Am Samstag hat im Rostocker Ostseestadion das Fußballspiel der 2. Bundesliga zwischen dem F.C. Hansa Rostock und dem SV Darmstadt 98 stattgefunden. Die Anreise der ca. 560 Gästefans aus Darmstadt erfolgte störungsfrei per Sonderzug sowie in Teilen individuell zum Rostocker Hauptbahnhof. Durch ein Tor von Phillip Tietz in der 78. Minute holte sich Darmstadt drei Punkte im Ostseestadion.
Das Spiel wurde im Vorfeld von der Polizei als Problemspiel eingestuft. Vor dem Spiel kam es zu einem körperlichen Übergriff auf eine schwedische Fußball-Jugendmannschaft. Etwa zehn bislang unbekannte Tatverdächtige attackierten die Jugendspieler in einem im Stadionumfeld befindlichen Discounter und flüchteten unerkannt. Darüber hinaus kam es auf der Nordseite des Rostocker Hauptbahnhofes zum Abbrennen von Pyrotechnik durch eine männliche Person. Bei der Durchsuchung des Mannes wurden weitere pyrotechnische Erzeugnisse sowie Betäubungsmittel aufgefunden und sichergestellt.
Während der ersten Halbzeit wurde Pyrotechnik in erheblichem Ausmaß auf der Südtribüne gezündet. Der Innenraum des Ostseestadions war mehrere Minuten in dichte Rauchschwaden gehüllt - die Spielbegegnung musste daher kurzzeitig unterbrochen werden. Offenbar um ihre Identifizierung zu verhindern, hatten sich die Täter zuvor vermummt und Pyrotechnik - sogenannte Nebeltöpfe und Bengalos - gezündet. Gegen die Verdächtigen wird nun wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz ermittelt.
Nach Beendigung der Spielbegegnung wurden mehrere im Stadionumfeld abgestellte Fahrzeuge festgestellt, die durch unbekannte Täter aufgebrochen wurden. Darüber hinaus wurden während des Gästefantransfers zum Rostocker Hauptbahnhof zwei Shuttlebusse sowie zwei Funkstreifenwagen durch bislang unbekannte Tatverdächtige mit mehreren Steinen beworfen und beschädigt.
Insgesamt waren ca. 650 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern und der Bundespolizei im Einsatz. Unter anderem wurden Ermittlungen wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs, des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Verstößen gegen das Sprengstoff- und Betäubungsmittelgesetz aufgenommen.
Der anlässlich der oben genannten Spielbegegnung eingesetzte Fanzug des SV Darmstadt 98 wurde auf seiner Rückfahrt nach Darmstadt durch unbekannte Täter gleich mehrmals angegriffen.
Bei der Durchfahrt des Zuges am Hauptbahnhof Schwerin teilte der Zugbegleiter Kräften der Bundespolizei, die zur Überwachung der Durchfahrt am Bahnhof in Schwerin eingesetzt waren, mit, dass der Zug bereits kurz nach Ausfahrt am Rostock Hauptbahnhof mit Steinen beworfen worden sein soll. Zu einem weiteren Angriff auf den Zug kam es zwischen Blankenberg und Ventschow. Hier wurde der Zug mit schweren Gegenständen und blauen sowie orangenen Farbbeuteln beworfen. Durch den Bewurf wurden drei Scheiben beschädigt. Eine Scheibe wurde dabei durchschlagen, sodass im Abteil befindliche Fahrgäste durch Farbspritzer und Glassplitter getroffen wurden. Verletzt wurde dabei niemand. Die anderen beschädigten Scheiben wurden mittels Panzertape gesichert. Das Abteil wurde durch den Zugbegleiter gesperrt. Zudem wurde der gesamte Zug mit schwarzer Farbe von den mutmaßlichen Angreifern besprüht. Es ist zu vermuten, dass die Täter hierfür Feuerlöscher mit Farbe befüllt haben. Der Zug konnte trotz der Beschädigungen seine Fahrt in Richtung Darmstadt fortsetzen. Am Ereignisort hat die Bundespolizei mehrere mit blauen Farbanhaftungen versehene Schottersteine sowie Teile der Wurfgeschosse aufgefunden und sichergestellt. Durch die Bundespolizei wurde ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlichen Eingriffes in den Bahnverkehr eingeleitet. Die Schadenshöhe steht noch nicht fest.
Bereits kurz nach Bereitstellung des Fanzuges am Hauptbahnhof Rostock hatten Hansa Fans, die mit einer S-Bahn am gegenüberliegenden Bahnsteig ankamen, versucht an den Fanzug zu gelangen. Dies konnte durch die eingesetzten Kräfte der Bundespolizei unterbunden werden. In diesem Zusammenhang kam es zu einer Widerstandshandlung, einem tätlichen Angriff auf einen PVB und diversen Beleidigungen.
Der Eigentümer des Zuges, die Schienenverkehrsgesellschaft mbH (SVG), die vorläufige Schadenshöhe auf 245.000,- Euro beziffert. Neben der Erneuerung der beschädigten Scheiben und einer ca. 14-tägigen Ausfallzeit wird die Beseitigung der Farbbesprühungen den größten Posten einnehmen. Da hier offensichtlich eine Spezialfarbe verwendet wurde, die sich nicht durch Dampfstrahler und normalen Graffiti-Entferner lösen lässt, muss ggf. eine Neulackierung des aus neun Wagen bestehen Wagenparks erfolgen. Dies wäre besonders ärgerlich, da die Fahrzeuge größtenteils erst im Dezember 2022 neu lackiert wurden.