Die Berliner Zeitfracht Gruppe will den zivilen Teil des Flughafen Rostock-Laage-Güstrow übernehmen. Der teils zivil, teils militärisch genutzte Airport soll komplett privatisiert und anschließend weiterentwickelt werden.
Das Berliner Familienunternehmen verhandelt dazu derzeit mit den Gesellschaftervertretern der Flughafen Rostock-Laage-Güstrow GmbH (RLG) über die Beteiligung an dem Airport. Die Verhandlungen stehen kurz vor dem Abschluss.
Derzeit sind die Hanse- und Universitätsstadt Rostock über die stadteigene RVV Rostocker Versorgungs- und Verkehrs-Holding GmbH (RVV) sowie der Landkreis Rostock und die Stadt Laage gemeinsam Eigentümer der Flughafen Rostock-Laage-Güstrow GmbH (RLG). Die Gesellschafter hatten ein öffentliches Interessensbekundungsverfahren eingeleitet, um auszuloten, ob ein privates Unternehmen bereit wäre, in den Flughafen zu investieren. Die Zeitfracht Gruppe hatte daraufhin ein entsprechendes Angebot und Zukunftskonzept vorgelegt.
Es basiert vor allem auf der Weiterentwicklung des RLG als zusätzlicher Logistik-Standort der Zeitfracht Gruppe. Dafür ist der Bau eines Logistik-Zentrums vorgesehen, in dem Luftfracht und der Transport über die Straße eng verzahnt werden können.
Die Zeitfracht Gruppe, ein Familienunternehmen aus Berlin, hatte in der Vergangenheit bereits einige große Unternehmen aus dem Logistik-Sektor oder mit stark logistischem Hintergrund erworben und erfolgreich saniert – zum Beispiel das in Erfurt und Stuttgart beheimatete Medienlogistik-Unternehmen Zeitfracht GmbH (ehemals KNV Zeitfracht) oder zuletzt zum 1. September 2021 die Modemarkt-Kette Adler, in der derzeit ein umfangreiches Sanierungskonzept realisiert wird.
Die Entscheidung über den Verkauf des Flughafens treffen jetzt schlussendlich die politischen Gremien der drei derzeitigen Eigentümer. Das Verfahren ist bereits so weit fortgeschritten, dass die wesentlichen Rahmenbedingungen zur Vorstellung in den Gremien feststehen.
Yvette Hartmann, Geschäftsführerin der RVV, die das Verfahren stellvertretend für die anderen Eigentümer des RLG führt: „Die Zeitfracht Gruppe hat sehr konkrete Planungen für den Standort vorgestellt und verpflichtet sich zum Weiterbetrieb des Flughafens. Mit diesem Paket wird für den RLG eine neue wirtschaftliche Perspektive eröffnet.“
Mit der Zeitfracht Gruppe ist ein wirtschaftlich sehr stabiler Investor aus Deutschland bereit zur Übernahme des RLG. Dies trägt nicht zuletzt sicherheitspolitischen Interessen Rechnung: Der zivile Teil des Flughafen Rostock-Laage wird auf der Grundlage eines Mitbenutzungsvertrages mit der Bundeswehr betrieben. Dieses Modell ist einzigartig in Deutschland.
Wolfram Simon-Schröter, Vorstand der Zeitfracht Gruppe: „Der Erwerb des Flughafens ist für uns und den Flughafen eine Investition in die Zukunft. Wir können den Flughafen Rostock-Laage sehr gut in unsere bestehenden Aktivitäten aus dem Bereich Logistik, Luft- und Raumfahrt einbinden und einen Ort für weiteres Wachstum sowie die Grundlage für die Fortentwicklung weiter Teile unserer Unternehmensgruppe schaffen. Und wir sind sehr daran interessiert, dem Flughafen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hier eine Zukunftsperspektive zu bieten.“
Der Zeitfracht Vorstand weiter: „Zeitfracht wird die Diversifizierung des Unternehmens und die Transformation des Regionalflughafens zu einem Innovations- und Technologiestandort im Bereich Luft- und Raumfahrt sowie der erneuerbaren Energien sehr aktiv weiter vorantreiben.“
Christian Pegel: "Privatisierung von Rostock-Laage birgt große Chancen für den Flughafen"
Verkehrsminister Christian Pegel begrüßt den sich anbahnenden Verkauf des Flughafens Rostock-Laage an die Berliner „Zeitfracht“-Gruppe.
