Roland Schröder gehörte fast drei Jahrzehnte fest zum Stadtbild von Waren (Müritz). Stolze 27 Jahre zog es den Mann aus Kraase regelmäßig in das mecklenburgische Heilbad, um mit seiner Gulaschkanon in Stellung zu gehen und die Heizluken zu befeuern. „Jeweils dienstags auf dem Neuen Markt, mittwochs in der Westsiedlung am „Platz der weißen Rose“ vor den Hochhäusern und donnerstags in der Ostsiedlung am Famila-Markt habe ich meinen Erbseneintopf mit Bockwurst verkauft“, erklärte Roland Schröder am vergangenen Donnerstag.
„Es ist heute mein letzter Arbeitstag mit dem ,Kanonenfutter‘ und ab dem Wochenende gehe ich in den Ruhestand“, so der leidenschaftliche Koch, der bei seiner deftigen Suppe immer auf Frische gesetzt hat. Schon morgens um 6 Uhr parkte er an seinen Verkaufsorten ein und bereitete die alte Gulaschkanone, die er aus NVA-Beständen erworben hatte, vor. Feuer an, Wasser erhitzen und die frischen Zutaten in den großen Bottich gegeben. Erbsen, Suppengrün Rauchspeck, Kartoffeln und Zwiebeln wanderten in den Topf und köchelten vor sich hin. Zum Schluss mit eigenen Gewürzen abgeschmeckt und die Bockwürste erhitzt. Nach zwei Stunden durfte probiert werden. Lecker – mit diesem Geschmacksurteil wurden schon am frühen Vormittag die ersten Portionen verkauft und bis zum Mittag dutzende hungrige Mägen gefüllt.
„Es kamen viele Auswärtige, die meine Erbsensuppe zum Mitnehmen haben wollten. Viele Einheimische freuten sich auf das deftige Mittagessen aus der Suppenschüssel. Selbst Touristen aus Bayern haben sich mit Urlaubsende bei mir mit Mecklenburger Suppe eingedeckt und eingefroren mit in die Heimat genommen“, erklärte Roland Schröder, der mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück und nach vorne blickt. „Ich werde die Suppenkelle abgeben und nach Sachsen-Anhalt ziehen, um meine Tochter und die Enkel zu unterstützen“, so der Rentner in spe. Dass sich Roland Schröder von seinem Kanonenfutter verabschiedet, hatte sich schnell rumgesprochen und etliche Stammgäste wollten ihrem Suppenkoch auf Wiedersehen sagen. „Um 11:15 Uhr habe ich meine letzte Portion ausgeschenkt“, zeigte sich der Unternehmer gerührt, der seiner Kundschaft alles Gute wünscht und eine gute Nachricht hat: „Es geht mit einem neuen Betreiber weiter. Die Gulaschkanone, der Name, das bewährte Rezept und die Verkaufstage bleiben erhalten.“