Während der IC 2273 von Rostock nach Chemnitz, über Berlin, am Donnerstag planmäßig um 17 Uhr im Bahnhof Waren (Müritz) einrollte, beobachteten bereits andere wartende Fahrgäste auf den Bahnsteigen das emsige Treiben von zahlreichen Feuerwehrkameraden am gegenüberliegenden Güterbahnhof. Immer wieder ertönte das Martinshorn weiterer anrückender Feuerwehrfahrzeuge. Eine erste Aufklärung und Entwarnung kam über die „sprechende“ Sirene am Gerätehaus der Feuerwehr Waren (Müritz): „Es handelt sich um eine Gefahrgutübung, es besteht keine Gefahr!“.
Auch eine Stunde nach dem ersten Alarm um 16:30 Uhr über Funkmeldeempfänger und Sirenen rückten immer noch weitere Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz an und bogen mit Blaulicht und Sondersignal am Bahnhof von Waren (Müritz) ein. Für andere Autofahrer war an der Einfahrt zur Lloydstraße Schluss. „Der Bahnhofsplatz ist wegen eine Großübung gesperrt“, so die Informationen an der Absperrung. Unterdes lief die geplante Großübung des Landkreis Mecklenburgische Seenplatte unter dem Namen „Durchsichtige Wolke 2023“ in Waren (Müritz) nach Protokoll und auf Hochtouren. Und das gab vor, dass auf einem Gleisabschnitt ein Pkw mit einem Güterzug zusammengestoßen war. Erschwerend für das Übungsszenario, der Güterzug hatte Gefahrstoffe geladen, die teilweise austraten.
So kam auch der Gefahrzug des Landkreis Mecklenburgische Seenplatte zum Einsatz. Die ersteintreffenden Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Waren (Müritz) sicherten die Einsatzstelle und erkundeten die Lage. Immer wieder verwiesen andere Einsatzkräfte und Lautsprecherdurchsagen auf die laufende Einsatzübung und beruhigten so verunsicherte Passanten. Dennoch verbreitete sich ein mulmiges Gefühl bei vielen Durchreisenden, Einwohnern und Gästen von Waren (Müritz), denn die Sondersignale der Einsatzfahrzeuge verstummten scheinbar nicht und ein Blaulichtmeer erhellte das gesamte Bahnhofsgelände. Schreiende Verletztendarsteller unterstrichen zudem die Dramatik des Einsatzszenarios.
Den Güterzug, in diesem Fall den Ausbildungszug „Gefahrgut“ der Deutschen Bahn AG, stellte die DB Netz Notfalltechnik zur Verfügung. Sowohl aus dem Pkw als auch aus den Wagons des Zuges mussten vermeintliche Verletzte befreit werden. Hier verzichtete die Übungsleitung auf die spezielle Schutzausrüstung, die bei Gefahrgutunfällen zwingend erforderlich ist. Anders beim Auftrag Sichtung und Sicherung der Gefahrgutlage. Unter schwerem Atemschutz und in Chemikalienschutzanzüge gehüllt gingen Spezialisten der Gefahrguteinheiten zum Einsatz vor. Auch eine Dekontaminationsstrecke wurde für den Einsatz vorbereitet. Für den Verletztentransport nutzten die Einsatzkräfte kurzerhand bereitgestellte Draisinen. Die Versorgung und den abschließenden Transport übernahmen der Rettungsdienst und der Sanitätsdienst. Insgesamt rückten 160 Einsatzkräfte aus dem gesamten Landkreis Mecklenburgische Seenplatte zum Bahnhof Waren (Müritz) an, um das Einsatzszenario der Katastrophenschutzübung „Durchsichtige Wolke 2023“ abzuarbeiten.
Eine Auswertung der Übung soll in den nächsten Tagen erfolgen, Sachgebietsleiterin Sabine Runge vom Katastrophenschutz des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte zeigte sich jedoch zufrieden: „Letztendlich geht es bei diesen Übungen nicht um Schnelligkeit, sondern um die effektive Kommunikation auf den verschiedenen Führungsebenen, um die Handhabung und Prüfung der Einsatzmittel unter Realbedingungen und damit um eine bestmögliche Vorbereitung auf den Ernstfall“.