450 Röbeler und Gäste in der Turnhalle am Gotthunskamp
„Nun sind wir in der größten Halle angekommen, mit ihrem Interesse haben sie es ja so gewollt“, begrüßte Hans-Dieter Richter am Freitagabend um 19 Uhr 450 Frauen und Männer, die die Turnhalle am Gotthunskamp füllten und der Einladung zum Jahresempfang der Stadt Röbel/Müritz gefolgt waren. Und die Gäste durften auf ein musikalisches Rahmenprogramm der Röbeler Stadtmusikanten, kurzweiligen Reden zum Jahresrückblick und zu Visionen des Müritzer Erholungsortes sowie zu verdienten Auszeichnungen gespannt sein. Bei den Ehrungen kam es so manche Überraschungen für verdiente Mitstreiter der Stadt Röbel/Müritz.
Doch bevor es an die Reden und Auszeichnungen ging, zeigten die Röbeler Stadtmusikanten, dass sie für die große Bühne geboren sind. Mit „What a wonderful world“, eröffneten sie das musikalische Programm und ebneten den Weg zur Ansprache von Bürgermeister Andreas Sprick.
Rede des Bürgermeisters Andreas Sprick
"Sprichwörtlich heißt es ja, dass nichts so beständig ist, wie die Änderung — der heutige Abend hier in der Sporthalle zeigt das wieder sehr deutlich. Phrasenhaft spricht man auch immer davon, dass ja an einem Jahr nix dran wäre — glauben Sie mir, wenn man sich für einen Jahresrückblick etwas Zeit nimmt, sieht man erst, wie viel sich doch tatsächlich verändert hat - hier entdeckt man dann aber leider auch, was unerledigt blieb", eröffnete Andres Sprick, Bürgermesiter der kleinen Müritzstadt, den Jahresempfang der Stadt Röbel/Müritz am Freitagabend.
"Der 4. Januar diesen Jahres ist ein Wendepunkt in meiner derzeitigen Amtszeit. Die Hälfte ist geleistet, es ist also Bergfest! Ich sehe schon die Schlagzeilen in der morgigen Berichterstattung: „Röbels Bürgermeister sehnt sich dem Ende entgegen!" oder „Andreas Sprick auf dem absteigenden Ast!" Auch der nachfolgende Titel der Stadtmusikanten „Long Slow Goodbye" könnte entsprechend gedeutet werden, wenn man denn wirklich suchen wollte...
Über einen solchen Alarmismus kann man eigentlich nur schmunzeln. An dieser Stelle verrate ich Ihnen ein kleines Geheimnis. Mich persönlich erreicht eine Kritik via Facebook und Twitter, auch wenn sie vielleicht konstruktiv ist, eher nicht. Und ich verrate Ihnen ein weiteres Geheimnis: damit bin ich nicht alleine! Was mir hier immer wieder auffällt, ja, ich gebe zu, auch wirklich stört, ist die fehlende persönliche Auseinandersetzung. Wir sind da — wir können miteinander sprechen! Sicher werden wir nicht immer einer Meinung sein, aber man bekommt zumindest ein Gefühl, vielleicht sogar Verständnis, für die Argumente des anderen. Zu einer funktionierenden Demokratie gehört es nämlich auch, andere Meinungen auszuhalten. Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir viele Errungenschaften zerreden und dabei die Erfolge der Vergangenheit relativieren oder sogar in Frage stellen. Das betrifft auch gerade das Thema der Deutschen Einheit", so Andreas Sprick weiter.
"Die politische Erneuerung, mit dem Wendeherbst 1989, ist doch so viel mehr, als die Auswahl eines weltweiten Urlaubszieles und der immerwährenden Verfügbarkeit von Bananen und Zitrusfrüchten. Besonders die Wertschätzung gegenüber den Menschen, die aktiv, und damals auch in persönlicher Gefahr, friedlich den Prozess angestoßen haben, muss immer wieder betont werden. Unter diesem Credo stand auch unsere eigene Festveranstaltung am 19. Oktober in der Marienkirche. Selbst heute können die knapp über 40jährigen nicht mehr nachempfinden, was es bedeutet, nicht in einer demokratischen Grundordnung zu leben.
