Mit einem ersten 100 Meter langen Abschnitt einer Hecke in Grambow startet das erste über den Hecken-Scheck finanzierte Projekt dieser Art. Der Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, Dr. Till Backhaus, bedankt sich bei den Erstinvestoren, der WEMAG AG, der HygCen Germany GmbH und EDEKA Nord, für das Engagement in dieses neue Öko-Wertpapier:
„Die Ökowertpapiere erweisen sich als dauerhafte Erfolgsgeschichte. Nach der Waldaktie (2007), den MoorFutures (2011) und dem Streuobstgenussschein (2015) starten wir heute den HeckenScheck als das vierte Ökowertpapier aus Mecklenburg-Vorpommern. Anders als so manche an der Börse gehandelten Wertpapiere stehen alle vier Ökowertpapiere für gesellschaftlich relevante Werte: Sie sind Instrumente, um Ökosystemleistungen intakter Biotope in Geldwerte umzurechnen. Ihr Verkauf ermöglicht über die damit verbundenen Einnahmen die Anlage neuer Biotope bzw. deren Renaturierung und Pflege.
Bislang konnten über die Ökowertpapiere direkt und über das Ökosponsoring mehr als drei Millionen Euro zusätzlich für Wald, Moor und Streuobstwiesen aufgebracht werden.
Wir wollen die Weiterentwicklung bestehender und eben auch die Konzeption neuer Ökowertpapier zukünftig systematischer angehen. Wir haben dazu im Herbst letzten Jahres das Kompetenzzentrum Ökowertpapiere eingerichtet. Der HeckenScheck ist das erste Produkt dieser neuen Einheit. Weitere werden folgen.
Ökowertpapiere sind aber noch sehr viel mehr als alternative Finanzierungsinstrumente: Sie sind auch wirkungsvolle Kommunikationsinstrumente. Sie vermitteln den Wert der jeweiligen Leistung. Wem war beispielsweise die erhebliche Klimarelevanz der Moore bekannt, bevor wir unsere MoorFutures angeboten haben? Eine ähnliche Wertevermittlung streben wir auch mit dem HeckenScheck an,“ erklärt Backhaus.
„Regionale Verbundenheit und Umweltschutz bestimmen unser Handeln“, sagt Caspar Baumgart, kaufmännischer Vorstand der WEMAG und ergänzt:
„Wir liefern Ökostrom aus erneuerbaren Quellen und bieten ein Erdgasprodukt mit ökologischem Mehrwert an. Für jeden neuen Kunden investieren wir zehn Euro, um bei uns im Norden umwelt- und naturnahe Projekte zu unterstützen. Der ,HeckenScheck‘ ist neben den Waldaktien und Streuobstgenussgutscheinen ein weiteres Wertpapier, mit dem wir ökologisch und nachhaltig wirksam werden können. Denn Nachhaltigkeit bedeutet für uns, in die Zukunft zu investieren. Deshalb haben wir uns entschieden, auch das neue Ökowertpapier ,HeckenScheck‘ für 10.000 Euro zu erwerben und es im kommenden Jahr mit weiteren 10.000 Euro zu fördern.“
Sebastian Werner, Geschäftsführer der HygCen Germany GmbH erklärt:
„Unser Ziel ist es, die Patienten- und Anwendersicherheit durch präzise Qualitätssicherungsprüfungen für Produkte, die am Menschen oder Tier angewandt werden (Medizinprodukte, Biozide etc.), weltweit kontinuierlich zu verbessern. Unsere Verantwortung als Teil der Gesellschaft gebietet uns auch auf diese und die nächsten Generationen zu achten und unseren Ressourceneinsatz und -verbrauch genau zu evaluieren.
Hierzu gehört auch, Maßnahmen, die nur dem sog. „Greenwashing“ (PR-Methoden, die darauf zielen, einem Unternehmen in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen, ohne dass es dafür eine hinreichende Grundlage gibt) dienen, abzulehnen. Mit dem „HeckenScheck“ können wir aktiv die regionale Landschaft mitgestalten und die positive Veränderung zu mehr Biodiversität in der Fläche für alle erlebbar und sichtbar machen.“
Rabea Schwarz, Nachhaltigkeitsmanagerin EDEKA Nord fügt hinzu:
„Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen wir verschiedenste ambitionierte Ziele, die sich natürlich auch auf den Schutz unserer Umwelt und die Förderung ökologischer Projekte beziehen. Artenvielfalt ist die Grundlage für fast alles, was an Lebensmitteln in unsere Märkte gelangt. Aus diesem Grund unterstützen wir von EDEKA Nord im Rahmen unserer Saatentüten-Aktion „Bunter Bienengarten“ bereits seit 2019 verschiedene Projekte in unserem Absatzgebiet, die sich für den Erhalt von Artenvielfalt einsetzen. Wir freuen uns, nach den Streuobstgenussgutscheinen in diesem Jahr zum ersten Mal das Pilotprojekt „HeckenScheck“ des Kompetenzzentrums Ökowertpapier zu fördern. Mit dem Kauf dieses neuen Ökowertpapiers möchten wir einen Beitrag zur Neuanlage von Hecken in Mecklenburg-Vorpommern und somit zum Erhalt der Biodiversität in der Agrarlandschaft leisten.
