Jetzt also doch: Wie das Bundesgesundheitsministerium heute mitteilte, wird aufgrund der Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts der Corona-Impfstoff AstraZeneca nochmals untersucht und eine weitere Impfung mit dem Wirkstoff ausgesetzt. Zahlreiche EU-Länder haben nach und nach auf Impfungen mit AstraZeneca verzichtet, nachdem es vermehrt Nebenwirkungen gegeben hatte.
„Ich bedaure es, dass auf dieser Grundlage – Wissensstand jetzt Freitagvormittag – einige Länder in der Europäischen Union das Impfen mit Astrazeneca ausgesetzt haben“, erklärte Minister Spahn noch zum Wochenende. „Mit dem was wir bisher wissen, ist der Nutzen bei weitem höher als das Risiko“, fügte er hinzu. Nun macht auch Deutschland einen Rückzieher und wird vorerst keine Impfungen mit AstraZeneca mehr durchführen.
Das Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) empfiehlt nach intensiven Beratungen zu den in Deutschland und Europa aufgetretenen schwerwiegenden thrombotischen Ereignissen die vorübergehende Aussetzung der Impfungen mit dem Covid-19-Impfstoff AstraZeneca. „Wir werden aufgrund der Empfehlungen des Bundes die Impfungen mit AstraZeneca mit sofortiger Wirkung auch in Mecklenburg-Vorpommern aussetzen. Das ist eine vorsorgliche Maßnahme. Klar ist auch, der Gesundheitsschutz geht vor. Sicherheit geht vor Schnelligkeit“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe am Montag.
Stopp bei Terminvergabe – keine Impfungen mit AstraZeneca mehr durchgeführt
Nach neuen Meldungen von Hirnvenen-Thrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa hält das PEI weitere Untersuchungen für notwendig. In Mecklenburg-Vorpommern wurden diese Nebenwirkungen bislang nicht gemeldet. „Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) wird entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken. Die heutige Entscheidung des Bundes betrifft sowohl Erst- als auch Folgeimpfungen. Es werden ab sofort keine Termine mehr vergeben oder Impfungen durchgeführt. Wir haben die Informationen an die Landkreise und kreisfreien Städte bereits weitergegeben. Die Impfungen mit BioNTech/Pfizer und Moderna werden fortgesetzt“, so Gesundheitsminister Harry Glawe weiter.
Das Paul-Ehrlich-Institut weist darauf hin, dass Personen, die den COVID-19-Impfstoff AstraZeneca erhalten haben und sich mehr als vier Tage nach der Impfung zunehmend unwohl fühlen, zum Beispiel mit starken und anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen, sollten sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben.
In Mecklenburg-Vorpommern sind bislang (Stand 15.03.2021) 67.200 Impfdosen des Impfstoffes AstraZeneca eingetroffen. Von diesen 67.200 Impfdosen wurden bislang 19.238 Erstimpfungen durchgeführt und zehn Zweitimpfungen (Stand 15. März). „Insgesamt ist die Situation bedauerlich, weil die Impfkampagne somit ins Stocken kommt. AstraZeneca wird für eine große Gruppe eingesetzt. Umso wichtiger ist es, dass neben den bisherigen Impfstoffen auch weitere Impfstoffe auf den Markt kommen“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe. Insgesamt gab es in Mecklenburg-Vorpommern (Stand 15.03.) 174.037 Impfungen, davon 116.554 Erstimpfungen.
Impfstopp - in großer Gruppe der Priorität 2
Betroffen sind hiervon vor allem Personen, die nach der Bundesimpfverordnung in die Priorität 2 gehören. Hierzu zählen Personen, die in Kinderbetreuungseinrichtungen sowie Grund- und Förderschulen beschäftigt sind. Des Weiteren gehören in diese Gruppe Personen, die in Bereichen medizinischer Einrichtungen mit einem hohen oder erhöhten Expositionsrisiko in Bezug auf das Corona-Virus tätig sind, insbesondere Ärzte und sonstiges Personal mit regelmäßigem Patientenkontakt; Demenzerkrankte; Personen mit COPD oder anderen ähnlich schweren chronischen Lungenerkrankungen; Personal der Blut- und Plasma-Spendedienste und in Corona-Testzentren; Polizei- und Ordnungskräfte, die im Dienst, etwa bei Demonstrationen, einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind oder auch Personen im öffentlichen Gesundheitsdienst und in relevanten Positionen der Krankenhausinfrastruktur und Personen, die in Flüchtlings- und Obdachloseneinrichtungen leben oder tätig sind. Ebenso gehören über 70-Jährige hierzu.
In Mecklenburg-Vorpommern wurden bereits 2.200 Personen mit dem Impfstoff AstraZeneca erstgeimpft