In Mecklenburg-Vorpommern ist kein Landkreis mehr ohne Virusnachweis in der Wildvogelpopulation.
Knapp ein Monat nach dem ersten amtlichen Nachweis des Geflügelpest Virus H5N8 in Mecklenburg-Vorpommern ist Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus zufolge aktuell keine Entspannung der Lage zu erwarten, die eine Aufhebung der landesweiten Aufstallung rechtfertigt. Diese Einschätzung gab er heute im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern ab. „Nach wie vor zeigt das Geschehen eine noch nie dagewesene Dynamik mit rasanter Ausbreitungstendenz. Jeden Tag erreichen uns neue Fälle aus M-V, Deutschland und der Welt. Besorgniserregend ist vor allem die hohe Viruslast und Erregerausscheidung bei Wildvögeln“, so Minister Till Backhaus. Seit dem ersten Nachweis Anfang November hat sich das Virus über das gesamte Bundesgebiet ausgebreitet. Vom Seuchengeschehen sind derzeit 13 Bundesländer betroffen. In Mecklenburg-Vorpommern ist kein Landkreis mehr ohne Virusnachweis in der Wildvogelpopulation.
Im Rahmen risikoorientierter Betriebskontrollen durch die örtlichen Veterinärämter und rund 1.600 Abklärungsuntersuchungen des Landesamtes für Lebensmittelsicherheit, Landwirtschaft und Fischerei (LALLF) sowie des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) konnte das H5N8-Virus hierzulande bislang bei rund 160 Wildvögeln sowie in 12 Nutztierbeständen bestätigt werden. Rund 750 Stück Hausgeflügel wurden im Zuge dessen vorsorglich getötet.
Backhaus: „Das ist bedauerlich für die betroffenen Tierhalter, aber kein Vergleich zu den Problemen in anderen betroffenen Bundländern und kein Vergleich zu dem Seuchengeschehen in M-V in früheren Jahren.“ In Mecklenburg-Vorpommern sind große Tierbestände bislang vom H5N8-Virus verschont geblieben. „Für mich ist dies ganz klar ein Erfolg des Aufstallungsgebots, welches ich frühzeitig angeordnet habe. Mir ist bewusst, dass diese Maßnahme nicht überall auf Gegenliebe und Verständnis stößt, auch ich fühle mir den Tierhaltern, denen es nicht leichtfällt, ihr Federvieh einzusperren. Am Ende des Tages ist es aber unsere Pflicht und Verantwortung, die Ausbreitung des Virus unter allen Umständen zu verhindern.“
Zwischenzeitlich sind andere Länder dem Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns gefolgt und haben ebenfalls eine landweite Aufstallung angeordnet. „Ich glaube aber nach wie vor, dass wir ein bundesweites Aufstallungsgebot brauchen. Wenn wir nicht einheitlich handeln, dann kann uns das Seuchengeschehen davonlaufen und ungeahnte Ausmaße und wirtschaftliche Schäden für die gesamte deutsche Geflügelwirtschaft nach sich ziehen. Ich muss jedoch zur Kenntnis nehmen, dass sich hierfür derzeit leider keine Mehrheiten finden lassen“, so Backhaus.
Auch wenn die Herkunft des Erregers bisher nicht zweifelfrei aufgeklärt werden konnte, so ist unbestritten, dass das Virus insbesondere in der Wildvogelpopulation grassiert. Das FLI geht in seiner aktuellen Risikoeinschätzung nach wie vor von einem hohen Eintragsrisiko in Nutzgeflügelbestände durch direkten oder indirekten Kontakt mit Wildvögeln aus.
Um potenzielle Infektionsketten zu durchbrechen hat Mecklenburg-Vorpommern neben der Stallpflicht ein Jagdverbot auf Federwild verhängt. „Damit soll vermieden werden, dass erkrankte Vögel durch die Bejagung unnötig gestört und aufgescheucht werden und das Virus weiterverbreitet wird“, erklärte der Minister. Analog zum Wildvogelmonitoring werden auch Prädatoren, wie Füchse, Marder oder Minke, stichprobenartig auf H5N8 überprüft. Sie fressen oder verschleppen Wildvögel und können auf diese Weise zur Verschleppung des Virus beitragen.
Abschließend richtete der Minister einen ausdrücklichen Dank an alle Geflügelhalter im Land, an die Mitarbeiter im Ministerium und den nachgeordneten Behörden, an die Landkreise und Kommunen, aber auch an die vielen ehrenamtlichen Helfer, wie Naturschützer und Jäger. „Die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten funktioniert sehr gut, auf eine weitere Ausbreitung der Seuche sind wir vorbereitet.“
Verbrauchern bat er, das Vertrauen zu Geflügelmästern nicht zu verlieren: „Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass der Erreger auch Menschen infizieren kann. Fleisch, das in den Verkauf geht, unterliegt zudem strengen Kontrollen.“ Durch die Einfuhrverbote etlicher Drittländer wie Japan, Korea und der Russischen Föderation wir M-V auch im kommenden Jahr noch die Folgeschäden im nationalen und internationalen Handel zu bewältigen haben.