„Ich freue mich, dass die Gespräche mit dem Investor jetzt versprechen zu einem erfolgreichen Abschluss zu kommen. Die Landesregierung unterstützt die Übernahme des Flughafens durch diesen konkreten Unternehmer mit seinen Visionen für neue Perspektiven des Flughafens. Der Investor ist ein seriöses Familienunternehmen, das bereits bei anderen Projekten den Willen und die Fähigkeit zu nachhaltigem Wirtschaften bewiesen hat. Wir versprechen uns von dem Verkauf eine langfristige Zukunft für Rostock-Laage“, so der Minister.
Sein Ministerium habe die Verhandlungen seit ihrem Beginn begleitet. Dem vorausgegangen war ein Interessenbekundungsverfahren, mit dem die drei Gesellschafter des Flughafens – die Rostocker Versorgungs- und Verkehrsholding RVV, der Landkreis Rostock und die Stadt Laage – sondieren wollten, welche Chancen es für eine Privatisierung des defizitären Flughafens gibt.
„Wir freuen uns, dass es ein so interessantes Angebot für unseren Flughafen gibt. Das bisherige Modell ist trotz aller Kraftanstrengungen und Leidenschaft der Geschäftsführung und der Beschäftigten über die vielen Jahre nicht wirtschaftlich und nicht zukunftsträchtig. Allein zwei Millionen Euro Verlustausgleich für ein ,Weiter so‘ einzusetzen, kann nicht länger die Lösung sein“, sagt Rostocks Vize-Oberbürgermeister und Senator Dr. Chris Müller-von Wrycz Rekowski. Insofern sei positiv, dass ein leistungsstarker Player ein konkretes Angebot abgegeben hat und ernsthaftes Interesse am Flughafen dokumentiert. „Entscheidend wird sein, welche Perspektiven sich dadurch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ergeben und welche Entwicklungschancen der Technologiestandort dadurch erfährt. Unsere erste Einschätzung dazu ist d vielversprechend. Das Unternehmen Zeitfracht bringt viel Power, Erfahrung und Know-how im Logistikbereich mit und hat ein belastbares Zukunftskonzept mit eigenen Investitionen vorgelegt. Das werden wir in den nächsten Tagen mit der Rostocker Stadtpolitik intensiv erörtern und bewerten, um es dann zeitnah einer Entscheidung in der Bürgerschaft zuführen“, führt der Vize-OB weiter aus. Er hoffe auf einen Start in eine neue Ära für den Flughafen Rostock-Laage als agiler Technologie- und Logistikstandort, der Beschäftigung, Wertschöpfung und Innovationen für die Region ermöglicht.
„Die Weiterentwicklung von Infrastruktur und Arbeitsplätzen liegt im Interesse unserer Wachstumsregion“, betont Romuald Bittl, Wirtschafts- und Verkehrsdezernent des Landkreises Rostock und sagt weiter: „Wir arbeiten mit der Stadt Laage eng zusammen, um die Beratungen und Entscheidungen der Kreistagsmitglieder und Stadtvertreter über das Angebot vorzubereiten.“
„Die Stadt Laage steht dem Angebot zum Kauf des Flughafens Rostock-Laage positiv gegenüber. Mit dem Engagement eines in der Branche erfahrenen Investors wird die positive Weiterentwicklung des Flughafens, des gesamten Standortes sowie letztendlich auch der Stadt Laage vorangebracht. Wir versprechen uns davon eine weitere wirtschaftliche Belebung der Region. Den Mitarbeitern des Flughafens ist damit eine gute Zukunftsperspektive gegeben“, sagt Laages Bürgermeister Holger Anders und kündigt an: „Die Beratung des Angebots in den Gremien kann nun beginnen und die Stadtvertretung wird schnellstmöglich darüber entscheiden.“
Das Unternehmen Zeitfracht hat nach Abschluss des Interessenbekundungsverfahrens als einziger Interessent den Gesellschaftern ein Kaufangebot vorgelegt. Diese müssen nun die Zustimmung zum Verkauf bei ihren kommunalen Gremien und insbesondere auch die Genehmigung der Kommunalaufsicht im Innenministerium einholen.