
Werner Ehrich ist einer der drei Brückenwärter Malchows. Nach einem festen saisonalen Plan öffnen und schließen er und seine Kollegen die Drehbrücke, die Autos, Fahrräder und Fußgänger vom Festland auf die Insel leitet. „Als Brückenwärter braucht man Verständnis für technische Abläufe und ein korrektes, aber freundliches Auftreten“, sagt der 67-Jährige.
Zwölfmal pro Tag öffnen und schließen die Brückenwärter Malchows während der Hauptsaison die Drehbrücke. Damit sind für jeden, der diese Aufgabe erledigt, die Abläufe nach kurzer Zeit Routine: Täglich zwischen 9 und 20 Uhr schalten die Wärter kurz vor jeder vollen Stunde mit einem Funkgerät die Ampeln auf beiden Seiten der Brücke auf Rot. Damit sollen alle Fahrzeuge an weißen Linien kurz vor den Brückenköpfen anhalten. Dann lassen sie die Schranken herunter und betätigen den Startknopf für die Brückenöffnung: Die Drehbrücke hebt sich aus ihren Lagern, schwebt in der Luft, dreht sich und rastet in offener Position ein. Nun schalten die Brückenwärter das Lichtsignal für die Boote auf dem Oberwasser auf Grün: die Boote, die vom Fleesensee Richtung Plauer See fahren wollen. Wenn diese durch sind, springt das Signal dort auf Rot und die Gegenrichtung erhält Grün. „Wir sind zudem für Notfälle gerüstet: Fällt mal der Strom aus, können wir die Brücke auch über eine Kurbel drehen. Muss dringend der Rettungswagen passieren, haben wir auch einen Nothalt am Drehmechanismus oder können den Rückwärtsgang bei der Drehung einschalten“, berichtet Werner Ehrich. Der 67-jährige gelernte Kraftfahrer ist einer von Malchows drei Brückenwärtern. Sie öffnen und schließen im Schichtdienst die Drehbrücke. Die anderen beiden sind Rainer Simon und Rainer Gemander, der im März seinen Dienst angetreten und damit die Stelle von Fred Steinhäuser übernommen hat.

Wie Werner Ehrich, der ihn einarbeitet, ist er gelernter Kraftfahrer. Das technische Verständnis, das man in diesem Beruf erwirbt, ist bei der Tätigkeit als Brückenwärter hilfreich. „Außerdem sollte man seinen Mitmenschen gegenüber korrekt, aber freundlich auftreten“, betont Werner Ehrich. Seit 2017 ist er an der Brücke tätig. Während der Hauptsaison arbeitet jeder Brückenwärter jeweils zwei Wochen – Früh- und Spätschicht – inklusive Wochenende und hat dann eine Woche frei. Zu dieser Zeit des Jahres öffnet sich die Brücke planmäßig zu jeder vollen Stunde. „Eigentlich wäre es präziser zu sagen: Sie öffnet sich nach Bedarf. Denn wenn kein Boot wartet, bleibt sie zu.“ Die Brückenwärter haben auch dann genug zu tun: Sie sorgen für Sauberkeit rund um die Brücke, führen die sogenannten Journale, in die sie eintragen, welches Boot wann die Brücke passiert, erledigen andere Büroarbeit und führen kleinere Reparaturen an der Brücke durch. Um die größeren kümmert sich eine Firma, die die Brücke bei Saisonbeginn und Saisonende auf Herz und Nieren prüft.
Mit ihrer Statistik stellten die Brückenwärter fest, dass pro Jahr rund 25.000 bis 30.000 Boote durch die Schmalstelle zwischen Malchower Insel und Malchower Festland fahren. Der Großteil dürfte auf die Hauptsaison zwischen Anfang April und Ende September entfallen. Im Oktober öffnet die Brücke nur noch bis 16 Uhr, im November bis 14 oder 15 Uhr. Ab Dezember bis Ende März ist sie lediglich für Sonderöffnungen in Betrieb, die mit der Stadtverwaltung Malchow abgesprochen sein müssen und für den Anmelder kostenpflichtig sind. Eine solche Sonderöffnung fand zum Beispiel am 26. März um 11 Uhr statt. „Ein Unternehmen, das Boote zum Chartern anbietet, wollte seine Boote zu einem anderen Liegeplatz überführen“, kommentiert Werner Ehrich. Natürlich müssen nur Boote ab einer gewissen Höhe auf die Brückenöffnungszeiten warten. Die kleineren können unter der Brücke durchfahren. Bei normalem Wasserstand beträgt die Durchfahrtshöhe zwischen 2,20 und 2,40 Metern. Auf den Brückenteilen nahe der Durchfahrt sehen Werner Ehrich und seine Kollegen manchmal Münzen. „Früher war es Tradition, dass die Bootsfahrer so Geld für die Brücke spendeten. Leider kennen das viele, die heutzutage per Boot unterwegs, sind gar nicht mehr. So stirbt diese Tradition allmählich aus“, bedauert der Brückenwärter.