Um sich das bewusst zu machen, bedarf es eines fortwährenden Austausches, wie der mit unserer niedersächsischen Partnergemeinde Wardenburg. Darum freue ich mich auch ganz besonders, euch heute hier zu begrüßen. Denn auch wir feiem in diesem Jahr das 30jährige Bestehen unserer Freundschaft. Wir sind uns sicher, dass unser Besuch bei euch im September wieder viele neue Erlebnisse und zu erzählende Geschichten bereithält.
Die diesjährigen Kommunal- und Europawahlen lassen viele Schlüsse zu. Ich persönlich und wohl auch die übergroße Mehrheit in diesem Saal sind froh, dass die befürchtete Zuwendung zum politisch rechten Rand und zum Nationalismus dann doch nicht in dem prognostizierten Umfang stattgefunden hat", so der Bürgermeister.
"Das heißt aber nicht, dass man diese Entwicklungen unkommentiert lassen sollte oder sogar ignoriert. Und das beginnt auch im Kleinen, also auch hier in Röbel! Unsere neu gewählte Stadtvertretung hat zwar einige Verschiebungen in der Sitzplatzverteilung erfahren, ist aber mit den fünf, schon seit Jahren vertretenen, Fraktionen weiterhin ein stabiler Anker fir unsere gemeinsame Zukunft. Bei allen Kandidaten, ob gewählt oder nicht, möchte ich mich ausdrücklich fir die Bereitschaft zur Übernahme von kommunalpolitischer Verantwortung bedanken.
Sie wissen es ich baue gern und das ist wohl auch der sprichwörtliche „Stallgeruch" der mir anhaftet. Daher freuen Sie sich nun gemeinsam mit mir auf die nun folgende etwa einstündige, detaillierte Ausführung aller Bauvorhaben.
Nein ernsthaft, ich halte mich kurz, aber einiges muss man doch schon erwähnen: Beginnen möchte ich mit der Bebauung am Hafen. Die Märkte wurden übergeben, der Großparkplatz, der auch unseren Schaustellern zum Seefest bessere Aufstellungsmöglichkeiten gibt, die Grünflächenbepflanzung und der Treppenübergang zum Gildekamp sind abgeschlossen. In eine der Stadtvillen, leider liegt die Baugenehmigung noch nicht für alle vor, ist bereits die erste Unternehmerin eingezogen. Im gesamten Areal wird es aber in diesem Jahr sichtbare Fortschritte geben.
Die Straße am Gildekamp wurde durch uns in einer Rekordzeit von sechs Monaten geplant und ausgeführt. Ganz so schnell ging es mit der MSE 16, also der Straße am Mühlentor und dem Ludorfer Weg, anfangs nicht, aber zum Ende hin, war alles termingerecht und zur vollen Zufriedenheit von uns, den Anliegern und dem mitausführenden Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Begonnen und auch fertiggestellt wurde das Projekt „Wallpromenade am Mönchteich". Es ist dort ein wirklich schönes Stück Röbel entstanden.
Der Parkplatz am Schulcampus wurde grundhaft erneuert und mit dem Umbau der barrierefreien Übergänge in der Mühlenstraße und weiterführend im Hauptstraßenzug in Richtung Hafen wurde begonnen", blickte Bürgermeister Sprick auf die Entwicklung.
"Aber nicht alles, was wir uns vorgenommen haben, konnte bisher umgesetzt werden. Letztjährig wünschte ich mir vom DRK mehr Aktivität im Zusammenhang mit dem Neubau der Kita und des Pflegestützpunktes auf dem Gelände der ehemaligen Förderschule. Seit einigen Wochen liegt nun die Planung vor und der Abriss des vorhandenen Gebäudes beginnt in den nächsten Tagen, spätestens im Februar.
Viel versprochen wurde uns am Eigenheimstandort „An de Wisch". Obwohl nach meiner Ansicht eigentlich alles Notwendige fir einen Baubeginn vorliegt, ist nicht einmal mit dem Abriss begonnen worden. Glauben Sie mir, das ärgert nicht nur die über 70 bauwilligen Antragsteller, sondern mich am meisten.
