkstätte, die dort entsteht, fällt oft der Name Batsheva Dagan. Als Überlebende des Lagers gehörte sie zu den letzten Zeugen, die noch aus eigener Erfahrung über die Zeit dort berichten konnten. Die Jüdin Batsheva Dagan hatte mehrfach den weiten Weg aus Israel, wo sie seit langem lebte, nach Deutschland und speziell nach Malchow auf sich genommen, um vor allem mit Schülern der Fleesenseeschule darüber zu sprechen, wie sie die NS-Zeit und die Lagerhaft erlebt hatte. Ende 2023 hatte sie Malchow zum letzten Mal besucht. Im Januar starb sie im hohen Alter von 98 Jahren in Israel. Auf Batsheva Dagans Schicksal ging Elke-Annette Schmidt bei der diesjährigen Gedenkveranstaltung zur Befreiung des Lagers ein, die am 4. Mai ab 11 Uhr am Gedenkort in Malchow stattfand. Die Politikerin, die zweite Vizepräsidentin des Landtags Mecklenburg-Vorpommerns ist und auch zu den Malchower Stadtvertretern gehört, hielt traditionsgemäß die Gedenkrede bei der Veranstaltung. Vor rund fünfzig Gästen sprach sie unter anderem davon, unter welch unmenschlichen Bedingungen die Gefangenen im Außenlager leben mussten und wie Dagan auch vor ihrer Haft mit judenfeindlichen Äußerungen im Alltag konfrontiert wurde. Sie hörte zum Beispiel ihren Dienstherren sinngemäß sagen, Juden sähen nur äußerlich wie Menschen aus, seien aber etwas anderes. Elke-Annette Schmidt schloss ihre Rede mit einem Zitat der Zeitzeugin: „Der Mensch hat immer eine Wahl.“
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Malchows Bürgermeister René Putzar die Besucher und äußerte sich kurz zur allgemeinen politischen Lage. Nachdem er seine Rede vom letzten Jahr erneut durchgesehen habe, müsse er feststellen, dass sich die negativen Entwicklungen zugespitzt hätten, von denen er bereits damals sprach. Als Beispiel nannte er Kriegsertüchtigungsübungen in deutschen Schulen. Positiv sei dagegen die Entwicklung der Gedenkstätte für das Außenlager. „Es wird noch Jahre dauern, bis sie fertig ist. Zum Aufbau des Gedenkortes tragen konkret die Internationalen Jugendcamps bei, von denen wir für Ende des Sommers wieder eines vorbereiten“, sagte der Bürgermeister. Stätten wie diese seien wichtig für Aufklärung und Verständigung. Die jährlichen Gedenkveranstaltungen sind weiter fest eingeplant.
Musikalisch umrahmt von Beiträgen Ines Otterpohls, Jenny Kahls sowie Christiane und Jürgen Seilers kam danach noch die junge Generation zu Wort: ein Elftklässler der Fleesenseeschule und Rick Lawitzky als Vertreter des Kinder- und Jugendparlaments Malchow e. V. Auch Lawitzky widmete einen Teil seiner Rede Batsheva Dagan. Beim Besuch der KZ-Überlebenden Ende des Jahres sei er sowohl von ihren Berichten als auch von ihrer Persönlichkeit sehr beeindruckt worden. Als am Ende der Gedenkstunde René Putzar zur Kranzniederlegung für die Opfer des Lagers aufrief und zahlreiche Besucher dem folgten, geschah dies sicher auch im Geiste Batsheva Dagans.