„Es gab im September 2020 eine, wie ich glaube, recht ungewöhnliche Veranstaltung im Rahmen des Penzliner Kulturfreitags“, erinnert sich Ulrike Bliefert. Im coronabedingt kleinen Kreis hatte die Autorin den seinerzeit noch im Entstehungsprozess befindlichen historischen Krimi „Der Tod der Schlangenfrau“ vorgestellt, und die anwesenden Penzliner haben quasi „mitgeschrieben“. Soll heißen, auf dem Kulturfeiertag gab es jede Menge Anregungen, das eine oder andere Detail ausführlicher zu behandeln oder wie Episoden weitergehen könnten. Auch bei einzelnen Figuren wurde an der Charakteristik gefeilt. Nun ist der Krimi seit dem Jahreswechsel auf dem Buchmarkt erhältlich und tatsächlich, Ulrike Bliefert hat viele Inspirationen in die Zeilen einfließen lassen.
"Ich habe mir alles gemerkt und sämtliche Vorschläge einfließen lassen", erklärt Ulrike Bliefert und dankte alle Mitwirkenden. „Ich freue mich, dass das Buch inzwischen mit so ungewöhnlicher Geburtshilfe auf die Welt gekommen ist“, so die Schriftstellerin, die uns einen Einblick in ihre Spickzettel vom Kulturfreitag im Penzliner Voss-Haus gewährte.
"Vergessen sie nicht, zu schreiben, was Tante Hattie für schicke Kleider trägt!" "Und dieser Kriminalassistent? Da läuft doch was mit der flotten jungen Fotografin, oder?" Das sind nur einige Ideen vom 4. September 2020, die durch die zukünftigen Leser in den Veranstaltungsraum des Voss-Hauses geworfen wurden. Die Penzliner Schriftstellerin Ulrike Bliefert las aus den ersten Kapiteln des historischen Kriminalromans "Der Tod der Schlangenfrau" und regte an, gemeinsam an ihrem unfertigen Werk weiterzuspinnen. Die Autorin stiftete Schreibhefte und Kugelschreiber, so dass das Publikum eifrig Notizen machten konnte.
Und so ist im fertigen Buch „Der Tod der Schlangenfrau“ zu lesen: "Offenbar hatte sich der Architekt nicht recht zwischen Erkern, Spitz- und Zwiebeltürmchen entscheiden können und gleich von jedem etwas in den Bauplan eingebracht. Und als ob der Vielfalt damit nicht Genüge getan wäre, prangte längsseits des Gebäudes je ein Söller, gekrönt von einer opulenten, stuckverzierten Gaube. Das Sammelsurium von Stilen schüchterte von Barnstedt ein. Er dachte an sein Heimatdorf in Mecklenburg und an das Gutshaus seiner Eltern: noch nicht mal halb so groß, und in den Sommermonaten umhüllt von einem Duftbukett aus Kuhmist, Phlox und frischem Stroh. Seine Familie legte wenig Wert auf Repräsentatives und umso mehr auf protestantisch Schlichtes. „Aber so was wie unser’n See ham se hier nich“, brummte von Barnstedt, „und ‘ne Kastanienallee vor’m Haus erst recht nich.“ Diese Szene spielt sich laut Krimi vor einer Villa in der damals neu entstehenden „Villencolonie Grunewald“ ab.
Eine weitere Episode spielt auf dem Hinterhof in der Fichtestr. 2 mit dem Wandbild und dem Clohäuschen, das es wirklich noch gibt: "Seine Parterrewohnung in der Fichtestraße konnte da nicht mal im Ansatz konkurrieren, auch wenn es dort ein kleines Gärtchen gab. Dort prangte an der Wand – hinter dem vierflügeligen, hübsch verzierten Plumpsklohäuschen – ein grandioses Landschaftsbild: Da gab es eine Burg und Berge und einen Mann zu Fuß und einen Mann zu Pferde. Es hieß, es handle sich um eine Szene aus der Oper „Don Giovanni“. Das Bild erstreckte sich über die gesamte Rückseite des Nachbarhauses. Wenn Kommissar von Barnstedt sich – in sicherer Entfernung vom Toilettenhäuschen – auf seiner weiß gestrichenen Holzbank niederließ, dann dachte er die Berge einfach weg und träumte, seinen Feierabendschoppen in der Hand, von seinem Heimatdorf in Mecklenburg."
„Im Folgeband, der Arbeitstitel ist derzeit noch „Auguste 2“, wird deutlich mehr Mecklenburg stattfinden: Es wird dort in Gestalt von Jolantha Kruckow ein Medium geben, das die Toten beschwören kann - oder es zumindest behauptet“, verriet uns Ulrike Bliefert aus Klein Lukow bei Penzlin, die auch hofft: "dass in absehbarer Zeit der Kulturfreitag im Voss-Haus - an jedem ersten Freitag im Monat um 19.30 Uhr wieder regelmäßig stattfinden kann."