Für 2020 ist der II. Bauabschnitt Clara-Zetkin-Straße das größte städtische Straßenbauvorhaben. Mit der Fertigstellung sind dann alle Straßen auf dem Gildekamp durchsaniert. Für Einheimische und Touristen gleichermaßen versehen wir die Rundwanderrouten um den Gliensee und den Rohrteich mit einem touristischen Leitsystem, um auch diese wunderschöne Stück Röbel erlebbarer zu machen. In der zweiten Hälfte des Jahres werden wir dann auch mit dem Umbau des Sanitärgebäudes auf dem Campingplatz beginnen, welches seinerzeit der erste kommunale Neubau nach der Wiedervereinigung war.
Die mit Abstand größte Baustelle, im eigentlichen, wie auch im übertragenen Sinn, ist jedoch die Komplexsanierung unseres kommunalen Grundschul- und Begegnungszentrums. Das Thema begleitet uns ja nun schon seit Anfang 2017. Klar war und ist, dass wir dieses umfassende und zukunftsweisende Projekt finanziell nicht alleine stemmen können. Aus verschiedensten Gründen kamen Förderungen aus unserem Bundesland jedoch nicht zu Stande, Während uns die Suche nach alternativen Finanzierungswegen für die über 5,7 Mio. Euro beinahe aussichtslos erschien, kam von unserem Bundestagsabgeordneten Eckhardt Rehberg der wohlwollende Hinweis, sich um ein Förderprogramm des Bundes zu bewerben. Aus diesem Programm fließen 7,4 Mio. Euro in verschiedene Projekte nach Mecklenburg-Vorpommern, wovon unsere Grundschule stattliche 2,26 Mio. Euro durch seine Initiative erhält. Lieber Eckhardt, dafür ein großes Dankeschön!
Weiterhin erhalten wir 1,5 Mio. Euro vom Land und auch 100 000 Euro vom Landkreis zur Integration der Außenstelle der Kreismusikschule in das Gebäude.
Dass es bisher noch keinen unmittelbaren Baubeginn gab, kann man den jetzigen Förderern natürlich nicht ankreiden. Für sie begannen die eigentlichen Vorbereitungen erst im letzten Sommer.
Zum heutigen Tage gehe ich davon aus, dass in diesem Jahr wesentliche Leistungen begonnen und Teilbereiche auch abgeschlossen werden.
All das sind Vorhaben und Projekte, die wir durch unsere tägliche Arbeit beeinflussen können. Anders, und da ist auch ein Bürgermeister ohnmächtig, verhält es sich bei der Einwohnerzahl unserer Stadt. Ende 2014 lebten 5075 Bürgerinnen und Bürger in Röbel — ein Jahr später, bedingt durch die allgemeine Flüchtlingswelle, waren es 5133. Heute bewegen wir uns mit 4994 Einwohnern in einem Abwärtstrend, der mit Sicherheit in anderen Gebieten unseres Bundeslandes größer ist, aber trotzdem nicht befriedigt.
Um dem entgegenzuwirken muss es unser aller Bestreben sein, Zukunftsthemen wie Schulen, Kitas, Öffentlicher Personennahverkehr, modernes Wohnen aber auch ein attraktives kulturelles und sportliches Angebot zu forcieren. Für diese Herausforderungen benötigen wir die konstruktive Arbeit und offene Auseinandersetzung in unserer Stadtvertretung.
Ein gutes Beispiel für eine bürgerorientierte Kommunalpolitik ist unser kleiner Stadtverkehr, der sich so gut etabliert hat, dass wir ihn nun auch, mit finanzieller Unterstützung unserer Wobau, im Winter anbieten werden. Zusammen mit unserem Verkehrsdienstleister, der MVVG, fordern wir derzeit auch den Einsatz eines Elektrobusses", führt Andreas Sprick die Bauentwicklung weiter aus.
"Eine Kleinstadt wie unsere zeichnet sich natürlich nicht nur durch reges Bautreiben und der Erhaltung und Schaffung öffentlicher Infrastruktur aus.
