75 Stunden brannte es auf dem Recyclinghof
„Einen derartigen Einsatz gab es wohl an der Mecklenburgischen Seenplatte noch nicht“, ist sich Landrat Heiko Kärger sicher, der sich am Tag drei nach Ausbruch eines Großbrandes auf dem Firmengelände der Ziems Recycling Malchow einen Überblick über die Schadensstelle machte. Am vergangenen Sonntag wurden gegen 13 Uhr Flammen und Rauch vom Schrottverwerter gemeldet. Binnen weniger Minuten waren die ersten Löschfahrzeuge am Einsatzort. Den Löschmännern geisterte schon auf der Anfahrt das Szenario eines Großbrandes in den Hinterköpfen. Bereits Silvester 2012 brannte es lichterloh bei der Firma Ziems Recycling Malchow. Damals waren die Feuerwehren der Region stundenlang im Einsatz, um dutzende brennende Schrottwagen zu löschen. Am vergangenen Wochenende brannte zwar lediglich Restmüll, das aber auf meterhohen Bergen. Anfänglich ergriffen die lodernden Flammen etwa 1.500 Tonnen Baumischabfälle und sonstigen Müll. Doch das alleine war nicht die größte Schwierigkeit, welche den Löscheinheiten um Malchows Wehrführer Heiko Delph Probleme brachte. Temperaturen von bis zu 14 Grad unterhalb des Gefrierpunktes, machten den Einsatzkräften zu schaffen. Löschwasser fror binnen Sekunden in den Schläuchen und Strahlrohren zu dicken Eisklumpen. Kälte drang durch die genässte Einsatzkleidung und die Einsatzstelle wurde zu einer großen Rutschbahn.
Dennoch konnte der Großbrand mit einem enormen Kräfteeinsatz unter Kontrolle gebracht werden. Jedoch beugten sich in den Nachtstunden auch die letzten Schlauchleitungen der zunehmenden Kälte und immer wieder flammte der schwelende Müllberg auf. Für die erschöpften Kameraden wurden Ablöseeinheiten aus dem gesamten Amt Malchow alarmiert und die Wasserversorgung mit Tanklöschfahrzeugen im Pendelverkehr eingerichtet. Die gesamte Nacht verharrten die Einsatzkräfte und löschten die Glutnester. Jedoch drang das Löschwasser nicht gänzlich zum eigentlichen Brandherd durch. Weitere Kräfte wurden angefordert und auch firmeneigene Bagger kamen zum Einsatz, um den Müllberg stückweise abzutragen und schließlich zu löschen. So verstrich auch der Montag, bei dem die Einsatzkräfte, die mittlerweile auch aus dem Amt Röbel und Krakow am See unterstützt wurden, klirrender Kälte und beißendem Rauch ausgesetzt waren. Im Verlauf der Nacht zum Dienstag wurden weitere Brandstellen in anderen Müllhaufen festgestellt, so dass schließlich von bis zu 10.000 Tonnen brennender Abfall die Rede war. Gut 50 Stunden nach Brandausbruch standen die Einsatzkräfte immer noch bibbernd an den Strahlrohren und versuchten krampfhaft den Flammen den Garaus zu machen. Doch der tonnenschwere Abfall bot den Flammen weiterhin reichlich Nahrung. Weitere Löschmänner wurden nachgefordert. Schlauchleitungen aus Vorpommern wurden angeliefert, Feuerwehrkräfte aus dem ehemaligen Müritzkreis, aus Plau am See sowie die Katastrophenschutz- Einheiten des Landkreises rückten an. Weitere viele Stunden unermüdlichen Einsatzes folgten. Nach 75 Stunden konnte endlich „Feuer aus!“ auf dem Malchower Recyclinghof Ziems gemeldet werden. Doch die Nachbereitungen werden noch einige Tage in Anspruch nehmen. Die über 460 Einsatzkräfte benötigen eine wohlverdiente Ruhephase, Schläuche müssen enteist und schließlich gewaschen, Atemschutzgeräte geprüft und Atemluftflaschen gefüllt werden. In den kommenden Tagen wird es noch jede Menge Gesprächsbedarf geben. So wurde das dünne Hydrantennetz und der zu kleine Querschnitt der Wasserleitungen durch die Feuerwehr kritisiert. Und sicherlich, bleibt auch die Frage nach der Brandursache zu klären. Derzeit geht man von einer Selbstentzündung aus. Hier könnte die Stapelhöhe und schließlich das Volumen der großen Müllberge eine Rolle spielen.