Zweiter Lock down für die Fitnessbranche
Im Gespräch mit "Therapie & Training Jesse" und FunAktiv in Waren (Müritz)
Dass der Unternehmer nicht alleine mit den Sorgen über die Schließung der Fitnessstudios ist, unterstreicht Kristin Schmuck, die in Waren (Müritz) das FunAktiv betreibt. „Seit elf Jahren leite ich das Fitnessstudio. Hier steckt jede Menge Herzblut drin“, so Kristin Schmuck. Und genau das Herz blutet zurzeit. „Es sind die vielen kleinen Nadelstiche, die uns derzeit förmlich ausbluten lassen. Da hilft auch keine Transfusion mittels Förderung, wenn die Löcher nicht vorerst gestopft werden“, erklärt Jens Müsebeck, der als einer der Trainer auf der 1.100 Quadratmeter großen Trainingsfläche in der Warener Ostsiedlung arbeitet. „Wir haben während der ersten Schließung für die zehn Wochen keine Mitgliederbeiträge eingezogen.
Das werden wir auch jetzt nicht machen“, so Kristin Schmuck, die den ersten Lock down noch als notwendiges Übel ansah. „Auch uns haben einige Mitglieder mit der Zahlung freiwilliger Beiträge während der ersten Schließung unterstützt. Aber mittlerweile sind die Menschen frustriert und das bekommen wir oft zu spüren“, so Jens Müsebeck. „Man geht jetzt morgens schon mit einem mulmigen Gefühl zum Briefkasten und fragt sich – wie viele Kündigungen sind wohl heute drin“, erklärt Kristin Schmuck die derzeitige Planungsunsicherheit. Statt neuer Verträge zu generieren, verlieren die Studios derzeit reihenweise Mitglieder. „Innerhalb der Fitnessbranche gibt es einen Mitgliederschwund von 25 Prozent“, ergänzt Jens Müsebeck. Im ersten und im vierten Quartal des Jahres werden für gewöhnlich die meisten neuen Kunden generiert und genau diese Monate fehlen. „Wir wollen jetzt nicht groß jammern, aber wir sind derzeit arg gebeutelt. Das wirkt sich auch noch in den kommenden zwei Jahren negativ auf jedes Fitnessstudio aus“, so die beiden Fitnesstrainer.
„Wir haben uns im und nach dem ersten Lock down als Unternehmer Gedanken gemacht wie es weitergehen kann. Wir haben Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt. In der Politik hat man lange gewusst, dass eine zweite Welle kommt. Doch die Vorbereitungen darauf haben die scheinbar völlig verpennt“, zeigt sich Jens Müsebeck frustriert. Und beim genauen Betrachten zu Recht. Nach der schrittweisen Lockerung der Corona-Einschränkungen kam jetzt wieder der harte Schluss. „Wir wurden nicht mal angehört. Innerhalb der Fitnessstudios gab es mit Sicherheit keinerlei Infektionsgeschehen.
Die Menschen handeln sehr eigenverantwortlich. Wer krank ist, geht nicht trainieren. Enge Kontakte werden gemieden“, so der Fitnesstrainer. „Den Menschen fehlt der Sport. Die einen wollen sich fit halten und dadurch ihr Immunsystem stärken. Andere, die gerade eine Operation oder Erkrankung überstanden haben, wollen mit Sport wieder schneller auf die Beine kommen“, zählt Kristin Schmuck auf und spricht auch den sozialen Aspekt an: „Wir haben auch viele Frauen und Männer, die es in unser Fitnessstudio zieht, die in Gemeinschaft trainieren und sich austauschen wollen.“
Dass die Krankenkassen hier ein großes Interesse haben sollten, dass die Fitnessstudios wieder öffnen können, steht für die Trainer außer Frage. Bis das soweit ist, bleibt vorerst nur eine große Unsicherheit. Mit dem zweiten Lock down hat die Bundesregierung zwar eine finanzielle Unterstützung zugesichert, aber die Aussagen dazu sind noch sehr schwammig. „Bis zu 75 Prozent des Ertrages aus dem November 2019 kann es geben. Wie viel das tatsächlich ist, kann derzeit keiner sagen. Auch nicht, wann das Geld fließen soll“, so Kristin Schmuck, die seit der Eröffnung ihres Fitnessstudios vor der größten unternehmerischen Herausforderung steht.