Ihr seid es. Ihr, die unsere Vereine mit Leben erfüllen, die sich einbringen und einsetzen für andere und diejenigen, die mit ihrem Ehrenamt vorbildhaft unsere Gemeinschaft bereichern. Euch allen, egal ob sozial engagiert, im Breitensport, als Musiker, Kleingärtner und Tierzüchter oder auch aktiv in der Natur — und Heimatpflege, euch gilt unser Dank.
In Vorbereitung des heutigen Abends ist mir aufgefallen, dass ich die letzteren, also unserem Bund für Natur- und Heimat, von diesem Pult aus noch nie namentlich gedankt habe. Das rhetorische Feld der Sprichwörter habe ich ja heute schon bemüht — also: getreu dem Motto „lieber spät, als nie" möchte ich meinen Dank für euer Engagement für unsere Heimatstadt nun nachholen. Eure Vereinsauflösung zum Ende des vergangenen Jahres ist ein Verlust und das bezieht sich nicht nur auf die Betreibung unserer Mühle.
Stichwort Mühle: fast 6500 Gäste konnten zur Sonderausstellung zu Ehren unseres Ehrenbürgers Werner Schinko begrüßt werden. Das ist beachtlich und eng mit dem persönlichen Einsatz aller Organisatoren verbunden.
Wenn wir in der Vergangenheit über persönliches und auch menschliches Engagement gesprochen haben, waren und sind wir ganz schnell bei unserer Petra. Es wurde viel gesagt, geschrieben und getrauert. Eine Lücke bleibt dennoch. Anstatt ihrer heute still zu gedenken, bitte ich euch um einen lauten Beifall, den sie hört, da, wo sie jetzt ist" lobte Röbels Bürgermeister.
"Generell sagen wir im Alltäglichen meiner Meinung nach zu selten aufrichtig Danke, womit ich bei unserer Freiwilligen Feuerwehr bin. In 88 Einsätzen stellten die Kameradinnen und Kameraden ihre Einsatzbereitschaft zur Verfügung — selbstverständlich meist zur Unzeit, wie die
zweimalige Alarmierung zu eurem verdienten Kameradschaftsabend oder in der Neujahrsnacht. Seid euch sicher, auch wenn es mal nicht ausgesprochen wird, alle hier im Saal und darüber hinaus sind dankbar und ein Stück weit beruhigter mit dem Wissen, dass es euch gibt.
Als Selbstverständlichkeit wird oftmals auch die Tätigkeit unserer Unternehmer, Selbstständiger und Freiberufler gesehen. Das ist es nicht!
Eurer täglichen Arbeit ist es zu verdanken, dass unsere Stadt auf Gewerbesteuereinnahmen auf Rekordniveau zurückgreifen kann sowie die niedrigste Arbeitslosenquote im Landkreis hat.
„In der Kürze, liegt die Würze" — okay, das hat jetzt nicht ganz geklappt, aber für das Prädikat „er war stets bemüht" sollte es wohl reichen...
Bevor ich schließe, noch eins: In diesem Jahr wollen wir gemeinsam mit Neptun unser 65. Seefest feiern. Geplant ist diesmal wieder ein bunter Festumzug, an dem ich persönlich wohl nicht mit meiner „Dreikantpfeile" teilnehmen kann, aber eurer Fantasie sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Liebe Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Unternehmer - lasst uns wieder zeigen, dass wir zurecht die bunte Stadt am kleinen Meer sind", endete Andreas Sprick seine Rede zum Jahresempfang der Stadt Röbel/Müritz.
Preisträger „beste Sanierung" im Wettbewerb „Schönstes Haus 2019"
Preisträger „beste Sanierung" im Wettbewerb „Schönstes Haus 2019" ist die Straße des Friedens 50 mit dem Bauherren Stephan Cimander.
