Hohe Aufklärungsquote in Mecklenburg-Vorpommern
Innenminister Lorenz Caffier hat heute die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Berichtsjahr 2018 vorgestellt. Die jüngste Entwicklung der Kriminalität in Mecklenburg-Vorpommern ist geprägt durch:
1. einen erneuten Rückgang der Gesamtzahl der Straftaten, die im vergangenen Jahr in Mecklenburg-Vorpommern erfasst wurden, gegenüber 2017 um rund 1.700 Fälle
2. den niedrigsten Stand an Wohnungseinbrüchen seit den 90er Jahren
3. einen Anstieg bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
4. immer komplexere und aufwändigere Ermittlungstätigkeiten
2018 wurden 108.665 Straftaten (-1,5 % zum Vorjahr) erfasst. Die Fallzahl verringerte sich damit insgesamt um 1.672 Fälle. Der Rückgang ist dabei maßgeblich auf die entsprechend positive Entwicklung im Bereich der Straftatenhauptgruppe der Diebstahlsdelikte zurückzuführen. Der Rückgang bewegt sich hier im vierstelligen Bereich. In der Gruppe der Straftaten gegen das Leben konnte ebenso ein Rückgang verzeichnet werden, während bei den Sexualdelikten die Anzahl der Straftaten anstieg. Letzteres ist auch auf die Änderung des Strafrechts zurückzuführen, wonach deutlich mehr Verhaltensweisen eindeutig als Sexualdelikt in der PKS zu erfassen sind. Dies betrifft zum Beispiel die sexuelle Belästigung, die bis dahin nur als Beleidigung auf sexueller Grundlage erfasst wurde.
In unserem Bundesland konnte in 2018 wieder eine hohe Aufklärungsquote erzielt werden. Diese betrug im vergangenen Jahr 62,2 % und befindet sich somit über dem Wert von 2017 (62 %). Mit dieser Aufklärungsquote liegt Mecklenburg-Vorpommern seit Jahren deutlich über dem Bundesdurchschnitt.
Innenminister Lorenz Caffier: "Ich sehe mich darin bestätigt, dass die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern eine sehr gute Arbeit leistet. Eine hohe Aufklärungsquote ist auch immer das Resultat einer guten Organisationsstruktur. Das Prinzip, den Nachwuchs der Landespolizei zunächst mit schutz- als auch mit kriminalpolizeilichen Grundlagen auszubilden und damit eine ausreichende Basis für eine eventuell erforderliche spätere Vertiefung und Spezialisierung in der Kriminalpolizei zu legen, hat sich für unser Bundesland in bewährt."
Die Häufigkeitszahl ging in Folge des beschriebenen Fallrückganges um 1,5 % von 6.850 auf 6.745 Fälle pro 100.000 Einwohner zurück und weist damit die bislang niedrigste Kriminalitätsbelastung für unser Bundesland seit Bestehen der Statistik aus.
"Doch trotz des Rückgangs der Fallzahlen insgesamt wird die Arbeit der Landespolizei immer komplexer und aufwändiger", so Innenminister Lorenz Caffier. "Die stetig fortschreitende Digitalisierung bietet auf der einen Seite vielfältige Chancen für Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Andererseits haben aber auch Straftäter das Internet längst als Mittel für ihre kriminellen Machenschaften erkannt".
Immer häufiger liegen umfangreiche Beweismittel in digitaler Form vor, Unmengen an Bild-, Video- und Kinderpornografie-Daten, mobile Endgeräte, Smart Devices, digitalisierte Papierdokumente und Cloudspeicher müssen umfangreich ausgewertet werden. Da sich die Kriminalität mittels Internet verstärkt, sind Ermittlungshandlungen auch mit technischen Fragestellungen verknüpft.
"Deshalb ist es nur richtig, dass wir uns gegenwärtig mit IT-Experten als Internet-Polizisten verstärken, so Lorenz Caffier.
Im vergangenen Jahr wurden, ohne Berücksichtigung der aufenthaltsrechtlichen Straftaten, insgesamt 42.112 Tatverdächtige und damit 3,0 % weniger als im Vorjahr ermittelt (2017: 43.431). Entgegen des rückläufigen Trends der Fall- und Tatverdächtigenzahlen insgesamt, entwickelte sich die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen diese (ohne aufenthaltsrechtliche Verstöße) von 5.965 auf 6.034 leicht an (+1,2 %). In der Altersklasse der männlichen Jugendlichen konnte ein starker Rückgang (-24,5 %) um 131 Tatverdächtige im Vergleich zum Vorjahr festgestellt werden. (2017:534) Der größte Rückgang ist hier bei den syrischen Tatverdächtigen und zwar in erster Linie aufgrund der geringeren Anzahl der Körperverletzungsdelikte zu verzeichnen.