„Hecken fallen oftmals dann am meisten auf, wenn sie fehlen – und dann kann es schnell dramatisch werden“, führt Backhaus weiter aus. „Wir erinnern uns an die Katastrophe auf der A19 bei Kavelstorf unweit von Rostock am 8. April 2011. Ein durch Winderosion verursachter Sandsturm und die durch ihn bedingte erhebliche Sichtbeeinträchtigung war die Ursache. Eine an der richtigen Stelle gepflanzte Hecke hätte einiges verhindern können. Allgemein: Hecken verhindern die durch Wind- und Wasser bedingten Erosionen und den damit einhergehenden Verlust fruchtbarer Ackerkrume. Dieser Effekt ist noch in einer Entfernung nachweisbar, die des 10 bis 15-fachen der Heckenhöhe entspricht.
Hecken binden aber auch große Mengen an Kohlenstoff. Eine Studie des Thünen-Instituts hat ergeben, dass ein Quadratmeter aufgewachsene Hecke dauerhaft 40 kg Kohlendioxid aus der Luft holt. Das sind immerhin 400 Tonnen pro Hektar. Das regelmäßige „auf-den-Stock-setzen“ ist da bereits berücksichtigt. Im Vergleich: Beim Wald geht man von etwa 800 Tonnen aus.
Die Wasserverfügbarkeit und damit der Ertrag der durch Hecken geschützten Ackerfläche wird spürbar verbessert:
- Die Verringerung der bodennahen Windgeschwindigkeit führt auch zu weniger Feuchtigkeitsverlust, mehr Feuchtigkeit bleibt im Boden erhalten,
- eher windstille Bereiche begünstigen die Taubildung.,
- in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Hecken vermindert Schattenwurf die Verdunstung von Feuchtigkeit und verringert ggf. Kosten für die Bewässerung.
Diese Effekte werden im Kontext des schon deutlich spürbaren Klimawandels immer bedeutender. Wasser wird zunehmend knapper.
Hecken verbessern nachweislich das Mikroklima des Bodens. Schweizer Forscher konnten sieben Jahre nach Anlegen einer Hecke eine Steigerung der Humusbildung um knapp 20 Prozent feststellen. Studien belegen darüber hinaus eine bessere Nährstoffversorgung und eine verringerte Nitratbelastung im Grundwasser in dem Umfeld von Hecken.
Hecken schützen auch vor Lärm. Sicher spielt dies nicht an jeder Stelle eine große Rolle. Vor dem Hintergrund der genannten Ökosystemleistungen einer Hecke sollte aber die Wahl zwischen einer Lärmschutzwand oder einer Lärmschutzhecke zugunsten der Hecke ausfallen.
Historisch belegt ist die Funktion der Hecken als Holzlieferanten. Über das Konzept der „Energiehecke“ ergeben sich interessante Ansätze zur energetischen Nutzung von Material, welches bei der Pflege der Hecken anfällt.
Ein Aspekt ist mir besonders wichtig, ich möchte ihn daher ausdrücklich betonen: Die überragende Rolle der Hecken zur Erhöhung der Artenvielfalt.
Die Artenvielfalt selbst ist keine Ökosystemleistung, sie ist aber die Grundvoraussetzung dafür, dass diese Leistungen überhaupt erbracht werden können.
Dabei ist die Hecke selbst ein wichtiger Lebensraum, insbesondere auch für Insekten und von ihnen abhängige Jäger. Ich denke da beispielsweise an den Neuntöter. Hecken bieten auch Deckung, sie sind wichtig für zunehmend seltene Arten wie das Rebhuhn, die Dorngrasmücke und viele andere. Ohne weiteres lassen sich in einer Struktur wie dieser Hecke allein 250 verschiedene Käferarten finden. Zusammen mit Schmetterlingen, Wildbienen, Wegwespen, Zikaden, Wanzen, Fliegen usw. reicht die Artenzahl schnell über tausend Arten, denen wir mit unserer Hecke einen neuen Lebensraum schaffen.
Hecken verbinden aber auch Lebensräume. Sie tragen damit zur dringend notwendigen Populationsdurchmischung vieler Wildtierbestände bei. Ohne diese Möglichkeiten wären viele Populationen infolge ihrer Insellage auf Dauer nicht stabil.
