Stuttgarter Künstlern Dagmar Korintenberg und Wolf Kipper präsentieren ihre Idee zum November 1989
Der Alter Markt in Waren (Müritz) gesperrt, die Zufahrtsstraßen dicht und dicke Limousinen rollten vor die Georgenkirche in Waren (Müritz). Mit viel Tamtam wurde Freitagvormittag das Denkmal „Perspektiven zur Freiheit” zur friedlichen Revolution von 1989 mit einem öffentlichen Festakt und der Einweihung des Zentralen Erinnerungszeichens von Mecklenburg-Vorpommern zelebriert. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und auch Landtagspräsidentin Birgit Hesse reisten extra aus Schwerin an, um gemeinsam mit Zeitzeugen politischen Vertretern und den beiden Stuttgarter Künstlern Dagmar Korintenberg und Wolf Kipper das Erinnerungszeichen in Waren (Müritz) freizugeben.
„Der Engländer liebt die Freiheit wie sein rechtmäßiges Weib. Er besitzt sie, und wenn er sie auch nicht mit absonderlicher Zärtlichkeit behandelt, so weiß er sie doch im Notfall wie ein Mann zu verteidigen. Der Franzose liebt die Freiheit wie seine erwählte Braut. Er wirft sich zu ihren Füßen mit den überspanntesten Beteuerungen. Er schlägt sich für sie auf Tod und Leben. Er begeht für sie tausenderlei Torheiten. Der Deutsche liebt die Freiheit wie seine Großmutter“, dieses Zitat von Heinrich Heine ist fast 200 Jahre alt und Moderator Frank Breuner nutze dies als Einstieg in den 90 Minuten dauernden Festakt in der Warener Georgenkirche. Nicht dicht an dicht mit Kerzen in der Hand wie 1989 gekuschelt, sondern mit großzügigem Abstand verteilt, verweilten geladene Gäste, einige Pressevertreter und jene die Glück hatten, Einlass zu bekommen im Gotteshaus, das im Herbst 1989 bereits zahlreichen Menschen Unterschlupf gewährte.
In Vertretung für Pastorin Anja Lünert übernahm Gunter Lüdde die kurze Begrüßung der Anwesenden und übergab zügig an die Kinder- und Jugendkantonerei St. Georgen, die mit „Halte deine Träume fest“ das Thema und den Zahn der Zeit trafen. „Ich hätte mir nie träumen lassen, das ich einmal in einer Kirche zur deutschen Einheit spreche - die deutsche Einheit ist ein Traum“, zeigte Dietmar Henkel, als Stellvertreter des Bürgermeisters der Stadt Waren (Müritz) seine Begeisterung für diesen Moment und dankte der Landesregierung für die Initiative, dass Denkmal zur friedlichen Revolution in Waren (Müritz) zu errichten.
Mit Landtagspräsidentin Birgit Hesse, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig sowie einigen Landtagsvertretern war die Regierung von Mecklenburg-Vorpommern auch gut in der Müritzstadt vertreten. „Revolution ist Kampf, vielen wurde etwas nach und nach klar. Es ist etwas in Bewegung, das sich nicht aufhalten ließ. Die Montagsdemos trugen es nach draußen, trugen es in die Welt. Kampf für Freiheit und Grundrechte verdient aller größten Respekt“, resümierte Birgit Hesse, die 1975 in Elmshorn geboren wurde. „Was dieser Mut bewirkt hat, ist Geschichte, es ist Gegenwart. Erinnerungen von 1989 stehen im friedlichen Kontext mit dem Mahnmal“, so die Landtagspräsidentin.
Auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig zeigte sich in ihrer Rede dankbar mit den Menschen, die damals auf die Straße gegangen sind. Gleichzeitig betone die Landeschefin auch: „Freiheit und Demokratie gibt es auch heute - aber es gibt derzeit schwierige Aushandlungsprozesse Die Demokratie braucht keine Zuschauer auf den Rängen - unser Land brauch Ihr Engagement. Mauern und Stacheldraht sind weg, wir haben ein offenes Land.“
Der geplante Gang über den Demoweg zwischen der Georgenkirche und der St. Marienkirche und die anschließende Würdigung des Poppe-Denkmals zur friedlichen Revolution wurde durch den Besuch von Manuela Schwesig aus dem Programm gestrichen. Dafür wurde das Denkmal „Perspektiven zur Freiheit” medienwirksam an die Öffentlichkeit übergeben.
Schwesig erinnert an die Friedliche Revolution 1989
Heute wurde in Waren (Müritz) auf dem Vorplatz der St. Georgen-Kirche das zentrale Erinnerungszeichen des Landes an die Friedliche Revolution von 1989 „Perspektiven zur Freiheit“ der Öffentlichkeit übergeben. Die Jury des künstlerischen Wettbewerbs hat sich für dieses Erinnerungszeichen der Künstler Dagmar Korintenberg und Wolf Kipper entschieden. Es handelt sich um eine Installation aus Stelen und Tafeln mit Losungen der Friedlichen Revolution wie „Demokratie jetzt oder nie“, „Nie wieder Diktatur“, und „Freie Presse für freie Menschen“. Die Installation ist begehbar und lädt zum Verweilen ein. Die Texte sind direkt über den Köpfen der Besucherinnen und Besucher zu sehen. Die Vielfalt der Aussagen gibt einen Einblick in die Geschehnisse des Herbstes 1989. Als Quelle für die Texte dienen sowohl Fotos von Montagsdemonstrationen als auch Akten aus dem damaligen Ministerium für Staatssicherheit, in dem die Forderungen der Demonstranten aus dem ganzen Land zusammengefasst wurden. Neben dem Erinnerungszeichen gibt es kleinere Denkzeichen in anderen Orten im Land und zusätzliche Angebote im Internet.
Heute vor 31 Jahren fand in Waren (Müritz) die erste Montagsdemonstration auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern statt. Mit einem Gang von der St.-Georgen-Kirche zur St.-Marien-Kirche dokumentierten an diesem Tag rund 400 Menschen mit Kerzen in den Händen ihren Willen zur friedlichen Veränderung.
„Das Versprechen der Freiheit gilt heute ebenso wie 1989. Auch daran erinnert dieses Denkmal. Wer hier in der Installation sitzt, sitzt mitten in den Forderungen der Demonstranten von 1989. „Nie wieder Diktatur“ oder „Für ein offenes Land mit freien Menschen“ – diese Losungen sind heute so aktuell wie damals“, betonte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig auf dem Festakt des Landes zur Einweihung des Denkmals.
1989 habe die Demokratie ihre Stimme gefunden. „Es ist wichtig, dass sie hörbar bleibt, unabhängig und selbstbewusst. Die Demokratie braucht auch heute unseren Einsatz. Was die mutigen Demonstranten 1989 begonnen haben, ist nie vollendet und wird es nie sein. Auch daran erinnert das Denkmal. Mein Dank und mein Respekt gehen an die Menschen, die sich auch heute für Freiheit und Demokratie einsetzen. Wir brauchen sie alle, die Demokratie braucht sie!“