Mit dem gestrigen Volkstrauertag wurde vielerorts der Opfer von Gewalt und Krieg gedacht. Mittlerweile bereits zum 100. Mal wurde zwei Wochen vor dem ersten Advent vor den Folgen von Kriegen gemahnt. Auch in Waren (Müritz) versammelten sich zahlreiche Menschen der Müritzregion, um der Opfer am Ehrenmal für die Toten der beiden Weltkriege am Kietz zu gedenken. In diesem Jahr kamen parteiübergreifend und außergewöhnlich viele Menschen und das hatte einen guten Grund.
Der 09. November 1938 steht als Reichspogromnacht in den deutschen Geschichtsbüchern. Aus diesem Grund rief Rüdiger Prehn als Präsident der Stadtvertretung von Waren (Müritz) am vergangenen Mittwoch zu einer Gedenkveranstaltung an die Opfer der Reichspogromnacht und des Holocaust auf. Am Gedenkstein, auf Höhe des Standorts der ehemaligen Synagoge am Südufer des Tiefwarensees, folgten einige Müritzer der Einladung. Erinnerten an die Taten der Reichspogromnacht und legten Kränze nieder. Diese Aktion wurde von rechtsgerichteten Müritzern der „Neue Stärke Partei” massiv gestört. Gebinde vor den Gedenkstein wurden mit Füssen getreten und Rüdiger Prehn selber wurde verbal sowie körperlich attackiert. Der Präsident der Stadtvertretung von Waren (Müritz) stellte Strafanzeige, wollte aber auch ein weiteres symbolisches Zeichen setzen. Erneut stand er vier Tage nach dem Vorfall an einem Gedenkstein, erwies den Toten die Ehre und mahnte vor Krieg. Mit ihm gut 100 weitere Menschen. Nahezu Vertreter aller Parteien, Mitglieder des Bundes der Vertriebenen, des Bundes der Antifaschisten, der Initiative „Menschlich-Stark-Miteinander“ und Einwohner der Müritzregion standen geschlossen dem Mahnmal gegenüber und setzten um 11 Uhr ein Zeichen gegen Gewalt und für Demokratie.
Die Störer der Gedenkveranstaltung vom Tiefwarensee waren ebenfalls wieder anwesend und positionierten sich mitten in der Veranstaltung. Selber hatten die Mitglieder der „Neue Stärke Partei” bereits zuvor ein Gebinde am Mahnmal niedergelegt. Die Teilnehmer der öffentlichen Veranstaltung ließen sich davon nicht provozieren. In kurzen Statements läuteten Rüdiger Prehn (LINKE), Peter Bauer (CDU) und Norbert Möller (SPD) die offizielle Kranzniederlegung ein. „Es gibt keine gerechten Kriege“, brachte es Peter Bauer auf den Punkt und unterstrich, dass immer beide Kriegsparteien zu den Verlierern zählen. Ganz ohne Worte, lediglich mit Instrumental „Der gute Kamerad“ vom Warener Blasorchester untermalt, legten politische Vertreter und Mitglieder des Bundes der Vertriebenen ihre Kränze und Gebinde nieder. Die Veranstaltung selbst wurde von zahlreichen Polizeibeamten abgesichert und verlief, bis auf einige verbale Entgleisungen bis zum Schluss störungsfrei.