Dieses kleine Haus war für den ehrgeizigen Bauherren eine große Herausforderung. Beengter und geringer Innenraum, eine fehlende Vorfläche, der Kreuzungsbereich und die vorspringende Straßenfront kamen zum schlechten Bauzustand hinzu. Unermüdlich wurde über Jahre konsequent und akribisch ein Ziel verfolgt. So viel Altsubstanz als möglich zu retten, notfalls mit gebrauchtem Material zu ergänzen, hatte für den Bauherren höchste Priorität. Dies bedurfte so mancher Umplanung. Die Änderungen im Dachgeschoss zur Optimierung der Nutzungsmöglichkeit sind nun äußerlich nicht erkennbar. Die Herausarbeitung aller architektonischen Besonderheiten prägt das Eckhaus.
Das Gesamtkonzept der Stichbogenfenster mit einfacher senkrechter Teilung bindet Fachwerk und Backsteinfassade gekonnt zusammen. Haustür und Fachwerkfenster variieren das Thema. Von allen Seiten der Straße bietet sich ein echter Hingucker. Das zurückhaltende Graugrün der Fenster und Tür lässt die alten Backsteine warm aufleuchten. Mit historischem Baumaterial in der alten Substanz ist neuer Wohn- und Geschäftsraum entstanden.
Das kleine Geschäft erhebt die Besonderheit zum Geschäftsmotto und Kult. Die liebevolle Gestaltung der Fassade setzt sich nahtlos in der Cafégestaltung fort. Bauherr und Mieterin ergänzen sich hier und schaffen ein Glanzlicht für Röbel. Das höchst moderne Konzept von Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein wird in allen Facetten gelebt. Neue Ideen in historischem Gewand bieten Wohlgefühl und Genuss.
Nun hat die Steintreppe das Bauprovisorium ersetzt. Und wir können die Vollendung dieses besonderen Hauses gebührend feiern. Es ist ein wahrhaft krönender Abschluss des 20-jährigen Wettbewerbes „Schönstes Haus" in Röbel/Müritz. Die alten Steine, das historische Fachwerk, reparierter Feldsteinsockel und handwerkliches Können geben dem Haus ein betont traditionelles Gesicht. Backsteinfriese, geschmackvolles Werbeschild und die Fensterwerbung unter Nutzung der Stichbogenform schmücken das wiedererstandene alte Haus.
Wir wünschen dem ideenreichen Bauherren und der engagierten Mieterin mit ihren gelungenen Konzepten noch viel Freude und dauerhaften Erfolg mit diesem bildschönen Eckhaus und besonderen Geschäft.
„20 Jahre Wettbewerb Schönstes Haus" Ehrung für Diplom-Architektin Annette Lange
Zum Jubiläum „20 Jahre Wettbewerb Schönstes Haus" wird die Rahmenplanerin der Stadt Röbel/Müritz Frau Diplom-Architektin Annette Lange, für ihre herausragende Beratungsleistung bei der Stadtsanierung und Stadtgestaltung in Röbel/Müritz geehrt.
Die privaten Bauherren in der historischen Altstadt kennen sie. Ihre individuellen Fassadenentwürfe finden sich im Familienalbum oder gerahmt an der Wand bei den Fotos zur Haussanierung. Die gekonnt abgestimmte Farbigkeit Röbels ist ganz wesentlich ihr Werk. Seit fast 30 Jahren berät sie unsere Bauherr/innen und hat sie durch manche Krise begleitet. Die Sanierung von Röbels historischer Altstadt ist ihr offensichtlich eine Herzensangelegenheit. Mit ihrer kompetenten Unterstützung erhielten die Bauherren und die Stadt die Fördermittel aus dem Fonds der Stadtsanierung.
Die von ihr maßgeblich erarbeiteten Baugestaltungssatzungen der Stadt Röbel/Müritz wurden fast ohne Änderung von der Stadtvertretung beschlossen. Ihre präzisen Illustrationen zu den Bestimmungen beschränkten sich nie auf die Verbote. Mindestens genauso ausführlich sind die zulässigen Varianten dargestellt. Gute Beispiele werden mit Fotos präsentiert. Dies führte zur größeren Verständlichkeit. Und viele ließen sich so zu einer schönen Lösung inspirieren.
