Dorfzentrum im Dornröschenschlaf

Es war viele Jahre das Zentrum des Dorfes und sollte es auch nach der Wendezeit wieder werden. Sollte, denn nun ist es nur noch ein Trauerspiel. Dabei hätte es einen ganz anderen Anblick haben können, als die jetzige Ruine, die sich seit Jahren im Dornröschenschlaf befindet, bietet. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Hof Kargow erbaut und nach zwei verheerenden Bränden 1789 und 1865 unter Carl Julius Neumann in seiner heutigen Bauweise errichtet. Ein kleiner Park, der sich heute nur noch erahnen lässt, bot die einzige Zuwegung. Mit dem Verkauf des Hofes an August Neumann wurde das Gutshaus 1885 nochmals kräftig belebt, denn eine Brennerei und Anbauten sowie ein Anschluss an das Gleisnetz schafften neue Möglichkeiten für die Region. Nach Kriegsende wurde der verputze Ziegelbau mit der Bodenreform zum Kommunaleigentum. Einwohner fanden hier Raum für Wohnungen und der Bürgermeister ein Büro. Ein Gastwirt nahm seinen Betrieb auf. Zur Erntesaison wurden im Gutshaus Kinder der Landarbeiter betreut. Mit der Wendezeit nahm schließlich das Drama „Gutshaus Kargow“ seinen Lauf. Die Wohnungen wurden leergezogen und die Gemeinde verkaufte das Gebäude. Lange Zeit passierte nichts, so dass der Zahn der Zeit sich auslassen konnte.
Das störte die Einwohner und Gemeindevertreter. Schließlich reiften neue Ideen. Als gemeinsames Herzstück sollten das Gutshaus, die angrenzende Brennerei und ein alter Kuhstall über die Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) veräußert werden. Ein hiesiger Immobilienmakler schmiedete Pläne für ein Hotel, ein Bettenhaus und eine Freizeitanlage. Euphorisch fuhren Manfred Schlüter, Bürgermeister der Gemeinde Kargow, und der Makler nach Neubrandenburg zur BVVG. Hier belächelte man das Vorhaben nur, denn lediglich eine Woche zuvor verkaufte man die alte Brennerei. „Damit war auch der Traum der touristischen Neuaufwertung geplatzt“, erinnerte sich Schlüter an den schwarzen Tag. Im Laufe der Zeit ersteigerte ein Hamburger Investor das Gutshaus für 27.000 Deutsche Mark – doch investiert hat er bis heute nicht. So nutzte die Natur die verstrichenen Jahre und erobert langsam das Dorfherz. Gräser und Birken gedeihen und zeugen vom Dornröschenschlaf eines eigentlich liebenswerten Gutshauses, das lediglich neue Ideen und Zuwendung benötigt.