Bei den nichtdeutschen Nationalitäten dominieren außerhalb der aufenthaltsrechtlichen Verstöße weiterhin die syrischen Tatverdächtigen, wenn auch mit einer um 76 leicht gesunkenen Tatverdächtigenzahl (1.182 Tatverdächtige), gefolgt von polnischen und rumänischen Tatverdächtigen.
Entwicklung in einigen Kriminalitätsbereichen:
Straftaten gegen das Leben
Bei den Straftaten gegen das Leben stehen eine Abnahme der Fallzahlen insgesamt sowie eine Erhöhung der Aufklärungsquote zu Buche. Im letzten Jahr wurden 50 Straftaten gegen das Leben registriert, 5 Fälle weniger als 2017. In 18 der insgesamt 22 registrierten Fälle des Totschlags ist es bei einem Versuch geblieben. Die Aufklärungsquote bei den Straftaten gegen das Leben stieg um 2,9 Prozentpunkte auf 92,0 %, während die fünf Morddelikte sogar alle aufgeklärt werden konnten.
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind mit einem Anteil von 1,3 % an der Gesamtkriminalität die zweitkleinste Straftatenhauptgruppe der PKS. Mit insgesamt 1.455 registrierten Fällen liegen die Fallzahlen im aktuellen Berichtjahr 369 Fälle über denen des Vorjahres (+34 %).
Die Reform des Sexualstrafrechts hat sich auch in einem erhöhten Anzeigeverhalten ausgewirkt, wodurch teilweise der Anstieg von Fällen sexueller Belästigung zu erklären ist. Delikte, die jetzt als sexuelle Belästigung erfasst werden, wurden zudem früher zum Teil als Beleidigung auf sexueller Grundlage unter den sonstigen Straftatbeständen geführt. Damit hat sich jetzt partiell auch eine Verschiebung in Richtung der Hauptgruppe "Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung" ergeben.
In erster Linie ist die Entwicklung allerdings auf einen Anstieg der Verbreitung pornografischer Schriften um 188 Fälle auf insgesamt 405 Straftaten zurückzuführen (2017: 217), die im Wesentlichen Gegenstand eines Großverfahrens sind.
"Unverkennbar ist hier wieder die Rolle des Internets und neuer Kommunikationsmöglichkeiten für Kriminelle, um sich leichter Zugänge zur Umsetzung ihrer Ziele verschaffen zu können. Die rasanten technischen Entwicklungen bedingen auch, dass wir uns im Zuge polizeilicher Ermittlungen mit geeigneten Maßnahmen auf diesen Umstand einstellen. Wir müssen beispielsweise alles dafür tun, den perfiden Geschäften von Kinderpornografie entschieden und mit allen Mitteln ein Ende zu bereiten", so Innenminister Lorenz Caffier. "Die Anonymität im Internet und vor allem im Darknet schützt Kriminelle. Ich habe daher keinerlei Verständnis, wenn hier in der Diskussion um neue Befugnisse für die Polizei der Datenschutz für Täter höhergestellt wird, als der Schutz der Opfer."
Diebstahlsdelikte
Der Diebstahl bildet im Vergleich zu den anderen Straftatenhauptgruppen mit fast einem Drittel aller Straftaten quantitativ den Schwerpunkt. Umso erfreulicher ist es, dass sich in diesem Phänomenbereich der seit vielen Jahren bestehende Abwärtstrend, auch im vergangenen Jahr, mit einem Rückgang fortsetzt. Die Fallzahl ging sogar um fast 8 % bzw. 2.718 Fälle auf insgesamt 31.990 Straftaten zurück. Wichtig für die Sicherheit aber auch das Sicherheitsgefühl ist, dass die Aufklärungsquote hierbei erneut auf 31,6 % erneut gesteigert werden konnte.
Beim Wohnungseinbruchdiebstahl wurden im Vergleich zum Vorjahr 79 Fälle weniger registriert. Bei einem Rückgang von rund 7 % in diesem Phänomenbereich lag die Fallzahl im Jahr 2018 bei 1.101 Einbrüchen. Der Wohnungseinbruchdiebstahl ist in Mecklenburg-Vorpommern seit 2014 rückläufig und erreichte im aktuellen Berichtsjahr den niedrigsten Stand seit den 90er Jahren (1993: 3.675 erfasste Fälle bei einer Aufklärungsquote von 19,5%).