Sie ist keine „Schreibtischtäterin". Nach einer ausführlichen Beratung mit den Bauherren vor Ort entstehen die liebevoll und detailliert gezeichneten Vorschläge zur Fassadengestaltung. Immer gibt es von ihrem zusätzlichen Variantem und Empfehlungen. Von wirtschaftlich sparsam bis opulent, von zweckorientiert bis zur architektonischen Schönheit. Gestalterisch hat sie die Gesamtlösung mit Praxistauglichkeit im Blick. So sind viele der ausgewogenen Fassaden unserer alten Häuser ihrer Kreativität und Überzeugungskraft verpflichtet. Und mancher Bewohner verdankt ihr eine gute und wirtschaftliche Nutzungslösung. Bei dem höchst diplomatischen Rat zu Fenstern und Farbe, zu Tür und Tor, lief sie zur Bestform auf. Das Haus sollte den Bedürfnissen und Vorlieben seiner Bewohner gerecht werden.
Die solide Ausbildung zur Diplomarchitektin an der Kunsthochschule Berlin von 1979-1984 lieferte das Rüstzeug. Beim Büro für Stadt und Dorfplanung dokumentierte sie umfangreich die DDR-Zeit unserer Altstadt. 1986 durfte sie zur 725-Jahrfeier erste Farbentwürfe für Röbels Altstadt entwerfen. Ab 1991 startete sie als Gründungsgesellschafterin von A&S GmbH Neubrandenburg höchst sachkundig die Sanierung in Röbel/Müritz. Seit 2012 ist sie dort Prokuristin und verdient für ihre Kraft und Kreativität nach innen und außen den wohlverdienten Respekt.
Es ist eine Freude mit ihr zusammenzuarbeiten. Wir sind stolz auf unser gemeinsames Werk: „die bunte Stadt am kleinen Meer".
Laudatio für Ulrike Sturm
In unserer schönen Stadt Röbel/Müritz gibt es viele Menschen, die sich für das Gemeinwohl engagieren. Der Bürgermeister und die Stadtvertreter wollen sich bei den Menschen bedanken, die sich besonders für die Röbeler Bürger engagiert haben.
Eine Frau, auf die dieses zutrifft, soll heute geehrt werden.
In Röbel gibt es kaum jemanden, der sie nicht kennt. Und diese schöne Turnhalle war über Jahre ihr Arbeitsplatz. Natürlich rede ich von Ulrike Sturm. Hier war sie seit 1996 hauptamtliche Vereinssportlehrerin für den TSV 90. Davor war Ulrike beim KSB angestellt und seit 1990 ehrenamtlich im Sport tätig eine Grundbedingung für das Hauptamt. Sie war maßgeblich an der Entwicklung des TSV seit 1990 beteiligt und leitete seitdem regelmäßig Sportgruppen. In ihrer Zeit als Vereinssportlehrerin trainierte sie alle Altersgruppen in den verschiedensten Sportarten. Sie betreute dabei das zweijährige Kleinkind genauso freundlich wie die Senioren über 80. Durch unzählige Fortbildungen hat sie sich professionell weitergebildet. All das gehörte zu ihrer Arbeit, ist aber nicht selbstverständlich.
Ca. 300 Bürger aus Röbel und Umgebung trafen sich regelmäßig mindestens einmal pro Woche in der Turnhalle, um mit Ulrike Sturm gemeinsamen Sport zu treiben. Somit gestaltete sie einen wichtigen Teil der sportlichen Freizeitgestaltung der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen. Ihr Angebot reichte vom Kindersport und Kindertanzen über Volleyball, Aqua-Aerobic, Rückenschule, Herzsportgruppen und Gymnastik. In den Sommerferien organisierte sie über viele Jahre ein
Kanulager. Weitere Ferienfreizeiten gehörten ebenso zum Programm, wie Kindergartensportfeste oder der "Start in den Frühling" immer wieder, schon seit Jahrzehnten.
Natürlich brachte Ulrike sich auch in die Vereinsleitung äußerst inspirativ und umfangreich ein. Kein Vereinsfest lief und läuft ohne sie. Regionale und überregionale sportliche Aufgaben wurden von ihr mit hohem Engagement realisiert. Nachwuchswerbung und Förderung waren und sind für sie und unseren Verein sehr wichtig. Ehrenamtlich arbeitete sie im Projekt "Schule und Verein".
