Erinnerungen an friedliche Revolution in der ehemaligen DDR und MontagsDemos inMecklenburg-Vorpommern
Ein Trabant mit dem Kennzeichen aus dem ehemaligen Bezirk Neubrandenburg im Vordergrund, dahinter eine riesige Menschentraube. Es ist ein Schwarz-Weiß-Foto mit dem Fotograf Mirko Runge im Herbst 89 eine der vielen Montagsdemos auf dem Neuen Markt in Waren (Müritz) dokumentierte. Jetzt macht das Foto als Cover neugierig auf das neue Buch „Herbst 89 in Waren (Müritz)“. Es ist eine von vielen Erinnerungen, die an die friedliche Revolution in der ehemaligen DDR mahnen. Weitere 26 Zeitzeugen haben sich ebenfalls in dem 420 Seiten starken Buch verewigt und teilen ihre Erinnerungen an den Herbst 1989 in Erzählungen.
Es sind 27 Zeitzeugen, die stellvertretend für eine große Bewegung und einen friedlichen Umbruch stehen. Es sind Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung, jetzt sind sie nur 30 Jahre älter. Aber ihre Erinnerungen sind noch frisch, als wären sie von gestern. Es sind ehemalige Lehrer, Ärzte, Künstler, Krankenschwestern, Pastoren, Ingenieure, Biologen und andere Einwohner aus Waren (Müritz) sowie dem ehemaligen Bezirk Neubrandenburg, die ihre Erinnerungen an die Vorwendezeit, an ihre Unzufriedenheit mit dem Umgang der Menschen in der Deutschen Demokratischen Republik, dem Agieren der Staatssicherheit und dem „Eingesperrt sein“ aufgeschrieben und als gesammeltes Werk veröffentlicht haben.
Christoph de Boor stellt Buch von Zeitzeugen vor
Und genau das macht dieses Buch, das bei müritz.buch in Waren (Müritz) erschienen ist, so spannend. Eigentlich sollte das Buch bereits am 06. Mai, dem 30. Jahrestag der ersten freien Kommunalwahlen, veröffentlicht werden. „Aber, auch wenn uns Corona den ersten Termin vermasselt hat, ist der 04. Juni nicht ohne Grund gewählt worden“, erklärte Christoph de Boor am Donnerstag im historischen Rathaus von Waren (Müritz). Hierher hatte Jürgen Kniesz vom Stadtgeschichtlichen Museum Waren (Müritz) als Herausgeber eingeladen.
„Der heutige 04. Juni ist der 31. Jahrestag der Niederschlagung der Protestbewegung von chinesischen Studenten“, erinnerte Christoph de Boor an das Tian’anmen-Massaker. Vor einer derartigen Reaktion hatten auch die Bürgerrechtler in Waren (Müritz) Angst, die als erste in Mecklenburg-Vorpommern im Herbst 1989 auf die Straße gingen. Aber es blieb glücklicherweise bei einer friedlichen Demonstration. „So finden sie in diesem Buch über 25 Episoden, die an den Herbst 89 erinnern und ich finde, das war eine geniale Idee, die wir da gemeinsam gehabt haben“, schwärmte Christoph de Boor. „Wenn man genau liest, merkt man, dass es sich um die gleiche Aktion handelt, aber aus ganz verschiedenen Blickwinkeln“, so de Boor, der damals als Vikar einer der Montagsdemo-Initiatoren galt.
Eine Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt
Aber nicht nur von Christoph de Boor finden sich Erinnerungen an die friedliche Revolution in dem Buch „Herbst 89 in Waren (Müritz)“ wieder.
Auch Gisela Bauer, Heiner Dittrich, Martina Domann, Sven Armin Domann, Marion Gesell, Jürgen Fischer, Gabriele Gest, Rosemarie Griehl, Gerhard Heclau, Eckhart Hübener, Regina Kascheike, Dr. Hans Dieter Knapp, Manuel Köpp, Dr. Klaus Kremp, Michael Lewek, Klaus Peter Lücking, Mechthild Lücking, Gerhild Meßner, Ulrich Meßner, Dr. Thomas Müller, Franz-Ulrich Poppe, Ruthild Pell-John, Dieter Schröder, Christiane Scherfig und Dieter Vibrans teilen ihre Erinnerungen an das Jahr 1989 in der DDR.
Es sind kleine Episoden, kurze Geschichten, die das Leben der Erzähler geprägt haben. Bebildert mit historischen Dokumenten ist Buch „Herbst 89 in Waren (Müritz)“ eine schöne geschichtliche Erinnerung und Mahnung zugleich, das auch in die Schulen gehört. „Diesen Vorschlag werden wir auf alle Fälle aufgreifen und nicht nur mit den städtischen Schulen ins Gespräch kommen“, nahm Norbert Möller die Anregung dankend an. Das hofft auch Christiane Scherfig als ehemalige Lehrerin und mahnt, „Pädagogen müssen nicht nur Wissen, sondern auch Leidenschaft mit in den Beruf bringen.“