Lodernde Flammen schlugen aus einer Küche in der Malchower Strandstraße, giftiger Rauch breitete sich in der Wohnung aus. Nur mit Mühe schleppte sich ein gehbehinderter Senior in das Nachbarzimmer. „Einsatz zum Wohnungsbrand mit Menschenrettung“ alarmierte Staffelführer Christian Müller seine Besatzung des Löschfahrzeugs. Was sich hochdramatisch anhörte, war glücklicherweise nur eines von zahlreichen Übungsszenarien, denen sich die Brandmeisteranwärter an der Landesschule für Brand- und Katastrophenschutz Mecklenburg-Vorpommern (LSBK) in dieser Woche stellen mussten. Zwar hatten die Brandmeisteranwärter, die in Zukunft die Reihen der Berufsfeuerwehren von Mecklenburg-Vorpommern verstärken sollen, immer im Hinterkopf, dass es sich nur um eine Übung handelte, dennoch waren sie mit vollem Einsatz und höchster Konzentration bei der Sache. Mussten sie auch, denn die Einsatzszenarien hatte Brandtrainer René Dreier im Malchower Brandübungshaus vorbereitet und ließ sie nahezu real wirken. Über Funk stand René Dreier mit dem Leitstand des Brandhauses in Kontakt und forderte „mehr Rauch“ an. Für Bernd Walde hieß das einen Blick auf einen der Monitore und ein Klick und schon gab die Nebelmaschine nochmals einen ordentlichen Schub des vermeintliches Brandrauches. Ein letzter Blick auf die lodernden Flammen, den Rollator am Bett, hinter dem Dummy Jeff auf seine Rettung wartete, platziert und René Dreier schloss die Tür des Brandhauses hinter sich.
Eine kurze Einweisung zur vorliegenden Lage und der Brandtrainer überließ dem Angriffstrupp die ersten erforderlichen Maßnahmen. „Eigensicherung und die gezielte Menschenrettung stehen jetzt im Vordergrund“, erklärte René Dreier, der selbst Berufsfeuerwehrmann bei der Bundeswehr ist, den Auftrag. „Der Trupp geht mit Wasser am Strahlrohr vor und wird auch das Feuer in der Küche sehen. Doch sie müssen Ruhe bewahren und sich auf den vermissten Mann konzentrieren“, so der Brandtrainer, der den Trupp in die Flammen begleitete. Ein Wärmetest an der Tür und besonnenes Vortasten – Schritt für Schritt gingen die beiden jungen Männer unter schwerem Atemschutz vor. Über eine Wendeltreppe hinab in die Brandwohnung. „Dort liegt ein Rollator, hier muss er irgendwo sein“, verständigte sich der Trupp, der den entscheidenden Hinweis erkannte. Binnen weniger Minuten nach dem Alarm entdeckten die Retter den Dummy. Eine Meldung an den Einheitsführer und die Anforderung eines weiteren Trupps für den Löscheinsatz und schon galt es, die 70 Kilogramm schwere Puppe aus der Kellerwohnung über die Treppe in Sicherheit zu bringen. Das alles samt der eigenen schweren Ausrüstung, die um die 30 Kilogramm wiegt. Als ob dies nicht schon schwer genug wäre, schob René Dreier den Flammenregler noch etwas in die Höhe. „Hier haben wir jetzt über 120 Grad, das ist gut zur Wärmegewöhnung“, so der Feuerwehrmann, der unterstrich: „Das ist lediglich die mittlere Raumtemperatur, da geht noch was. Aber hier steht die Taktik im Vordergrund. Für das richtig heiße Feuer gibt es noch den Brandcontainer.“
Unterdes wurde die Atemfrequenz der zukünftigen Brandmeister schneller. Stufe für Stufe unter schwerem Atemschutz nach oben. Dann endlich die ersehnte Tür ins Freie. „Ihr habt das gut gemacht“, lobte René Dreier die Retter und setzte gleichzeitig nach: „Dafür hat die Anlage mal wieder versagt. Wird Zeit für den Neubau.“ Und tatsächlich ist das Brandhaus, das schon unzählige Feuer gesehen hat, in die Jahre gekommen. „Es wurde bereits 2007 gebaut und ein Jahr später eröffnet. Seit über zwölf Jahren werden in einer Küche, einem Wohn- und Schlafraum sowie in einem Werkstattbereich verschiedene Feuer und Einsatzszenarien simuliert und so Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren und der Berufsfeuerwehren aus Mecklenburg-Vorpommern trainiert. „Wir machen es hier real, wir machen es hier heiß. Mit greifbaren Geräuschen, wie Husten, Kinderschreien, Weinen oder Hundegebell. Ebenso, wie es im normalen Brandeinsatz auch sein kann“, erklärte René Dreier, aber das fordert auch seinen Tribut. So ist es nicht ungewöhnlich, dass die Anlage ab und zu mal aussteigt. „Aber es ist nervig. Nervig für uns als Trainer, Leitstandbediener und zusätzlicher Stress für die Probanden“, so René Dreier, der Hoffnung in den Neubau der Landesschule für Brand- und Katastrophenschutz Mecklenburg-Vorpommern setzt. Dafür gibt es seit dem Sommer 2020 bereits greifbare Pläne, denn die LSBK Malchow soll zum Kompetenzzentrum ausgebaut werden. Hierfür hat das Land MV von der Stadt Malchow bereits ein ca. sieben Hektar großes Grundstück in der Nähe des jetzigen Standortes, auf dem in einem ersten Bauabschnitt Unterkunfts- und Versorgungsgebäude, Büro- und Seminarräume sowie entsprechende Infrastruktur entstehen werden. Nach der Fertigstellung können die bisherigen Unterkunfts- und Seminarräume sowie die vorhandene Infrastruktur am jetzigen Standort für Übungszwecke genutzt werden. Mit einem späteren zweiten Bauabschnitt können auf dem neuen Gelände Übungshalle, eine Kfz-Werkstatt und Garagen sowie ein neues Brandübungshaus und entsprechende Infrastruktur errichtet werden, so dass langfristig alle Bereiche an dem neuen Standort untergebracht sein können. Doch bis dahin werden noch einige Einsätze im jetzigen Brandübungshaus absolviert.