Im Dezember 2014 verabschiedete der TSV90 Ulrike Sturm in den wohlverdienten Ruhestand. Aber das musste noch warten. Die neue Vereinssportlehrerin erwartete Nachwuchs und Ulrike erklärte sich bereit, noch ein Jahr weiterzumachen. Als sie dann tatsächlich Rentnerin war, änderte sich eigentlich nicht viel. Ehrenamtlich als Übungsleiterin hat sie viele ihrer Gruppen behalten und bewegt nach wie vor einige Frauensportgruppen und eine Aqua Fitness Gruppe. Einige Frauen sind schon so lange dabei wie sie und sind glücklich darüber, dass ihre Ulrike sie weiterhin anleitet.
Aber auch soziale Kommunikation ist wichtig und bildet die Einheit mit dem Sport. 10 Jahre war Ulrike Sturm Stadtvertreterin in Röbel. Auch dort hat sie sich neben vielen anderen Sachen für den Sport in Röbel eingesetzt. Im letzten Jahr feierte sie ihren 70. Geburtstag. 70.. . sieht man ihr das an? Ich finde nicht. Sie hat in ihren Gruppen immer mitgemacht, vorgeturnt und das mit guter Laune. Das hält jung!
Ulrike Sturm hat es geschafft, in ihrer langjährigen Zeit im TSV 90 Generationen von Menschen die Freude am Sport und an der Gemeinschaft beizubringen. Das Vereinsleben hat sie maßgeblich mitgeprägt. Mit Hingabe, Ausstrahlung und Empathie hat sie ihren Beruf gelebt und setzt das im Ehrenamt fort und hat damit für Röbel sehr viel erreicht.
Liebe Ulrike, wir wünschen dir Gesundheit und noch viel Zeit und Spaß beim Sport mit deinen Damen im TSV. Wir danken für dein Engagement, für deinen Verein und deine Stadt.
Laudatio zur Ehrung von Ramona und Manfred Firzlaff
Erfolg ist nicht, was man im Leben für sich selbst erreicht, sondern was man für andere tut.
Die Geschichte des eigenen Erfolges und einer erfolgreichen, verdienstvollen ehrenamtlichen Tätigkeit begann mit einem absoluten Tiefpunkt im gemeinsamen Leben von Ramona und Manfred Firzlaff. Beide haben aus eigener schmerzhafter Erfahrung erkennen müssen, dass ein dauerhaftes suchtfreies Leben ohne Hilfe nur schwer möglich ist.
Manfred absolvierte eine Ausbildung zum ehrenamtlichen Suchtkrankenhelfer. Da es keine passende Gruppe in Röbel gab, gründeten Manfred und Ramona im November 1994 die Selbsthilfegruppe „Rettungsboot Röbel e.V.".
In den Freundeskreisen für Suchtkrankenhilfe sind die beiden seitdem aktive Gestalter von Seminaren und Veranstaltungen der Gruppe. In der Regel einmal die Woche kommen die Betroffenen zusammen. Aber auch ihre Angehörigen sind oft Teilnehmer dieser Treffen. Ziel dieser Zusammenkünfte ist die gegenseitige Unterstützung zum Führen eines suchtfreien, selbstbestimmten, erfüllten Lebens. Das verstehen die Freundeskreise unter Hilfe zur Selbsthilfe.
Es kostet sehr viel Kraft und Energie, sich selbst und die Mitglieder jede Woche, jeden Monat, über Jahre zu motivieren und nie den Mut zu verlieren.
Die administrative Arbeit, die Ramona und Manfred zusätzlich leisten, ist enorm. Die Eigenmittel der Gruppe sind zu verwalten und öffentliche Quellen zu erschließen. Das, was beide durch Kreativität und Ausdauer zum Wohle der Gruppe geleistet haben, ist unschätzbar.
Wir wissen nicht, wie viele Menschen bisher an den Gruppentreffen teilgenommen haben, wie viele nur kurzzeitig Gast waren, mehrere Jahre blieben oder wie viele noch kommen werden. Eines ist jedoch gewiss: Mit der Hilfe, die Ramona und Manfred anbieten, haben sie vielen Ungenannten geholfen, ihr Leben trotz der heimtückischen Krankheit neu zu gestalten.
