
„Die Toten mahnen“, steht auf einem Gedenkstein an der Malchower Lagerstraße. Hier wurde in einem Waldstück 1939 eine Munitionsfabrik in Betrieb genommen und durch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene schwere Arbeiten verrichtet. Im weiteren Verlauf wurde Frauen aus den Konzentrationslagern Ravensbrück und Auschwitz zum Arbeiten nach Malchow deportiert. Am Samstag erinnerten die Malchower und einige Gäste mit einer Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ-Außenlagers Malchow an die düstere Geschichte der Inselstadt.
Bei tristem und nasskaltem Wetter stimmte Ines Otterpohl mit dem Musikstück „Die Zuflucht“ von Tedd Smith auf dem Klavier auf die einstündige Gedenkveranstaltung ein, die schließlich durch Bürgermeister René Putzar eröffnet wurde.
„Am 02. Mai 1945, das ist nunmehr 78 Jahre her, konnten über 1.000 Frauen endlich von ihrem jahrelangen Martyrium befreit werden. Eingepfercht in Holzbaracken, mussten sie täglich unter lebensverachtenden Bedingungen hausen und wurden Unweit von hier, in der Munitionsfabrik der Dynamit AG, zur Zwangsarbeit gezwungen“, erinnerte René Putzar an die Geschichte. Auf einem kargen Vorplatz hörten ein Dutzend Teilnehmer seinen Ausführungen zum KZ-Außenlager Malchow. „Doch endlich, am 02. Mai 1945, hatte das Leid ein Ende. Heute sehen wir nur noch schwache Spuren und wenige Reste aus dieser Zeit. Vieles wurde im Laufe der Jahre umgenutzt, entfernt oder vergessen“, so der Bürgermeister.

Doch es gibt Ansätze gegen das Vergessen und die ehemalige Stätte des Grauens und eine Stätte der Geschichte und Erinnerung umzugestalten. Dabei wollen auch die Schüler der Malchower Fleesenseeschule helfen. „Wir vergangene Jahr konnten wir Jugendliche aus der ganzen Welt in zwei Camps begrüßen“, berichtete das Stadtoberhaupt. Diese Jugendlichen wollen das Vorhaben der Stadt Malchow unterstützen, an der Stelle des KZ-Außenlagers Malchow einen würdigen Gedenkort zu erschaffen. „Vergessen – vergessen bedeutet nicht mehr zu wissen, was für Fehler begangen wurden. Darum ist es so bedeutsam, dass eben nicht vergessen wird, was Krieg, Verfolgung, Hass, Vertreibung und Flucht ist“, mahnte Putzar in seiner Rede. So soll gemeinsam mit Malchower Jugendlichen, Unterstützung aus der gesamten Welt, mit Vereinen und Verbänden, mit dem Arbeitskreis für Stadtgeschichte und engagierten Bürgern soll schließlich ein Erinnerungsort geschaffen werden. Dass dies nicht von heut auf morgen geht, machte Malchows Bürgermeister ebenso deutlich: „Es wird eine Zeit dauern, bis der Ort gestaltet ist. Das ist beabsichtigt, weil wir so eine aktive Auseinandersetzung mehrere Jahrgänge ermöglichen“, begründete René Putzar die längere Zeitschiene.
Auch Elke-Annette Schmidt nutzte als Zweite Vizepräsidentin des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern, um an die Zeiten der Konzentrationslager zu erinnern. „Ravensbrück und der Alltag im KZ waren ein Martyrium. Aber es entstanden auch Gedichte, die halfen zu überleben“, so die Politikerin, die aus dem Ravensbrück Lied folgende Zeilen zitierte: „Also Kopf hoch, bleibt stark, Kameradinnen, kühner singt, haltet durch bis zum Mai!
Nur noch zwei, drei Torturen ertragen, und die Nachtigall fliegt schon herbei. Sie wird öffnen das Tor in die Freiheit, von uns nehmen das Streifenkleid und die Wunden des Herzens uns heilen und uns trösten und stillen das Leid.“ Gleichzeitig mahnte Elke-Annette Schmidt, dass es eine Pflicht sei, für eine friedliche Welt einzustehen. Unterdes erinnerte Prof. Dr. Siegrid Jacobeit, wie entsetzt sie beim ersten Besuch und dem Aussehen des ehemaligen KZ war. Schließlich reiften die Gedanken, aus dem verwaisten Ruinenland eine Gedenkstätte zu erschaffen. „So können wir derer gedenken, die hier eine schlimme Zeit erlebten oder zu Tode kamen.“ Auch Schüler der Malchower Fleesenseeschule und Pastor Eckhard Kändler erinnerten in ganz persönlichen Worten an den düsteren Teil der Malchower Geschichte, der dennoch nicht vergessen werden darf. Mit dem Musikstück „Hatikwa – Die Hoffnung“ von Naphtali Imber und einer gemeinsamen Kranzniederlegung endete die Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ-Außenlagers Malchow, die der Anfang einer Gedenkstätte sein soll.