Jubiläum Kirche Nossentin
190. Geburtstag im Gotteshaus gefeirt
Die Kirche Nossentin wurde am 10. August 2024 doppelt gefeiert: zu ihrem 190. Geburtstag und ihrem zweiten Leben nach der großen Instandsetzung, die man vor vierzehn Jahren abschloss. „Für die Zukunft dieses Kirchleins bin ich optimistisch. Denn darin ist etwas los!“ sagte der ehemalige Pastor Ulrich Müller in seinem Grußwort. Mancher sagt, Religion kann man überall ausüben, ist sie doch vor allem in einem selbst. Doch in vielen Fällen wollen die Menschen dafür einen festen Ort haben. So war es auch bei den Einwohner Nossentins.
Sie setzten durch, dass 1317 in ihrem Ort eine Kapelle gebaut wurde. Dort hielt man lange die Gottesdienste ab. Als sie im 18. Jahrhundert zerfiel, fanden die religiösen Veranstaltungen in einem Saal des Gutshauses statt, bis 1834 die heutige Kirche Nossentin gebaut und geweiht wurde. „Sie ist zwar eine der kleinen, hat aber dennoch eine besondere Ausstrahlung“, sagte Eckhard Kändler, Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Malchow, in seiner Predigt zum Kirchengeburtstag am 10. August. In seinem Grußwort lobte Kändlers Vorgänger, der ehemalige Pastor Ulrich Müller, das heutige Innenleben des äußerlich eher unscheinbaren Sakralbaus: „Entscheidend ist ja, dass darin etwas los ist! Daher bin ich auch für die Zukunft dieses Kirchleins optimistisch.“ Derzeit finden in der Kirche Nossentin nicht nur Gottesdienste statt, sondern auch die Veranstaltungen, die der Verein „Kunst- und Kinokirche Nossentin“ e. V. organisiert. Außerdem probt dort beispielsweise im Spätsommer die Bläserklasse einer Rostocker Schule. „Der damalige Regierungschef der DDR, Walter Ulbricht, hatte es sich zum Ziel gesetzt, diese Kirche wie auch viele andere bis Mitte der 80-er Jahre wegzubekommen. Jetzt ist Ulbricht schon lange tot, aber die Kirche lebt“, erzählte Müller.
Zum Innenleben der Nossentiner Kirche gehört seit 2014 auch ein Altarbild der Künstlerin Kerstin Borchardt, die ebenfalls beim festlichen Gottesdienst anwesend war. Es ist in Blau- und Grautönen gehalten und lädt zu verschiedenen Interpretationen ein. Nach der Andacht machte Eckhard Kändler die Gäste auf zwei Ausstellungen in der Kirche aufmerksam: die Exposition von Werken des Silzer Malers Burkhard Draßdo unter dem Titel „Licht und Farbe“ und die Dokumentation von Texten und Fotos über die große Instandsetzung des Gebäudes nach 2000. Diese war nötig geworden, weil die Zeit und die Vernachlässigung fast doch noch geschafft hätten, was Ulbricht mit der Kirche vorgehabt hatte: In den 1990-er Jahren verfiel das Haus nach und nach, wurde nur noch sporadisch genutzt. 1995 hielt man darin den letzten Gottesdienst und 1998 die letzte Beerdigung ab. Es habe in dieser Epoche auch Einbrüche gegeben, wertvolle Gegenstände seien dabei entwendet worden, berichteten Anwohner nach dem Gottesdienst. Um das Interesse an der Kirche neu zu wecken, feierte Ulrich Müller dort 2000 wieder eine Christvesper. In den Jahren danach gelang es, Finanzquellen für eine Sanierung zu gewinnen. Mit Geldern unter anderem von Sponsoren, aus Stiftungen und aus Kirchenkreisen setzte man in mehreren Bauabschnitten und zu einem Gesamtbetrag von rund einer halben Million Euro das Gebäude wieder instand. Am 8. August 2010 wurde mit einem Gottesdienst feierlich der Abschluss der Sanierung begangen. Daher würdigte die Veranstaltung am 10. August 2024 nicht nur den 190. Kirchengeburtstag, sondern auch den Beginn des zweiten Lebens der Nossentiner Kirche vor vierzehn Jahren. Sie klang am späteren Nachmittag mit einer Kaffeetafel im Park und einem Konzert für Orgel und Trompete mit Norman Mahlau und Jochen Lewitz in der Kirche aus.