Dafür gebührt Ihnen Dank und Anerkennung.
In diesem Sinne wünscht auch der gesamte Landesverband der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe Mecklenburg-Vorpommern Ramona und Manfred Firzlaff alles Gute.
Laudatio für Prof. Dr. Wilhelm Kappel
Da ist einer knapp 80 Jahre alt und er gründet einen Verein. Da ist einer schon lange im Ruhestand und er findet Ideen, um an die Geschichte der Deutschen zu erinnern. Da ist jemand, der einfach etwas für seine Heimat, seine Stadt tun möchte und der seinen Beitrag für die Erinnerungskultur mit Leben erfüllte. Viele Jahre hat er den Röbeler Männerchor geleitet und sich beim Lions Club Röbel/Waren engagiert.
Nun ist er 90 Jahre alt und kam vor 3 Monaten zu mir. Er möchte die Jugend erreichen, ihr die Zeit und das Leben am Ende des 2. WK begreifbar näherbringen. Er brachte die Erinnerungen eines Jugendlichen von damals auf Plattdeutsch geschrieben mit. Vielleicht kann das beim Volkstrauertag vorgetragen werden. Mit dabei hatte er das Kirchgemeindeblatt zur Denkmalsweihe für die Opfer des 1. WK von 1928. Er macht sich Gedanken...
Wir ehren heute Prof. Dr. Wilhelm Kappel.
Geboren in Bessarabien, mit seiner Familie 1940 nach Deutschland umgesiedelt und als 15-Jähriger als Luftwaffenhelfer eingezogen. Damit gehörte er der Generation an, welche bereits in jungen Jahren die Erfahrung von Krieg und dem damit verbundenen Leid erleben musste. Anderthalb Jahre nach Kriegsende fand er seine Mutter in Kieve wieder, arbeitete dort in der Landwirtschaft und begann 1949 eine Lehre in Malchow. Danach studierte er an der Uni Rostock Landwirtschaft arbeitete danach in Bernburg in der Pflanzenzüchtung und im Versuchswesen. Seit 2003 wohnt er wieder in Röbel. Die Wirren des Krieges hat er überlebt, geblieben sind traurige Erinnerungen an ihm nahestehende Menschen, die im Krieg umkamen.
Um dieses Erlebte aufarbeiten zu können und gleichzeitig eine Stätte des Mahnens und Erinnerns zu schaffen, gründete Prof. Kappel mit Gleichgesinnten 2010 den Verein zur Förderung des Gedenkens der Opfer des 2. Weltkrieges in Röbel/Müritz und übernahm den Vorsitz. Dank seines Engagements gibt es nun schon seit Jahren zwei Gedenkstätten in unserer Stadt. Die Möglichkeit des Erinnerns, des Trauerns, aber auch des Mahnens kann am Gedenkstein vor der Marienkirche gelebt werden. Ein Mahnmal, ein Gedenkbuch in der Nikolaikirche, welches die Namen all derer, die aus Röbel stammen und im 2. Weltkrieg umgekommen sind, geben eindrucksvoll, nachdenklich und mit einem traurigen Gefühl wieder, wie viele Menschen aus unserer Heimatstadt sterben mussten.
Für die Einrichtung und den Erhalt der Gedenkstätten warb der Verein, maßgeblich Prof. Kappel sehr viele Spenden ein. Allein für die Restaurierung der Gedenkhalle in der Nikolaikirche wurden 15 T€ gesammelt.
Im November 2019 wurde zum 10. Mal der Volkstrauertag in Röbel begangen. Feierlich, gemeinsam mit vielen Menschen am Gedenkstein vor der Marienkirche. Auch dafür zeichnet Prof. Kappel verantwortlich. Er rief 2009 erstmals dazu auf, organisierte und hielt selber Gedenkreden.
Nun ist er 90 und schaut immer noch hin und hat Ideen...
Die Stadt Röbel/Müritz ist stolz darauf, einen solch engagierten, durch und durch humanistisch denkenden Menschen unter ihren Einwohnern zu wissen.