Fachtagung im Warener Müritzeum
Auf der gestrigen Jahrestagung des Landeszooverbandes Mecklenburg-Vorpommern in Waren (Müritz) trafen sich 60 Mitglieder der zoologischen Gärten im Müritzeum. „Ja, auch das Müritzeum ist ein kleiner Zoo, denn wir haben hier jede Menge lebende Tiere“, so Andrea Nagel bei der Eröffnung.
Ohne Tiergärten und Zoos geht es nicht“, war sich Kai Seifert als Vertreter des Landkreis Mecklenburgische Seenplatte sicher und danke den Mitarbeitern für ihr Engagement. Das sah auch Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus so und sicherte den Zoos und Tiergärten im Land seine Unterstützung zu. „Artenvielfalt, Umweltbildung und Artenschutz sind die Kernaufgaben der Zoos und allein in Mecklenburg-Vorpommern honorieren jährlich drei Millionen Besucher die Arbeit der Teams.
Vor allem die Konkurrenz durch andere Freizeitangebote mache den Einrichtungen zunehmend zu schaffen. „Es braucht immer neue Aktionen und Attraktionen, um sich von der Masse abzuheben. Das erhöht den ohnehin schon bestehenden wirtschaftlichen Druck der Zoos und Tiergärten weiter“, betonte der einzige Zoominister in Deutschland.
Bisher meistern die Zoos und Tiergärten in Mecklenburg-Vorpommern diese Aufgabe aber sehr erfolgreich. „Die Zoos und Tiergärten bleiben für viele Familien das Ausflugsziel Nummer eins. Das belegen die jährlich mehr drei Millionen Besucher. Menschen kommen dort hin, um Freude zu haben, sich zu bilden und zu erholen“, sagte Backhaus.
Generalkritik an Zoos und Tiergärten lasse er deshalb nicht gelten: „Natürlich leben die Tiere dort in Gefangenschaft. Gleichwohl arbeiten die Einrichtungen kontinuierlich daran, die Bedingungen der Tiere stetig zu verbessern. Heute leben immer weniger Tiere in den Einrichtungen, dafür mit mehr Platz und in einer Landschaft, die ihren natürlichen Lebensräumen sehr nahekommt.“
Backhaus unterstrich, dass die Bedeutung der Zoos vor allem dann deutlich wird, wenn man bedenkt, dass die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten lebt und dort keine wirkliche Beziehung zu wilden Tieren und Pflanzen hat. Somit sei ein Zoobesuch für viele Familien die einzige Möglichkeit Wildtiere „live“ zu erleben. „Keine andere Institution ist besser geeignet, um Naturliebe, Umweltbewusstsein und biologisches Wissen zu vermitteln als der Zoo – und das in allen Altersklassen: vom Kleinkind bis zum Rentner“, so Backhaus.
Darüber hinaus leisten Zoos einen wichtigen Beitrag zum Arterhalt. Viele dort durchgeführte Forschungsprojekte dienen einerseits der Verbesserung der Haltungsbedingungen ihrer Schützlinge, andererseits tragen die gewonnenen Erkenntnisse dazu bei, die Biologie der gehaltenen Tierarten besser zu verstehen. Viele Aspekte des Verhaltens eines Tieres sind erst erforschbar, wenn ein direkter Kontakt möglich ist. Die Daten seien essentiell, um effektiven Natur- und Artenschutz zu betreiben.
Vor diesem Hintergrund sprach sich der Minister auch für die Haltung invasiver Arten in Zoos aus. Als invasiv werden europaweit aktuell 49 Arten eingestuft, von denen 32 bereits jetzt nach Deutschland eingewandert sind bzw. nach Deutschland eingeschleppt wurden und jetzt hier in freier Natur vorkommen. Nach europäischem Recht sind der Import, die Haltung, die Züchtung, der Handel, die Verwendung und die Freisetzung dieser Arten verboten. Dazu zählen u. a. Arten wie der Nasenbär, der Chinesische Muntjak und der Waschbär. Allerdings können die Mitgliedsstaaten Ausnahmen von diesem Verbot erlassen.
Für die Landesregierung haben Zoos eine landespolitische Bedeutung. Aus diesem Grund wurden allein in 2019 aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) sowie aus Mitteln des „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) bis zum jetzigen Zeitpunkt Fördermittel in Höhe von mehr als 2,2 Mio. Euro bewilligt, um Zoos bei der Bewältigung ihrer Aufgaben zu unterstützen. So gingen beispielsweise 270.000 Euro an den Rostocker Zoo und 800.000 Euro an den Wildpark in Güstrow für die Beseitigung von Schneeschäden. Der Schweriner Zoo hat 130.000 Euro für den Neubau des Flamingohauses erhalten. Knapp 60.000 Euro gingen an den Stralsunder Zoo für die Erarbeitung eines Entwicklungskonzeptes.
Minister Backhaus nutzte die Jahrestagung auch, um die Zusammenarbeit zwischen dem Landeszooverband M-V und der landeseigenen Stiftung Umwelt- und Naturschutz (StUN) zu würdigen. Seit 2015 hat die Stiftung in Rostock vier Projekte finanziell und inhaltlich unterstützt. Mit dem Geld wurde durch das Juniorteam des Rostocker Zoos beispielsweise ein interessanter Kinderzooführer erarbeitet. Das Heft stellt besondere Tiere aller Kontinente vor und motiviert Kinder, sich für den Schutz von Tieren und ihren Lebensräumen einzusetzen. Erlöse aus dem Zooführer werden vollständig in Projekte des Natur- und Artenschutzes investiert.
Abschließend appellierte der Minister an alle Zoos sich mittels Notfallplänen vorschriftsmäßig auf Tierseuchen wie die Geflügelpest vorzubereiten. Durch ihre offenen Parkanlagen seien sie prädestiniert für den Kontakt mit Wildvögeln und damit für den Eintrag von Viren. Im Landeszooverband haben sich insgesamt 20 Zoos und Tiergärten einschließlich der dortigen Umweltpädagogen zusammengeschlossen. Insgesamt gibt es landesweit 35 tiergärtnerischen Einrichtungen.