Das SCHLOSS Hotel Fleesensee in Göhren-Lebbin möchte seinen Gästen Speisen aus frischen regionalen Produkten anbieten. Daher gründete es 2015 eine eigene Landwirtschaft. Man suchte damals einen Landwirt, der die Idee umsetzen sollte - und fand Mike Schöttler aus Malchow, heute Betriebsleiter der Fleesensee Landwirtschafts GmbH. Diese beliefert nun neben dem Schlosshotel auch die anderen drei Hotels in der Region, die zur Fleesensee Hotelbetriebsgesellschaft m. b. H. gehören. Mit seiner Kollegin Annett Schröder und Saisonkräften kümmert er sich um die Ackerflächen, die Gewächshäuser, das Kräuterbeet, den Weinberg und die Hühner. „Wir sind kein Biobetrieb, verzichten aber auf Herbizide“, berichtet Mike Schöttler.
Wer nicht sprühen möchte, muss andere Wege finden, sein Obst und Gemüse vor Schädlingen zu schützen. Im Gewächshaus nahe der Göhren-Lebbiner Golfplätze demonstriert Mike Schöttler, wie das geht: Der junge Landwirt hebt die Ranke einer Gurkenpflanze hoch. „Sie wirkt jetzt ein wenig verdorrt, weil sie von Spinnmilben befallen ist. Doch bis vor kurzem hat sie noch gut getragen. Wir haben gegen die Spinnmilben nämlich Raubmilben eingesetzt – und zwar recht erfolgreich.“ Setze man dagegen Herbizide ein, bildeten die Pflanzen zwar durchgängig Gurken aus, aber man müsse die Ernte der ersten drei Wochen nach Beginn der Behandlung wegwerfen, weil sie schadstoffbelastet sind. „Daher verzichten wir auf Herbizide, auch wenn wir kein Biobetrieb sind“, sagt Mike Schöttler. Der heutige Betriebsleiter der Fleesensee Landwirtschafts GmbH hat den Aufbau des Pflanzenbaus und der Tierhaltung hier mitgestaltet: Alles begann mit der Idee, für das SCHLOSS Hotel Fleesensee in Göhren-Lebbin eigene, frische und regionale Lebensmittel anzubauen. Bei der Suche nach einem Landwirt dafür fand man Mike Schöttler, der in Malchow wohnt und dessen Vater dort einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb hat, unter anderem mit einer Kaltblutpferdezucht und Kremserbetrieb. „Wir haben 2015 mit zwei kleinen Feldern und dem Hühnermobil mit den südamerikanischen Araucana-Hühnern begonnen, die grüne Eier legen“, berichtet er. Mittlerweile bearbeitet man über 3.000 Quadratmeter Ackerfläche und baut dort verschiedene Gemüsesorten an, vor allem Kohl und Salate. Auch das Gewächshaus entstand – mit 1.200 Quadratmetern. Hier wachsen neben Gurken unter anderem Tomaten, Paprika, Auberginen und Wassermelonen. Rund eintausend Obstbäume alter Sorten pflanzte man an. Sie tragen vor allem Äpfel, Birnen und Kirschen. Am Schloss gibt es noch ein Kräuterbeet und seit kurzem einen Weinberg. Die Zahl der Hühner ist auf 225 angewachsen. Im Sommer picken sie draußen, im Winter im Gewächshaus. Auch mehrere Black Angus Rinder gehören zur Landwirtschaft, die in der Herde eines benachbarten Bauern grasen. Acht davon werden pro Jahr geschlachtet und unter anderem zu Salami und Rindscurrywurst für die Hotelgastronomie verarbeitet.
Zu den Arbeitskräften der Landwirtschaft der Hotelbetriebsgesellschaft gehört neben Mike Schöttler seine Kollegin Annett Schröder. Bei Bedarf unterstützen sie drei polnische Mitarbeiter einer Gartenbau-Firma, zum Beispiel, wenn viel gejätet werden muss oder die Apfelernte ansteht. Die Tätigkeit Mike Schöttlers und Annett Schröders folgt wie die jedes Landwirts den Jahreszeiten: Sie ziehen Jungpflanzen aus Saatgut, pflanzen sie aus, bewässern, düngen und jäten, geizen die Tomaten aus, binden Ranken hoch, ernten schließlich. Die Hühner brauchen jeden Tag Zuwendung: die Eier müssen gesammelt und der Dung muss entfernt werden. Die Saison beginnt mit den Radieschen und dem Salat im März. Im November kann man in den Gewächshäusern die letzten Tomaten des Jahres ernten. Einzelne Kohlsorten wachsen auch danach auf den Freiflächen. Der Winter ist dann die Zeit, um den Acker zu bearbeiten und die Bäume zurückzuschneiden. Regelmäßig spricht sich Mike Schöttler mit den Köchen der vier Einrichtungen ab, was gerade benötigt wird. „Sie sagen uns Bescheid, wie viele Kilogramm Tomaten oder Äpfel oder wie viele Eier sie brauchen. So sind wir Teil des Gesamtkonzepts.“ Auch zu den Gästen haben Mike Schöttler und seine Kollegin Berührungspunkte. Sie können zum Beispiel über das Marketing-Büro des Hotels Mitmachaktionen im Gewächshaus buchen. „Dabei haben alle Beteiligten immer viel Spaß.“
Dass sich eine Hotelbetriebsgesellschaft eine so aufwändige, eigene Landwirtschaft leistet, ist relativ ungewöhnlich. „Ich sehe unsere Arbeit aber auch als eine Art Werbung für Landwirtschaft an sich“, meint Mike Schöttler. Die Landwirtschaft am Fleesensee wurde im Jahr 2018 mit dem ADAC
Tourismuspreis Mecklenburg-Vorpommern und dem TASPO Award ausgezeichnet. Letzterer prämiert herausragende Leistungen im Garten- und Landschaftsbau. Kein Wunder, dass Landwirt Schöttler seinen „sicheren und interessanten“ Arbeitsplatz sehr schätzt: „Ich lerne bei dieser Tätigkeit immer noch viel – durch unseren neuen Weinberg habe ich beispielsweise Einblicke in den Weinbau gewonnen.“