Hecken zu pflanzen bedeutet keinen Verlust, auch wenn die für Ackerbau zur Verfügung stehende Fläche etwas kleiner wird. Aktuelle Untersuchungen weisen aber darauf hin, dass dieser Effekt durch die Ertragssteigerung auf der verbleibenden Fläche zumindest ausgeglichen werden kann.
Hier in Grambow kommt noch mindestens eine weitere Leistung hinzu: Schon jetzt führt hier ein beliebter Wanderweg vorbei, der zukünftig deutlich aufgewertet wird. Die lebendige Hecke wird Erholung und Inspiration fördern, Ökosystemleistungen, die oft nicht bekannt sind. Vielleicht entdeckt der eine oder andere junge Mensch hier auch sein Interesse an den zahlreichen Heckenbewohnern.
Heute beginnen wir mit dem ersten Abschnitt dieser Hecke, rund 100 Meter. Kaufen sie gerne viele HeckenSchecks, damit möglichst schnell die gesamte Hecke finanziert ist und gepflanzt werden kann. Weihnachten steht vor der Tür und der HeckenScheck ist sicher ein attraktives und sehr werthaltiges Geschenk. Das Ziel ist die erste Bürgerhecke Mecklenburg-Vorpommerns“, so Minister Backhaus.
Über die WEMAG:
Die Schweriner WEMAG AG ist ein bundesweit aktiver Öko-Energieversorger mit regionalen Wurzeln und Stromnetzbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Regionale Verbundenheit, Umweltschutz und Nachhaltigkeit bestimmen das Handeln der WEMAG AG. Die WEMAG leistet erhebliche Investitionen in erneuerbare Energien, berät zu Fragen der Energieeffizienz und bietet die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung über die Norddeutsche Energiegemeinschaft eG. Die WEMAG AG befindet sich seit Januar 2010 im Mehrheitsbesitz der Kommunen ihres Versorgungsgebietes. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen Waldaktien des Landes erworben und konnte damit Klimawälder auf mehr als 50 Hektar zusammen mit ihren Kunden und Mitarbeitenden anpflanzen. Es investiert auch in die Kohlenstoffzertifikate MoorFutures. Im Jahr 2021 konnten so 4.715 Quadratmeter Fläche wieder vernässt werden.
Über das Prüflabor HygCen Germany:
Die HygCen Germany ist ein akkreditiertes Prüflabor für Medizinproduktesicherheit und Desinfektionsmittelwirksamkeit.
Hintergrund Ökowertpapiere:
Die Ökowertpapiere sind alternative Finanzierungsinstrumente, mit denen die gesellschaftlich relevanten Ökosystemleistungen intakter Biotope bekannter gemacht werden sollen.
Im Jahre 2007 wurde mit der Waldaktie das erste Ökowertpapier veröffentlicht. Im Zentrum steht die Klimaschutzleistung aufwachsender Wälder. Mittlerweile konnten etwa 100.000 Waldaktien verkauft werden, wodurch etwa zusätzlich 1 Mio. Euro für Aufforstungen zur Verfügung gestellt werden konnten.
Mit den MoorFutures wurde im Jahre 2011 ein zweites Ökowertpapier an den Markt gebracht. Gegenstand ist die Klimaschutzleitung intakter Moore. Hier konnten bislang knapp 25.000 Stück verkauft werden, was zu etwa 900.000 Euro zusätzlich für Moorwiedervernässungsprojekten führte.
Der Streuobstgenussschein ist das dritte Ökowertpapier, gestartet 2015. Hier geht es weniger um Klimaschutz. Vielmehr steht die Biodiversität von Streuobstwiesen als artenreichste Biotope Mitteleuropas im Mittelpunkt. Der Verkauf von rund 7.000 Streuobstgenussscheinen führt zu rund 70.000 Euro die zur Pflege bzw. Neuanlage von Streuobstwiesen eingesetzt werden können.
Der nun neu gestartete HeckenScheck steht für die Ökosystemleistungen der Hecken. Dazu gehört u. a. der Erosionsschutz, aber auch die Festlegung von Kohlen-stoff in ähnlicher Größenordnung wie Wälder (etwa 40 kg CO2 bei Hecken im Ver-gleich zu 80 kg CO2 beim Wald). Überragend aber ist die Bedeutung der Hecken für die Biodiversität. Hecken sind selbst wichtige Lebensräume, gerade auch für Insek-ten. Darüber hinaus verbinden sie aber auch Lebensräume (Stichwort Biotopverbund).
Ein HeckenScheck für das Projekt in Grambow kostet 67 €. Damit wird ein Quadratmeter Hecke gepflanzt.
Am 01.10.2021 startete im damaligen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt das Kompetenzzentrum Ökowertpapiere. Ziel ist es, die bestehenden Ökowertpapiere weiter zu entwickeln bzw. neue Ökowertpapiere zu konzipieren. Der HeckenScheck ist das erste Produkt des Kompetenzzentrums.