Erfolgreiche Filmsaison der Kunst- und Kinokirche Nossentin
Arbeit des Vereins Kunst- und Kinokirche Nossentin e. V.
Ende September endete mit dem Streifen „Bella Martha“ die diesjährige Filmsaison in der Kunst- und Kinokirche Nossentin. Seit 2012 waren dort rund 160 Filme zu sehen, die fast 12.000 Besucher anzogen. Hinter dem Angebot steckt die aufwändige Arbeit des Vereins Kunst- und Kinokirche Nossentin e. V. „Denn Filmklub bedeutet, dass man nicht einfach Filme zeigt, sondern einen besonderen Anspruch bei der Auswahl des jeweiligen Werks und bezüglich der Einführung in dieses hat“, sagt Helga Wagner. Sie und ihre Vereinskollegin Petra Geißler sind die Filmexpertinnen innerhalb des zwanzigköpfigen Vereins. Ein Dreivierteljahrhundert Filmerfahrung bringt Dr. Helga Wagner mit.
Wie viele Streifen sie, die nach eigener Aussage seit ihrem sechsten Lebensjahr ins Kino geht, in ihrem langen Leben gesehen hat, weiß sie wahrscheinlich selbst nicht genau. Aber der heute 81-jährigen ist sehr bewusst, dass sie sich ebenso wie ihre 55-jährige Vereinskollegin Petra Geißler nicht nur berieseln lässt, wenn sie einen Film sieht: „Petra und ich sind seit langem ausgesprochene Kinofans und so oft auch in die Geschichte der Filme eingeweiht“, berichtet sie. Während die jüngere der beiden Frauen sich erst seit 2022 im Filmklub engagiert, hat Helga Wagner ihn mit aus der Taufe gehoben. „Nach der Restaurierung der Kirche entschied man, dass sie nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für kulturelle Veranstaltungen wie Kinovorführungen offen sein sollte. Der damalige Pastor Ulrich Müller wusste um mein Interesse für Filme und sprach mich an“, erzählt sie. Helga Wagner wusste, dass Müllers Idee bedeutete, einen Aufwand auf sich zu nehmen, der weit übers bloße Abspielen des Werks hinausgehen würde. „Filmklub heißt: Man hat einen besonderen Anspruch bei der Auswahl des jeweiligen Films und der Einführung.“
Mit diesem Gedanken schrieb man damals, 2011, die Konzeption: Man wollte Filme zeigen, die aufgrund ihrer Akteure, ihres Kassenerfolges oder ihrer Machart Geschichte geschrieben hatten, aber kaum mehr gezeigt wurden. „Dazu gehörten zwanglose Gespräche danach bei Wein und Wasser und etwas zum Schnabulieren, das eine Rolle in dem jeweiligen Film gespielt hatte.“ Die kulinarische Umrahmung behielt man bei: So wurden beispielsweise 2024 nach „Die göttliche Ordnung“, das in einem Schweizer Dorf spielt, Schweizer Nuss-Streifen und Nuss-Stangen angeboten. Zu „Sorry, we missed you“, einem Werk, das von der erbarmungslosen Welt der Paketboten in einer nordenglischen Stadt erzählt, reichte man 2022 stilecht English Meat Pies, englische Fleischpastetchen. „Alles auf Spendenbasis und daher fürs Publikum kostenlos.“ Bis 2021 kümmerte sich fast ausschließlich Helga Wagner um die Aufführungsrechte, die Öffentlichkeitsarbeit und Werbung sowie die fachkundige Einführung in die Filme. Ihre Kollegin Sigrid Schwarz war für die Vorführung und die Kinoküche verantwortlich. Dieses Konzept ging dann in einer neuen Idee auf: „Wir entwickelten mit Petra Geißler den Ansatz, an Samstagen in der Saison neue Filme mit Anspruch zu zeigen, die viel Aufmerksamkeit und teils auch Preise bekommen hatten.“ Die jüngere Kollegin befasst sich dabei mit den Rechten, führt in den Film ein und sorgt auch um das leibliche Wohl des Publikums. Die Filmklassiker wanderten damit auf die Donnerstage zwischen Mai und September. Rund 160 Filme sind seit Beginn in der Kirche gelaufen. Sie zogen fast 12.000 Besucher an. Seine Premiere feierte das Konzept im Jahr 2012 mit „M – eine Stadt sucht einen Mörder“ von Fritz Lang aus dem Jahr 1931. In den ersten Jahren kamen oft mehr als 100 Gäste zu einem Film. Zu „Sie tanzte nur einen Sommer“ erschienen sogar 220, zu „Die Heiden von Kummerow“ waren es 215 und für „Die blonde Hexe“ interessierten sich 200. Von den inzwischen zwanzig Vereinsmitgliedern engagiert sich nun die Hälfte aktiv bei den Filmabenden – stellt die Leinwand auf, richtet den Beamer ein, führt vor, betreut die Besucher oder serviert Häppchen und Getränke. Im Hintergrund wirken Vereinsvorsitzender und Finanzverantwortliche. Manchmal stellen sich den Hobbycineasten unvorhergesehene Hindernisse in den Weg: Sie müssen bei älteren Filmen mit Ansprechpartnern aus dem Ausland über Rechte und Aufführungsgebühr verhandeln oder den Produzenten um eine Filmkopie bitten, wenn es keine öffentliche DVD gibt. „Aber zu sehen, wie gut die Kinoabende besucht sind, nach dem Film noch zusammenzusitzen und sich auszutauschen – das motiviert, weiterzumachen mit unserem aufwändigen, aber unverwechselbaren und erfolgreichen Konzept“, meint Helga Wagner. Seit der Zeit zwischen 2020 und 2022 zählt das durchschnittliche Publikum für einen Film zwischen 40 und 50 Personen. Aber auch jetzt gibt es noch Werke, die dreistellige Besucherzahlen anziehen, wie „Kundschafter des Friedens“ im Jahr 2023.