Die Freiwillige Feuerwehr Malchow musste in diesem Jahr bereits jetzt zu mehr Einsätzen ausrücken als im gesamten Vorjahr. Dafür sind unter anderem die Stürme im Winter und Frühjahr und der gewachsene Bootsverkehr auf den Seen verantwortlich. Umso wichtiger ist die Tätigkeit der ehrenamtlichen Feuerwehrleute. Damit sie auch in der Zukunft Menschen und Tieren in Not helfen und Gegenstände vor der Zerstörung retten kann, betreibt die Feuerwehr Malchow gezielte und erfolgreiche Kinder- und Jugendarbeit.
Schon zu 110 Einsätze wurde die Freiwillige Feuerwehr Malchow bis Mitte August dieses Jahres alarmiert. Im gesamten Jahr 2021 waren es „nur“ 88. „Das ist vor allem auf die Wetterlage zurückzuführen. Es gab vermehrt Stürme und Überflutungen“, sagt Hauptbrandmeister Heiko Delph, der Leiter der Malchower Wache. „Auch auf dem Wasser gab es viel zu tun. Der Bootsverkehr hat seit 2020 stark zugenommen und damit auch die Zahl der Probleme: Mal leckt der Tank, mal ist ein Boot manövrierunfähig oder brennt sogar. Es entstehen Unfälle, weil eigentlich jeder nach einer kurzen Einweisung ein Boot führen darf, aber es nicht immer beherrscht“, fügt sein Stellvertreter, Brandmeister Ricco Meyer, hinzu. Beide wissen, dass das nicht nur in Malchow so ist. Weil die Freiwillige Feuerwehr der Inselstadt über spezielle Technik, wie zum Beispiel eine Drehleiter, verfügt, wird sie oft auch in der Umgebung zu Einsätzen alarmiert. Auf die Kollegen der Berufsfeuerwehren trifft sie dabei selten: Erst ab einer bestimmten Einwohnerzahl wird eine Berufswehr eingerichtet. Da große Teile Mecklenburg-Vorpommerns eher dünn besiedelt sind, sind hier fast nur Freiwillige Feuerwehren tätig, deren Mitglieder alle ehrenamtlich arbeiten.
Bei der Feuerwehr Malchow befinden sich 41 der insgesamt 80 Mitglieder im aktiven Dienst und können also an den Einsätzen teilnehmen. „Da alle in Lohn und Brot sind und einige auch nicht in Malchow arbeiten, sind tagsüber natürlich nicht alle stets abkömmlich“, kommentiert Heiko Delph, der selbst bei einem privaten Brandschutzunternehmen tätig ist. Doch grundsätzlich muss eine Feuerwehrfrau oder ein Feuerwehrmann 24 Stunden am Tag bereit sein. Der Arbeitgeber stellt die Feuerwehrleute bei Einsätzen frei und erhält dafür Verdienstausfallgeld. „Kleinere Firmen mit wenigen Beschäftigten können den regelmäßigen Ausfall allerdings nicht immer gut kompensieren“, sagt Ricco Meyer. Doch trotz des zusätzlichen Organisationsaufwandes sollte jeder Arbeitgeber Rücksicht auf die ehrenamtliche Tätigkeit nehmen, betonen die beiden leitenden Feuerwehrleute: „Jeder kann in eine Situation kommen, in der er die Feuerwehr braucht.“
Damit die Wehr auch in Zukunft Menschen und Tiere aus der Not retten und Gegenstände vor der Zerstörung bewahren kann, braucht sie Nachwuchs, der über Jahre bei der Stange bleibt. „Dafür haben wir zwei Gruppen: Unsere Kindergruppe Feuerfunken, die Mädchen und Jungen ab sechs Jahren offensteht. Feuerwehrtechnisch kann man mit den Kleinen noch nichts machen. Aber die beiden Betreuerinnen basteln mit ihnen, führen Wettbewerbe durch und geben einen spielerischen Einblick in die Brandschutzarbeit. Ab zehn Jahren können sie in die Jugendgruppe wechseln, für die mein Bruder, Jugendwart Ronny Meyer, zuständig ist. Dort werden sie jeden Montag für 90 Minuten zu verschiedenen Fragen der Feuerwehrtechnik ausgebildet“, erläutert Ricco Meyer. Die erfahrenen Feuerwehrmänner wissen: Man muss die Kinder in relativ jungem Alter für die Feuerwehr gewinnen, damit sie von Anfang an in den Alltag in der Wehr hineinwachsen und später nicht zu anderen Freizeitangeboten wechseln. Das sei wirkungsvoller, als zu versuchen, Erwachsene als Quereinsteiger zu gewinnen. „Die lassen sich leider oft durch den zu erwartenden Zeitaufwand abschrecken“, so die Erfahrung von Heiko Delph. Zum Glück gibt für die beiden Nachwuchsgruppen bisher genügend Interessenten: Die Kindergruppe mit zehn Plätzen ist stets voll, auch die Jugendgruppe ist mit elf Aktiven gut besetzt, wobei hier das weibliche Geschlecht dominiert. „Viele Kinder kommen über Mund-zu-Mund-Propaganda zu uns, andere entdecken ihr Interesse für die Feuerwehrarbeit während der Brandschutzerziehung an der Fleesenseeschule“, sagt der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Malchow.
Heiko Delph und Ricco Meyer wünschen sich natürlich, dass möglichst viele der Nachwuchsfeuerwehrleute in den aktiven Dienst wechseln werden, wenn sie volljährig sind. Dann erwartet sie eine Mischung aus berechenbaren und unberechenbaren Elementen: Zu den Terminen, die man planen kann, gehören die weitere Ausbildung und Schulung und im Vorfeld bekannte Einsätze, zum Beispiel bei Volksfesten. „Ansonsten muss man – wie bereits erwähnt – 24 Stunden am Tag an Handy oder Pieper bereit sein. Man kann nie wissen, wann man gebraucht wird. Es gibt Tage ohne Einsatz, aber auch welche, an denen man vier oder fünf Mal ausrücken muss“, erzählt Ricco Meyer, der beim Bauhof der Stadt Malchow angestellt ist. Alle Feuerwehrleute sind sich zudem bewusst, dass bei jedem Einsatz ihr Leben auf dem Spiel stehen kann – und dass sie manchmal nichts mehr tun oder den Schaden nur begrenzen können. „Doch in den meisten Fällen sind wir in der Lage zu helfen, und das motiviert uns. Wir können ehrlichen Gewissens immer sagen, dass wir unser Bestes gegeben haben“, betonen die beiden Feuerwehrmänner.