"Sicherheit gehört zu den wichtigsten Grundbedürfnissen der Menschen und ist Bestandteil ihrer ganz persönlichen Lebensqualität. Dies gilt in hohem Maße für den Schutz der Privatsphäre wie dem eigenen Wohnraum", so Minister Caffier. Innerhalb der Bevölkerung unseres Bundeslandes ist bereits ein hohes Bewusstsein entstanden, Schutzmaßnahmen für ihr Eigentum zu ergreifen, um Tatgelegenheiten zu verringern."
Auch beim Fahrraddiebstahl konnte die Landespolizei im letzten Jahr einen Rückgang um 129 Fälle auf insgesamt 5.437 Straftaten verzeichnen. In der Langzeitbetrachtung hat sich die Anzahl der Fahrraddiebstähle seit 2009 mit 9.393 um 42,1 % verringert.
Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit
Bei den Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit ist ein Anstieg um 407 Fälle auf insgesamt 15.963 Fälle für das Jahr 2018 registriert worden. Der Anstieg der Fallzahlen in diesem Bereich ergibt sich vordergründig aus dem Anstieg im Bereich der Körperverletzungsdelikte um 305 Fälle (10.515 insgesamt) und der Bedrohungsstaftaten um 173 Fälle (2.599 insgesamt). Die Aufklärungsquote erhöhte sich von 90,2 auf 90,5 % und liegt damit weit über dem Durchschnittsniveaus aller Straftaten.
Vermögens- und Fälschungsdelikte
Im Berichtszeitraum wurden 21.860 Vermögens- und Fälschungsdelikte und damit 1,3 % mehr Straftaten als im Vorjahr erfasst. Diese Hauptgruppe wird quantitativ von den Betrugsstraftaten bestimmt, die einen Anteil von 78,6 % ausmachen. Ein breites Spektrum nimmt dabei die Masche ein, mit der als vermeintlicher Enkel oder Mitarbeiter der Polizei versucht wird, an das Ersparte älterer Menschen zu kommen.
"Trotz zahlreicher Präventionsbemühungen, die Thematisierung in den Familien aber auch bei Banken sind die Trickbetrüger immer wieder einmal erfolgreich", warnt Innenminister Lorenz Caffier. "Lassen Sie sich von Unbekannten an Ihrer Tür immer den Ausweis zeigen, erst recht, wenn es sich um vermeintliche Handwerker oder Polizisten handelt!"
Strafrechtliche Nebengesetze/Rauschgiftkriminalität
Die Strafrechtlichen Nebengesetze beinhalten alle Straftaten der Polizeilichen Kriminalstatistik außerhalb des Strafgesetzbuches.
Die Rauschgiftdelikte bilden hier als Kontrolldelikte das Gros der Fälle. Daher steigen die Fallzahlen in diesem Bereich äquivalent mit dem polizeilichen Aufwand der zur Bekämpfung dieses Phänomens betrieben wird. In 2018 sind im Ergebnis mit 6.633 Delikten 689 Fälle mehr als 2017 bearbeitet worden (+11,6 %).
Was für die Rauschgiftkriminalität gilt, nämlich die Aufdeckung von Straftaten aus dem sogenannten Dunkelfeld, ist natürlich für die Kriminalitätsbekämpfung insgesamt sehr bedeutsam. Das Wissen über das Ausmaß des Dunkelfeldes ist nötig, um eine ganzheitliche Bewertung der Sicherheitslage vornehmen zu können. Nachdem für das Jahr 2014 eine erste Dunkelfeldstudie durchgeführt wurde, wird Anfang April dieses Jahres das Ergebnis der zweiten Untersuchung des Dunkelfeldes der Kriminalität vorgestellt.
"Verantwortungsvolle Kriminalpolitik setzt aber nicht erst bei konkreten Straftaten und den mutmaßlichen Tätern an, sondern bereits bei der Gefahrenabwehr und den Gefährdern, die beabsichtigen eine schwere Straftat zu begehen. Hier benötigt die Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern ausreichend präventiv-polizeiliche Befugnisse, damit unsere Bürgerinnen und Bürger gar nicht erst als Opfer in der Kriminalstatistik erfasst werden müssen", erklärt Innenminister Caffier mit Blick auf die anstehende Novelle des Sicherheits- und Ordnungsgesetzes.