Biosphärengemeinde in der Flusslandschaft Elbe
Bengerstorf mit den Ortsteilen Wiebendorf, Klein Bengerstorf und Groß Bengerstorf will sich im Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe engagieren
Die Gemeinde Bengerstorf mit ihren drei Ortsteilen Wiebendorf, Klein Bengerstorf und Groß Bengerstorf will sich stärker auf Nachhaltigkeit ausrichten und geht dazu eine enge Partnerschaft mit dem Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe ein.
Zwar liegen alle drei Ortsteile mit ihren 526 Einwohnern nicht direkt in dem von der UNESCO anerkannten Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, jedoch grenzt die Gemeinde Bengerstorf dort an und befindet sich in der Biosphärenregion, die auch der Vergaberegion für die „Partner des Biosphärenreservates“ entspricht.
„Es freut mich, dass sich die Bürgerinnen und Bürger in Bengerstorf in einer lebendigen Diskussionskultur intensiv mit den Zukunftsthemen unserer Zeit auseinandersetzen und sich für den Erhalt unserer vielfältigen Kulturlandschaft entlang der Schaale engagieren. Der vertrauensvolle Austausch zwischen den Akteuren der Region - wie er mit der Kooperation Biosphärengemeinde angestrebt wird - liegt mir hierbei besonders am Herzen. Der hier angestoßene Dialogprozess ist beispielhaft für die Umsetzung der Agenda 2030 in unseren Kommunen, die wir weiterhin gemeinsam und entschlossen angehen sollten.“ Mit diesen Worten eröffnete Dr. Till Backhaus, Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt des Landes Mecklenburg-Vorpommern am 30. August die Veranstaltung.
Der nun vollzogenen Anerkennung als Biosphärengemeinde ist ein intensiver Abstimmungsprozess zwischen Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe und der Gemeinde Bengerstorf vorausgegangen. Rückblickend auf diesen Prozess fasst Anke Hollerbach, Amtsleiterin des Biosphärenreservatsamtes Schaalsee-Elbe im Vorfeld der Veranstaltung zusammen: „Mit ihrem Bekenntnis zu den Zielen des UNESCO-Biosphärenreservates, ihrem Engagement hinsichtlich einer nachhaltigen Kommunalentwicklung, die die Lebensqualität der Einwohnerinnen und Einwohner erhalten und weiter verbessern soll, aber auch aufgrund ihrer konkreten Projektideen ist die Gemeinde Bengerstorf eine im wahrsten Sinne ‚ausgezeichnete‘ Gemeinde bei uns im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe M-V.“ Und ergänzt: „Und an dieser Stelle möchte ich betonen, dass mit der Anerkennung als Biosphärengemeinde keine Aufnahme in das gesetzlich festgelegte ‚Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Mecklenburg-Vorpommern‘ erfolgt und auch keine zusätzlichen rechtlichen Regelungen verbunden sind.“
„Während des Anerkennungsprozesses, der offiziell mit dem Beschluss der Bengerstorfer Gemeindevertretung im April 2024 begann, wurde schnell klar, dass die neue Partnergemeinde bereits so einiges im Bereich Natur- und Landschaftsschutz angestoßen hat“, betont Dr. Martin Kubiak, verantwortlich für „Öffentlichkeitsarbeit und Gebietsmanagement Elbe“ im Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe: „Sie hat sich erfolgreich um den Erhalt und den Ausbau ihrer Baumalleen eingesetzt, die ihre drei Gemeindeteile verbindet und sie hat einiges für die naturnahe innerörtliche Gestaltung getan“.
Bengerstorf hat aber noch einige neue Projekte konkret im Blick, die die Gemeinde und das Biosphärenreservatsamt in einem alle zwei Jahre zu prüfenden „Aktionsplan“ vereinbart haben und sich u.a. auf die Bereiche „Regionale Wertschöpfung“, „Klima, Ressourcen, Schutz der Biodiversität“ sowie „Mobilität und Infrastruktur“ verteilen. Dabei kann das Biosphärenreservatsamt vor allem mit fachlicher Beratung, Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen. Dem Aktionsplan nach, soll erstmals eine gemeindeeigene ehemalige Niedermoorfläche von ca. 10 ha renaturiert und ein ca. 5 ha großer neuer Wald gepflanzt werden. Für das beliebte Naturschutz- und Naherholungsgebiet Bretziner Heide werden weitere Rastmöglichkeiten aufgestellt und beim Thema Mobilität steht der Ausbau des ÖPNV sowie das Projekt „Carsharing“ ganz oben. Die Gemeinde, die sich selber als „lebendiges Dorf mit einer offenen und aktiven Dorfgemeinschaft“ beschreibt, möchte außerdem im Bereich „Soziales und Bildung“ etwas Neues angehen: In zweijährigem Rhythmus soll hier ein „Aktions-Tag der Artenvielfalt“ für Kinder-und Jugendliche ausgerichtet werden.
Mit der Auszeichnung zur 11. Biosphärengemeinde erhielt Bengerstorf eine Urkunde und Emaille-Plakette sowie die Möglichkeit, das patentrechtlich geschützte Logo „Biosphärengemeinde Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe“ zukünftig öffentlichkeitswirksam zu nutzen.
Hintergrund:
Das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe ist eine von der UNESCO ausgezeichnete Modellregion für nachhaltige Entwicklung (UNESCO-Programm „Man and Biosphere“).
Die Kooperation „Biosphärengemeinde“ wird im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe M-V seit 2019 umgesetzt. Im länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe setzt Mecklenburg-Vorpommern derzeit als einziges Bundesland diese Form der Zusammenarbeit zwischen Biosphärenreservatsverwaltung und Kommunen um. Der Startschuss zu den Biosphärengemeinden fiel im Jahr 2019 mit den beiden Gemeinden Bresegard b. Picher und Redefin, denen 2021 das Amt Dömitz-Malliß mit seinen sieben Gemeinden und in diesem Frühjahr Boizenburg/Elbe folgte.
Ziel ist es hierbei, die Zusammenarbeit mit den Kommunen durch intensiven, regelmäßigen Informationsaustausch zu stärken und die Umsetzung eines Prozesses zur nachhaltigen Entwicklung in den Gemeinden zu unterstützen. Für Kommunen ergibt sich ein Imagegewinn durch die Bezeichnung als Biosphärengemeinde und einer entsprechenden Darstellung (z.B. an Ortseingängen und auf der Internetpräsentation) sowie dem Bekenntnis zur Identifikation mit den Zielen des Biosphärenreservates. Gleichzeitig werden die Städte und Gemeinden bei der Erarbeitung und Umsetzung einer an den Nachhaltigkeitszielen ausgerichteten Entwicklungsstrategie durch das Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe unterstützt.