Mit zwei neuen Konzepten haben die Macher der Burgfestspiele Plau am See beim diesjährigen Wettbewerb „Erfolgsraum Altstadt“ einen ersten Platz gewonnen: Manuel Ettelt, Jacqueline Batzlaff und Christian D. Trabert punkteten mit der „Theaterstube“ und dem „Kinotheater“ in der Kategorie „Geschäftsidee“. Die drei leidenschaftlichen Theaterleute wollen durch ihre Arbeit dazu beitragen, dass aus Plau ein Kulturstandort wird, von dem Einheimische und Touristen profitieren.
Wer seine Heimat liebt, möchte zum Leben erwecken, was in ihr schlummert. So auch Manuel Ettelt. „Immer wenn ich an den Burghof in Plau dachte, entstand vor meinem inneren Auge die Idee, dass man dort Theater machen könnte“, erzählt der gebürtige Plauer, der nach seiner Ausbildung an einer privaten Hamburger Schauspielschule und Arbeitsstationen in verschiedenen deutschen Städten in die kleine Stadt am See zurückgekehrt ist. „Ich habe dann den anderen beiden die Örtlichkeiten gezeigt – und sie waren begeistert von der Idee.“ Die anderen beiden sind Jacqueline Batzlaff, die Ettelt an der Schauspielschule kennen gelernt hat, und Christian D. Trabert, mit dem er am Theater Bielefeld zusammengearbeitet hat. Das Team hob 2022 die Burgfestspiele Plau am See aus der Taufe. Dabei kann man im Burghof für einige Sommerwochen ein abwechslungsreiches Programm aus Musical, Kabarett oder Chanson erleben. „Bei dieser Arbeit haben wir bemerkt, dass verschiedene Aspekte kulturellen Wirkens in der Region fehlen – zum Beispiel Orte, wo sich Menschen unterschiedlicher Altersgruppen selbst ausprobieren können. Dem wollten wir abhelfen und so Plau als Kulturstandort etablieren“, sagt Manuel Ettelt.
Gesagt, getan. Nach Gesprächen mit dem Plauer Bürgermeister, Sven Hoffmeister, und der Citymanagerin Corinna Thieme entwickelten die Macher der Burgfestspiele zwei Ideen, die in der Zukunft einander ergänzen können: Für die „Theaterstube“ haben sie ab November einen sechzig Quadratmeter großen Laden in der Großen Burgstraße angemietet, in dem vorn der Ticketshop für die Burgfestspiele und andere Veranstaltungen untergebracht werden soll. Den hinteren Teil des Ladens möchten sie als bestuhlbaren Probenraum nutzen. „Die Räume sind hoch und wären für Theaterarbeit ideal. Scheinwerfer stehen schon drin, es gibt auch eine Küche, Toiletten und einen großen Kellerraum, um Requisiten oder Ausrüstung zu lagern“, lobt Manuel Ettelt. Tanz- und Schauspielworkshops, Coaching, Lesungen oder Musikabende könnten hier stattfinden. Für das zweite Konzept spielt das alte Plauer Kino in der Dammstraße eine tragende Rolle. Diese Plauer Institution hat Christian Trabert sehr beeindruckt, als er sie das erste Mal sah: „Das Kino existiert seit frühen DDR-Zeiten und verfügt über eine tolle und vielseitig einsetzbare Holzbühne sowie über mehrere rotbespannte Stuhlreihen, die in gutem Zustand sind. Wenn man mit Plauern spricht, erfährt man, dass sich viele Erinnerungen um dieses Kino ranken“, erzählt der gebürtige Fuldaer. Das von außen unscheinbare, aber innen voll funktionstüchtige Gebäude ist für einzelne Veranstaltungen zugelassen. Die erste davon unter der Regie der Burgfestspiel-Macher, ein Chansonabend, fand am 9.August statt. Weitere sollen in lockerer Reihe folgen, unter anderem im Herbst ein Halloween-Workshop mit Party. „Parallel wollen wir das Kino Stück für Stück wieder herrichten – je nachdem, was der Stadthaushalt und eventuelle Fördermittel finanziell hergeben. Am Ende soll das Kino zu einem soziokulturellen Zentrum werden“, fasst Christian Trabert zusammen. Die Zielgruppe nimmt die Angebote des Trios gut an. Das merken Ettelt, Batzlaff und Trabert daran, dass sich zu den Workshops, die sie bis jetzt organisierten, sogar Interessenten aus Rostock oder dem Land Brandenburg gemeldet haben.
Im Wettbewerb „Erfolgsraum Altstadt“, den die drei Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern seit einiger Zeit jährlich ausschreiben, sahen die Plauer Theatermacher eine Chance, ihre Ideen weiter nach vorn zu bringen. Damit wollen die IHKs die Vielfalt der Innenstädte der Region fördern und Leerstand vermeiden. Interessierte Unternehmen können sich unter den Kategorien „Geschäftsentwicklung“, „Neugründung“ und „Geschäftskonzept“ bewerben. „Wir haben, unterstützt von Corinna Thieme, beide Ideen in der Kategorie „Geschäftskonzept“ eingereicht. Die Aufbruchsenergie zu erleben, die in den ganzen Konzepten steckt, war unglaublich inspirierend“, meint Manuel Ettelt. Als sie am 29. Juni einige Wochen nach dem Besuch der Wettbewerbsjury zur Preisverleihung ins Capitol-Kino nach Schwerin reisten, wussten sie bereits: Sie sind unter den Finalisten. „Vor Ort lief dann neben den Videos der anderen Teilnehmer auch unseres. Plötzlich brandete Jubel auf. Wir hatten gewonnen!“ berichtet Christian Trabert. Neben dem ideellen Wert des Preises und dem kleinen Preisgeld freuen sich die drei Plauer Kreativen vor allem darüber, dass sie mit der Auszeichnung nun auf ein Netzwerk von IHK Schwerin bis zu den anderen Mitbewerbern zurückgreifen und von Mentoring und gegenseitiger Unterstützung profitieren werden. Als Erstplatzierte bewerben sie sich zudem um den MV-weiten Preis in ihrer Kategorie, der in diesem Jahr erstmalig am 18. September im Theater Wismar verliehen wird. Manuel Ettelt, Jacqueline Batzlaff und Christian D. Trabert hoffen, dass sie auch dort mit dem nachhaltigen Effekt punkten können, den sie vor allem mit ihrer Theaterarbeit mit Kindern, Jugendlichen und Demenzkranken erreichen. „Ich bin selber durch einen Workshop zum Theater gekommen und kann sagen: So ein Kurs kann Leben verändern! Schauspielern stärkt das Selbstbewusstsein. Und Lachen kann sogar den Körper heilen“, sagt Christian Trabert.