Mit einer DDR-Woche organisierte das Diakonie-Pflegeheim Röbel/Müritz für alle Bewohner eine wundervolle Erinnerungsreise in die Vergangenheit. Diese fand großen Anklang.
Fünf Tage im Oktober ließ das Pflegeheim die DDR wieder aufleben. Von Montag bis Freitag hingen Fotos von Erich Honecker und anderen Politikern an der Wand, alte Bücher und Pionierausweise lagen auf den Tischen. Fahnen und Wimpel schmückten den großen Saal, in dem ein Tannenbaum mit den guten, alten Weihnachtskugeln stand. In dieser DDR-Kulisse spielten die Senioren Bingo, backten Kuchen, scharrten sich um eine Simson Schwalbe, sangen Pionierlieder, knabberten Russischbrot oder klatschten im Takt zu den Shantys, die der Röbeler Männerchor darbot. Sie feierten eine DDR-Party mit Modenschau, lauschten einer Video-Reportage zur DDR-Geschichte oder besuchten das DDR-Museum in Malchow. Zum Mittag standen u.a. Grünkohl mit Knackern, Grützwurst und Königsberger Klopse auf dem Tisch.
„Wir haben sehr viele Erinnerungen geweckt“, freut sich Betreuungsmitarbeiterin Lorina Schmarbeck, die gemeinsam mit Pflegefachkraft Janine Neumann und großem Engagement die DDR-Woche auf die Beine gestellt hat. „Es wurde erzählt, ausprobiert, gekostet, geschmeckt, geschwärmt“. Musik, Speisen, Spiele und Dekorationen wirkten wie eine Tür zu Wissen und Erlebtem, ergänzt Einrichtungsleiter Sascha Jochens: „Bewohner, die kaum noch ihren Namen kennen, wussten auf einmal alles. Einer zeigte auf die Bilder und zählte von Wilhelm Pieck bis Walter Ulbricht alle früheren DDR-Politiker auf. Eine andere Bewohnerin fragte, als sie die ostdeutschen Produkte begutachtete, ob sie in einer Kaufhalle sei und bedauerte, kein Geld dabei zu haben.“
Besonders lebhaft wurde es, als eine Reportage über „Ackerbau und Sozialismus“ aus dem Jahre 1988 gezeigt wurde. Der Film spielt in der LPG Altenhof und einige Bewohner, die dort gearbeitet haben, erkannten sich selbst wieder. „Die Erinnerungen sprudelten einfach, viele erzählten über ihre frühere Arbeit. Den Film haben wir auf Bitten der Bewohner mehrfach laufen lassen“, erzählt Pflegerin Janine Neumann. Auch die Bewohner, die nicht mehr aufstehen können, schauten sich in ihren Zimmern alte Bilder und Bücher an.
Lorina Schmarbeck von der Betreuung sagt, es gehe im Pflegeheim nicht darum, die Ostalgie zu befeuern oder die DDR zu verklären. „Wir regen zum Erzählen an und aktivieren vorhandene Ressourcen. Die Vergangenheit und Lebensgeschichte sind häufig der Zugang zu unseren Pflegebedürftigen, vor allem zu den an Demenz erkrankten.“ Fast alle Bewohner im Diakonie-Pflegeheim Röbel haben in der DDR gelebt und gearbeitet. Die Biografiearbeit gibt eine Orientierung im Hier und Jetzt und hilft, das Gedächtnis und die Fähigkeit zur Kommunikation zu verbessern. Gemeinsame Aktivitäten steigern die Lebensfreude.
Diese Lebensfreude war die ganze Woche über zu spüren. Die Euphorie griff schnell auch auf die Kollegen über. Viele beteiligten sich, brachten von früher Urkunden und Medaillen mit, auch Pionierausweise oder Konsummarkenheftchen. Die Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugend munterte auf, während sich für ganz junge Mitarbeiter die DDR-Zeit erhellte. So wunderten sich die Azubis über die alten Telefone mit Wählscheibe, „fragten nach dem Display und wo die Nummer sei, die sie gerade gewählt haben“, schmunzelt Pflegedienstleiterin Katharina Kroeger. Bei Soljanka und Schmalzbroten ließen alle Mitarbeiter diese wunderschöne Woche ausklingen.